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In Erinnerung an

Wilhelm "Wilm" Hosenfeld

Der 27. Januar ist der Tag des Gedenkens an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. An diesem Tag im Jahr 1945 befreite die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz.

Anlässlich dieses Jahrestages möchte der Volksbund den Blick auf einen ganz besonderen Menschen lenken:

Wilhelm "Wilm" Hosenfeld wurde in Mackenzell bei Fulda als Sohn eines Lehrers in eine christlich und patriotisch geprägte Familie hineingeboren. Der spätere Reformpädagoge war nach 1933 zunächst – wie viele andere – Anhänger des Nationalsozialismus und trat in die SA und die NSDAP ein. Doch bereits 1936 wurde ihm wegen Kritik an Rosenbergs „Mythos des 20. Jahrhunderts" als Lehrer der „Weltanschauungsunterricht" entzogen. In den Jahren 1937 bis 1939 begann seine zunehmende Distanzierung vom Nationalsozialismus.

Im Zweiten Weltkrieg war er als Reserveoffizier ab 1939 im besetzten Polen, davon ab 1940 in Warschau eingesetzt. Als Leiter der Wehrmachts-Sportschule in Warschau beschäftigte Wilhelm Hosenfeld ab 1941 verfolgte Polen unter falschem Namen, darunter zwei Juden. Zahlreiche weitere Fälle lebensrettender Hilfe sind bezeugt.

Während des Warschauer Aufstandes 1944 oblag Wilhelm Hosenfeld die Aufgabe, gefangene Zivilisten und Aufständische zu vernehmen. Er schrieb damals nach Hause: „Ich versuche jeden zu retten, der zu retten ist“. So rettete Hosenfeld unter anderem dem polnisch-jüdischen Pianisten Władysław Szpilman das Leben. Erst viel später wurde dies durch den Film „Der Pianist“ von Roman Polanski einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Seine zahlreichen Briefe, vor allem das Warschauer Tagebuch (1942-1944), dokumentieren seinen Nonkonformismus, seine Zivilcourage und Mitmenschlichkeit. Sie sind Belege seiner Empörung und Verzweiflung über den Massenmord an den Juden und den Terror gegen die Polen.

Im Januar 1945 geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Seine wahrheitsgemäße Angabe, dass das von ihm geführte Sportamt organisatorisch der Abteilung Ic unterstand, wurde ihm zum Verhängnis, da diese Abteilung auch nachrichtendienstliche Aufgaben wahrnahm. Deshalb erlitt er Folter und Isolationshaft und wurde 1950 wegen angeblicher Kriegsverbrechen verurteilt.

Im Jahr 1952 verstarb Wilm Hosenfeld nach mehreren Schlaganfällen in einem Straflager in Stalingrad. Sein Name steht auf dem Granitwürfel 107-14 der deutschen Kriegsgräberstätte Rossoschka.

Am 1. September 2007 wurde – im Beisein seiner Kinder Detlev und Anemone sowie zahlreicher anderer Gäste – der zentrale Platz auf dem Gelände der Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte (JBS) Golm des Volksbundes in Kaminke auf Usedom als Wilm-Hosenfeld-Platz benannt.


Lebensdaten

2.5.1895 geboren in Mackenzell bei Fulda

1909-1914 Ausbildung zum Volksschullehrer, Mitglied im „Wandervogel".

1914-1917 Frontsoldat im 1. Weltkrieg, 1917 schwere Verwundung in Rumänien.

1918-1927 Dorfschullehrer im Spessart, Unterricht nach den Prinzipien der Reformpädagogik.

1920 Heirat mit Annemarie Krummacher, Tochter eines Malers aus Worpswede.

1921-37 Geburt von fünf Kindern

1927 Schulleiter in Thalau, Kreis Fulda, Pädagogik der individuellen Förderung und Charakterbildung der Kinder.

15.4.1933 Eintritt in die SA.

1.8.1935 Eintritt in die NSDAP.

26.8.1939 Einberufung zur Wehrmacht als Feldwebel der Reserve.

13.9.1939 Einsatz in der militärischen Besatzungstruppe in Polen. Organisation des Gefangenenlagers Pabianice, später Verwendung in Wegrów und Jadów. Private Kontakte mit polnischen Familien. Besuch der Gottesdienste vor Ort.

1940 Dienst als Leutnant bei einer Wachkompanie in Warschau.

1941-1943 Sportoffizier, Einrichtung und Leitung der Wehrmachts-Sportschule in Warschau

17.11.1944 Begegnung mit Władysław Szpilman.

17.1.1945 Beginn sowjetische Kriegsgefangenschaft.

13.8.1952 Tod in einem Straflager in Stalingrad.


Posthume Ehrungen:

Oktober 2007 Verleihung des Orden Polonia Restituta (Komtur) durch den polnischen Präsidenten Lech Kaczyński für die Rettung jüdischer und nichtjüdischer Polen

November 2008 Verleihung des Titels „Gerechter unter den Völkern" durch die Jerusalemer Holocaustgedenkstätte Yad Vashem

 

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