Kinlochleven hat ein gutes Gedächtnis
Deutsche Kriegsgefangene im schottischen Hochland
Kassel, 13. Mai 2011 - Anfang Mai schreibt Margaret B. aus Kinlochleven, einem kleinen Dorf in den schottischen Highlands. Dort sei während des Ersten Weltkrieges ein Lager mit deutschen Kriegsgefangenen eingerichtet gewesen. Heute noch seien Überreste davon erhalten – und viele Erzählungen. So hätten die Gefangenen hoch in den Bergen eine Pipeline gebaut, mittels derer bis heute Wasser von einem See in ein Reservoir abgeleitet wird. Auch eine Straße hätten sie errichtet, die den Ort mit einem sechs Meilen entfernten Nachbarort verbindet. Die Menschen dort scheinen sich in Dankbarkeit an die deutschen Gefangenen zu erinnern.
Ein Freund von Margaret habe ein Foto von den Gefangenen per Facebook veröffentlicht. Seither würden die Anfragen zur Geschichte des Lagers nicht abreißen.
1962 habe eine deutsche Frau, die in dem Dorf lebte, die Heimatüberführung der sterblichen Überreste einiger Gefangener organisiert. Eine Nachfrage in unserem Archiv erbrachte, dass es 1962 eine Umbettung von 28 Toten aus Duror auf die deutsche Kriegsgräberstätte in Cannock Chase/Staffordshire gegeben hat. Duror ist etwa 20 Kilometer von Kinlochleven entfernt. Zu dem Ort gehört auch der Friedhof, auf dem die Verstorbenen aus Kinlochleven bestattet werden.
Aufschlussreich war auch eine kurze Internetrecherche. Sie zeigte, dass die Schotten sehr wohl über die Geschichte des Lagers in Kinlochleven und auch über andere Lager in den Highlands Bescheid wissen. Das „german Camp“ in Kinlochleven, wie es heute noch heißt, wird in Reise- und Wanderführern beschrieben, und auch auf der offiziellen Internetseite des Dorfes finden die Leser einen Hinweis auf die deutschen Soldaten, die hier gearbeitet haben.
Zwei Beispiele:
http://www.secretscotland.org.uk/index.php/Secrets/PoWCampSummaryWWI
http://canmore.rcahms.gov.uk/en/site/120445/contribution/kinlochleven/?contact_user=true
Fritz Kirchmeier
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