Mehr als ein Dankeschön …
für die Zeit in Jekabpils Lettland im September 2021
Es gab absolut nichts zu sehen, was einen Hinweis auf eine Gedenkstätte hatte geben können.
Die Pfadfinder in unserer Truppe fanden schließlich ein paar wenige Gedenksteine, die bis zur Unleserlichkeit zugemoost waren. Es sollte unsere Arbeitsstätte für die nun folgenden Tage sein, in Dignaja, eine knappe halbe Stunde entfernt von Jēkabpils, einer Stadt mit circa 23.000 Einwohnern.
Und was war das für eine Truppe, die da auf dem flachen Land, 150 km östlich von Riga, auftauchte!
Allein die Altersstruktur, von 32 Jahren bis zum stolzen Alter von 83 Jahren, mit erfahrenen CampTeilnehmern und Neulingen, mit Berufsbildern, die man im Supermarkt nicht einmal vor Weihnachten findet. Garantiert nicht.
Da bedurfte es schon eines gewieften und erfahrenen Dirigenten, der einen solchen vielstimmigen Männer-Chor mit einer weiblichen Sopranstimme zu Wohlklang führen kann: BODO HENZE hat dieses geschafft.
Und es begann am ersten Arbeitstag mit vollem Einsatz: Rodung der Fläche für die zu erstellende Gedenkstätte und Aufbau eines Gerätezeltes, welches auch gleichzeitig als Verpflegungsstelle fungierte; natürlich erst dann, wenn alle Geräte im Einsatz waren. Ohne Fleiß keine Speis!
Verpflegung, schmackhaft, reichlich, pünktlich, denn um 12:00h wird gegessen, ob gekocht ist oder nicht. Zwei Kameraden der Bundeswehr haben die kulinarische Unterlage zubereitet, die uns täglich zu Hochleistung hat auflaufen lassen.
Es gab ein Verständnis in der Mannschaft, wie ich es in mehr als 40 Berufsjahren mir immer gewünscht und erst hier in Jēkabpils gefunden habe: ohne Hierarchie, jeder für jeden und alle zusammen. Die Arbeit stand im Mittelpunkt, gestärkt von einer spontan sich gefundenen Kameradschaft. Auch viel Spaß hatte seinen Platz im Team. Ob dies die impulsiven Sätze des selbsternannten Brigadiers waren oder das hessische Gebabbel unseres Seniors.
Da waren die Skat-Runden am Abend, die temperamentvolle Wortspiele hervorbrachten und manche Regel haben neu entstehen lassen. Ungezählte persönliche Geschichten am langen Tisch nach dem Abendessen im Speisesaal unseres Hotels brachten eine tolle Stimmung und förderten den Team-Geist.
Wer sich für dieses Hotel in mitten im Zentrum Jēkabpils entschieden hat, der verdient eine ganz besondere Anerkennung: einfach Spitze in Ausstattung und Service.
Dieses Lob gilt natürlich auch für die Hotelwahl bei den Zwischenstopps in den Masuren. Danke. Toll.
Ohne die beiden Fahrer des Bundeswehr-Busses und deren Zuverlässigkeit hätte etwas ganz Wichtiges gefehlt: die Möglichkeit, sich auf den langen Fahrten in Ruhe zu besprechen und Kameradschaften zu pflegen. Die Jungs waren vorbildlich; sie hatten einen mehr oder weniger kleinen Getränk-Vorrat im Gepäck, der uns allen gutgetan hat. Wenn jemand annähme, dass es zu irgendeiner Art von Abusus geführt haben könnte, so sei mitgeteilt: Fehlanzeige.
Wichtig, neben der Arbeit, waren die Besichtigungen (mit sachkundigen Fremdenführerinnen) in unserer Freizeit, die Bodo organisierte und die bei uns allen bleibende Erinnerungen hinterlassen haben.
Riga, die Landeshauptstadt mit seinem von der Hanse geprägten Stadtbild, die sich sehr europäisch heute darstellt, hat uns alle sehr beeindruckt.
Der Besuch des Garden of Destiny bei Koknese mit der Schiffsfahrt auf der aufgestaute Düna waren aufregend und mahnend zugleich.
Nicht zu vergessen der Ausflug zur zweitgrößten Stadt des Landes Daugavpils mit der einzigartigen Festungsanlage und die Rückreise im Zug nach Jēkabpils.
Zum Abschluss der Arbeiten auf der Gedenkstätte gab es eine feierliche Veranstaltung mit einer großen Zahl von Bürgern und Honoratioren der Stadt Jēkabpils und Offizieren der lettischen Armee.
Wir haben eine Gedenkstätte errichtet, die würdig und der Zukunftsbedeutung angemessen über viele Jahre Bestand haben wird.
Die beiden Brücken, die von den beiden angrenzenden Straßen zu der Gedenkstätte hin führen, sind Symbole für das, was wir schaffen wollten: Wahrung des Gedenkens an gefallene Soldaten und Aufruf zur Versöhnung über den Gräbern.
Für mich, mit 69 Jahren, war die Reise ein einzigartiges Erlebnis, von dem ich vielen Menschen berichten und die Aufmerksamkeit auf den Volksbund lenken konnte.
Es war mein zweites Camp, das erste war ein Jugendlager in Cambrai/Frankreich im Jahre 1969. Doch wird sicher ein weiterer Einsatz folgen; mein Bewerbungsschreiben liegt in meiner Datei “VDK“.
Danke, Bodo, Danke an die Kameraden der Bundeswehr und die komplette Mannschaft.
Text: Werner Schaar