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„Now we are friends“

60 Jahre Kriegsgräberstätte La Cambe in Frankreich und Rückblick auf zwei unvergessliche Treffen

Unverkennbar ist dieser Friedhof in der Normandie. Mit seinem fünf Meter hohen Basaltlava-Kreuz, mit 21.245 Gräbern, jedes mit seiner eigenen Geschichte vom Krieg, von der Landung der Alliierten in der Normandie, vom D-Day im Juni 1944. Vor 60 Jahren wurde die deutsche Kriegsgräberstätte La Cambe eröffnet. Im September trafen sich Vertreter von Militär und Politik zu einer Gedenkfeier, doch wir lenken den Blick zurück auf 2019.

Als hätten diese Augen in 90 Jahren noch nie so etwas Wunderbares, so etwas Überraschendes gesehen, treffen sich zwei erstaunte Blicke voller Neugier und Freude. Die Hände berühren sich zaghaft, lassen einander nicht mehr los.  Es ist der Moment, als sich zwei deutsche Veteranen das erste Mal auf dieser Kriegsgräberstätte begegnen: Paul Golz und Heinrich Leuffert.

„We are brothers“

Ein ähnlich emotionaler Moment spielte sich ab, als Golz noch am gleichen Tag auf den britischen Veteranen Harry Read in einem Restaurant traf.

Golz und Read waren im Zweiten Weltkrieg dazu ausgebildet worden, sich gegenseitig zu töten. Golz war gerade mal 18 Jahre alt, Read 19, als alliierte Truppen am 6. Juni 1944 am Omaha Beach in der Normandie landeten. Am 6. Juni 2019, es ist der 75. Jahrestag des D-Days, stehen sich die ehemaligen Feinde von Angesicht zu Angesicht gegenüber. An diesem Tag sprechen Paul und Harry als 94- und 95-Jährige viel miteinander, nehmen sich Zeit bei einer Tasse Kaffee im Restaurant. Dankbarkeit und gegenseitige Wertschätzung prägen ihre Dialoge. 

Einen Auszug daraus hat der Sender Channel 4 News während eines Interviews festgehalten:

Harry Read: „I’m so glad to see you and hold your hand. Once we were on a different side, but we are partners together.“
Paul Golz: „Now, we are friends.“
Harry Read: „We are more than that, we are brothers.“

We are brothers – wir sind Brüder. Drei magische Worte voller Kraft und Freundschaft.

La Cambe: eröffnet vor 60 Jahren

Freundschaft war auch in diesem Jahr Thema an diesem Ort:  Zum 60-jährigen Bestehen der Kriegsgräberstätte La Cambe sprach auch Gwenn Leffroy, der stellvertretende Präfekt. Er stammt au seiner deutsch-französischen Familie und ging mehrfach auf die Bedeutung der deutsch-französischen Freundschaft und die Integration des deutschen Friedhofs von La Cambe als Ort der Erinnerung ein.

Fregattenkapitän Andréas Jungmann vertrat die deutsche Botschaft. Carole Novy - Länderbeauftragte für Frankreich – sprach für den Volksbund. Zu den Gästen gehörten auch der Senator des Calvados, ein Vertreter des Departementsrats, der Kommandant der Gendarmerie von Bayeux, der Militärdelegierte des Departements Calvados, zahlreiche Bürgermeister der Region sowie Vertreter der Volksbund-Partner : der Commonwealth War Graves Commission (CWGC) und der American Battle Monument Commission (ABMC).

Veteran Paul Golz

Paul Golz war am 21. September 2021, dem 60. Jahrestag der Friedhofseinweihung in La Cambe, 96 Jahre alt. Der deutsche Veteran hatte sich reflektiert und kritisch zum nationalsozialistischen Angriffskrieg geäußert, für den er als 19-Jähriger rekrutiert worden war. Er war bekannt für sein Engagement und seine Diplomatie, wandte sich als Botschafter für den Frieden an die Öffentlichkeit, an Schulen und knüpfte stetig Kontakte zu Amerikanern, Briten und Franzosen. Die Zeit hatte Golz gelehrt, dass die Landung der Alliierten in der Normandie keine Niederlage, sondern ein Segen war: für ihn, für sein Land, für Europa und für die Welt. Paul Golz ist am 2. Oktober 2021 verstorben. 

Simone Schmid Referentin Kommunikation/Social Media