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Heute sind wir Freunde

Royales Gedenken an Ersten Weltkrieg

„In ganz Europa gehen die Lichter aus; wir alle werden sie in unserem Leben nie wieder leuchten sehen." Mit diesem Zitat erlangte der damalige britische Außenminister Sir Edward Grey am Vorabend des britischen Eintritts in den Ersten Weltkrieg am 4. August 1914 große Berühmtheit. Doch glücklicherweise war zumindest der zweite Teil seiner Aussage nicht ganz richtig. Denn inzwischen – exakt 100 Jahre später – „leuchtet der Stern der Versöhnung“ und des gemeinsamen Gedenkens an die Opfer wieder über Europa. Das zeigten nicht zuletzt die belgisch-deutsch-britisch-französischen Gedenkveranstaltungen in Lüttich und Löwen sowie auf der deutsch-britischen Kriegsgräberstätte St. Symphorien bei Mons. Vor allem Prinz William fand am Rande der Zeremonie von St. Symphorien im Beisein von Bundespräsident Joachim Gauck und zwei Volksbund-Reisegruppen aus Bayern sowie zahlreichen hochrangigen internationalen Gästen äußerst versöhnende Worte.

„Wir waren mehr als einmal Feinde in diesem vergangenen Jahrhundert. Aber heute sind wir Freunde und Verbündete. Der Frieden, den wir genießen dürfen, bedeutet nicht einfach nur kein Blutvergießen, sondern etwas viel Tieferes als das." Mit diesen Worten brachte der Herzog von Cambridge und womöglich künftige König von England ebenso wie Bundespräsident Joachim Gauck zugleich einen Paradigmenwechsel in der europäischen – oder zumindest: westeuropäischen Gedenk- und Erinnerungskultur zum Ausdruck. Denn wo bisher mit nationalem Pathos ausschließlich an die Gefallenen der eigenen Nation erinnert wurde, wird jetzt auch die Perspektive der ehemaligen Gegner in die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg einbezogen.

Gedenken an Gefallene
beider Seiten

In diesem Sinne wies Prinz William, der gemeinsam mit seiner Ehefrau Kate und Bruder Harry an der beeindruckenden Zeremonie in den Abendstunden mitwirkte, auch auf die Besonderheit der Kriegsgräberstätte in St. Symphorien hin: „Es ist ein sehr passender Ort für unsere Zusammenkunft. Das Land für diesen Friedhof wurde der deutschen Armee während des Ersten Weltkrieges von einem Belgier zur Verfügung gestellt, damit hier Gefallene beider Seiten des Konflikts mit Respekt bestattet werden könnten. (...) Wir gedenken auch der Soldaten, die einst unsere Feinde waren, der Deutschen und anderen, die ebenfalls gelitten und Opfer gebracht haben. Heute versammeln wir, deren Vorfahren vor einhundert Jahren im Krieg gegeneinander gekämpft haben, uns in Frieden.“

Das gemeinsame Gedenken zeigte sich bei der sehr würdevoll und auf technisch hohem Niveau veranstalteten Gedenkzeremonie auch an den Details. So wirkten neben der Coldstream Garde und dem Londoner Symphonieorchester auch das Gebirgsmusikkorps der Bundeswehr, die Berliner Philharmoniker und der Festivalchor Schleswig-Holstein mit. Selbst die Auswahl der Musikstücke setzte sich aus deutschen und britischen Liedern des Ersten Weltkrieges zusammen. Ebenso verhielt es sich mit den Lesungen von deutschen und britischen Zeitzeugendokumenten durch Deutsche und Briten, welche verbunden mit stimmungsvollen Lichtinstallationen, an verschiedenen Stellen des Friedhofes vorgetragen und den Gästen live auf einem Großbildschirm gezeigt wurden.

Ein leuchtendes Beispiel

Am Ende der Zeremonie griffen die britischen Royals mit dem belgischen Königspaar dann gewissermaßen die eingangs zitierte Warnung Edward Greys auf, indem sie symbolisch mit einer Lampe in der Hand auf der Kriegsgräberstätte der Opfer gedachten und zugleich ein leuchtendes Beispiel für die Versöhnung, die gemeinsame Erinnerung und die Mahnung an den Frieden boten.

Maurice Bonkat