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Hans-Otto Weber ist tot

Der Volksbund trauert um seinen Ehrenpräsidenten

Kein Mitarbeiter, ob haupt- oder ehrenamtlich, hat den Volksbund so nachhaltig geprägt wie Hans-Otto Weber. Dafür hat ihm der Verband mit dem Titel des Ehrenpräsidenten gedankt. 40 Jahre arbeitete er im Bundesvorstand des Volksbundes mit. Elf Jahre davon, von 1987 bis 1998, stand er als Präsident an der Spitze, vorher war er bereits zwölf Jahre stellvertretender Präsident gewesen.

Aber Webers Engagement für den Volksbund reichte zurück bis in die ersten Nachkriegsjahre. Als schwer verwundeter Kriegsinvalide - er hatte als 18jähriger Soldat 1944 seinen linken Arm verloren - reiste er in einem klapprigen Auto mit einem Projektor durch seine Waldecker Heimat und zeigte seinem ländlichen Publikum Filme über die Arbeit der Kriegsgräberfürsorge. In dieser Zeit baute er den Kreisverband Waldeck auf. Ab 1956 arbeitete er im Landesvorstand Hessen mit.

Er war erfüllt von der Pflicht, den Kriegstoten würdige Friedhöfe zu schaffen und den Familienangehörigen bei der Suche nach den Gräbern zu helfen. Konsequent setzte er sich Zeit seines Lebens für die Versöhnung zwischen den einst verfeindeten Nationen ein. Früh förderte der damalige Junglehrer die Jugendarbeit des Volksbundes, in einer Zeit, als dafür in den Führungsgremien des Vereins noch Mehrheiten gefunden werden mussten. In seiner späteren Amtszeit als Präsident fielen die Entscheidungen für den Bau der Jugendbegegnungsstätten in Ysselsteyn/Niederlande, Lommel/Belgien und Niederbronn/Frankreich.

1957 wechselte Weber für ein Jahr in das Pariser Büro des Volksbundes und half, die Umbettung der deutschen Soldaten auf zentrale Friedhöfe in Nordfrankreich zu organisieren.

1958 wurde er Mitglied im Bundesvorstand des Volkbundes. Im gleichen Jahr begann seine politische Karriere. 20 Jahre lang war er Abgeordneter der SPD im Hessischen Landtag, acht Jahre davon Vizepräsident des Landtages. 1974 bis 1978 arbeitete er als Ministerialdirigent in der Wiesbadener Staatskanzlei und war als Beauftragter Hessens für die Angelegenheiten des Grenzgebietes zur DDR Mitglied in der deutsch-deutschen Grenzkommission.

In seiner Amtszeit als Volksbund-Präsident fiel die Mauer und begann die politische Wende in Osteuropa. Das bedeutete für den Volksbund eine unerwartete und enorme Herausforderung. Weber stellte die Weichen für den Wiederaufbau des Umbettungsdienstes und die Gründung der Volksbund-Landesverbände in den neuen Bundesländern. Er reiste mit Bundeskanzler Kohl nach Moskau zur Unterzeichnung des deutsch-russischen Kriegsgräberabkommens.

Er führte die ersten Verhandlungen mit den neuen Partnern in den Ländern des europäischen Ostens, hielt Vorträge bei Informationsveranstaltungen in Kiew, Minsk, Moskau, im Baltikum und Tschechien. Weber wurde Reisender in Sachen Versöhnung und konnte viele Menschen überzeugen. Er war Mitgründer der Fundacja Pamiec, der deutsch-polnischen Stiftung, und er weihte die ersten Kriegsgräberstätten im Osten ein, in Krakau/Polen, Nowgorod/Russland, Marienbad/Tschechien, Böhönye/Ungarn, Pernau/Estland, Zborov/Slowakei - die Reihe ließe sich noch lange fortführen.

Weber fiel es leicht, Grenzen der Verständigung zu überwinden. Seine freundliche und bescheidene Art sowie sein tolerantes Naturell nahmen die Menschen für ihn ein. An öffentlicher Anerkennung seiner Leistungen hat es nicht gefehlt. 1996 zeichnete ihn der Bundespräsident mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern aus.

Mit 88 Jahren verließen ihn allmählich seine Kräfte. Hans-Otto Weber starb am 31. August in seinem Heim im nordhessischen Schenklengsfeld.