Volksbund Logo Desktop Volksbund Logo Mobil
Gräbersuche Mitglied werden Jetzt spenden Spenden

Hans Soltau ist tot

Volksbund trauert um den Mitbegründer seiner Jugendarbeit

Schiffsmaschinenbau-Ingenieur wollte er eigentlich werden. Aber der Krieg machte die Pläne zunichte. Als Hans Soltau 1947 nach zweijähriger Kriegsgefangenschaft in der Sowjetunion nach Hause zurückkehrte, war er 22 Jahre alt, schwer krank und fand nach Monaten endlich Arbeit in einer Elektrowerkstatt seiner Geburtsstadt Hamburg.

1949 verfasste er eine Denkschrift, in der er seine Ideen über eine zeitgemäße Öffentlichkeits- und Jugendarbeit des Volksbundes schilderte. Diese Gedanken über die Gestaltung einer friedlichen Zukunft ließen ihn zeitlebens nicht mehr los und sollten sein künftiges Berufsleben prägen.

Es ging rasch voran: 1950 wurde er als Jugendreferent im Volksbund-Bezirksverband Lüneburg eingestellt, zunächst zur Probe, wie es hieß. Kaum zwei Jahre später wechselte er in die Zentrale des Volksbundes nach Kassel und baute voller Enthusiasmus die Jugendarbeit des Volksbundes aus. 1953 gleichsam als Urknall: das erste Jugendlager mit Pater Theobald Rieth im belgischen Lommel unter dem Motto "Versöhnung über den Gräbern".

Soltau gründete 1962 das Internationale Seminar des Volksbundes, das bis in die 1990er Jahre hinein jeweils zum Volkstrauertag junge Leute aus ganz Europa zu Diskussionsrunden über die Kriegsgräberfürsorge zusammenbrachte. 1963 folgte das erste deutsch-französische Jugendtreffen mit 2 500 Teilnehmern in Verdun. Das setzte Maßstäbe. Das Gedenken an die Toten der Kriege und die Überwindung der Grenzen in Europa war längst zu einem Anliegen der Jugend geworden. Auch die Kultusministerkonferenz entdeckte die Arbeit des Volksbundes und sprach erstmals eine Empfehlung aus.

Unter Soltaus Führung wurde die Jugendabteilung in Kassel ausgebaut. Sie schloss nun auch die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr, den Schulen, Hochschulen und Kirchen mit ein. 1972 berief der Bundesvorstand Soltau zum Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit. Nun gehörte auch die Organisation der zentralen Gedenkstunde zum Volkstrauertag im Bonner Bundeshaus zu seinen Aufgaben. Auch protokollarische Fragen lagen ihm, der stets nach neuen Wegen suchte. Er avancierte zu einem der einflussreichsten Mitarbeiter des Volksbundes.

Hans Soltau hat die Größen seiner Zeit getroffen, die Bundeskanzler von Adenauer bis Kohl, die Bundespräsidenten von Heuss bis Weizsäcker, Albert Schweitzer und viele einflussreiche Politiker Westeuropas. Es fehlte nicht an hohen öffentlichen Auszeichnungen in Deutschland wie im Ausland. Als er 1988 in den Ruhestand wechselte, hinterließ er ein feingliedriges Netz an freundschaftlichen Kontakten, das sich über ganz Europa erstreckte.

Auch als Rentner arbeitete er weiter. Er recherchierte in deutschen und internationalen Archiven und schrieb grundlegende Artikel für eine Chronik des Volksbundes. In dieser Woche ist Hans Soltau in seinem nordhessischen Heimatort Zierenberg gestorben. Er wurde 90 Jahre alt.

Fritz Kirchmeier