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Nur der Wille zum Frieden beendet Kriege

Osterbotschaft von Wolfgang Schneiderhan, Präsident des Volksbundes

Liebe Leserin, lieber Leser,

es ist dieser Blick, diese Mischung aus Furcht und Erschöpfung in den Augen, die dem Betrachter nahe geht. Der Fotograf Florian Bachmaier hat dieses Bild auf dem Cover der aktuellen Ausgabe der FRIEDEN von der acht Jahre alten Klementina in der West-Ukraine gemacht. Aktuell wissen wir nichts über ihr Schicksal – ob sie noch in der Ukraine lebt oder geflohen ist. Das Foto, das am 16. März entstanden ist, ist ein eindringliches, ein bedrückendes Dokument der Zeitgeschichte. 

Wir haben verstörende Bilder vor Augen, wenn es um diesen völkerrechtswidrigen Akt, diesen Angriffskrieg in der Ukraine geht. Junge Soldaten im Kampf, Frauen und Kinder auf der Flucht, verzweifelte alte Menschen in Kiew, Charkiw, Mariupol und anderswo. Aber wir sehen auch Soldatenmütter, die tapfer in Moskau demonstrieren und um das Leben ihrer Söhne bangen. Der Tod ist zehntausendfach nach Europa zurückgekehrt. 
 

Hoffnung auf unsere Botschaft setzen

Einen solchen Rückfall in die überwunden geglaubten Zeiten des Krieges, in die dunkelsten Jahre des vergangenen Jahrhunderts hielt ich für ausgeschlossen. Das Gefühl, zum ohnmächtigen Zuschauer verurteilt zu sein, bedrückt viele von uns. Trotzdem oder gerade deswegen müssen wir uns darauf besinnen, dass wir mit unserer universellen Mahnung zum Frieden eine Botschaft haben, auf die wir unsere ganze Hoffnung setzen.

Im Kanon der immer lauter werdenden Androhungen und Anschuldigungen gehören wir zu denen, die nicht auf Lautstärke, sondern auf Gedankenstärke setzen. Unsere mahnende Botschaft richtete sich schon immer und vor allem an unsere eigene Gesellschaft, unsere Regierung, unser Land, weil wir zuerst an unsere Verantwortung für unsere Geschichte erinnern müssen. 
 

Damit finden wir Gehör

Dies tun wir seit vielen Jahren mit großem Ernst und wahrheitsgetreu und finden damit Gehör. Deshalb dürfen, ja müssen wir unsere Stimme auch an die richten, die in diesen Tagen Recht und Freiheit bedrohen und den Frieden unter den Menschen nicht nur in Europa unmöglich machen. Wir haben dabei keine Streitkräfte im Rücken, auch keine Wirtschaftspotentiale, um unseren Worten Nachdruck zu verleihen. Wir nehmen nicht an internationalen Konferenzen teil und treffen keine Staatenlenker persönlich und direkt.

Aber die Millionen von Kriegstoten in den Gräbern in Russland, in Belarus und in der Ukraine, die wir pflegen und erhalten – ihre Stimmen sind da, auch wenn sie leise sind. Vielleicht werden sie nicht mehr von allen wahrgenommen, aber sie schweigen nicht. Sie werden niemals schweigen. Und wir werden nicht aufhören, ihnen Gehör zu verschaffen. 
 

Alternative zum Krieg gibt es immer

Das Vermächtnis aller Kriegstoten, der gefallenen Soldaten und der zivilen Opfer, ist und bleibt die richtige und wichtige Mahnung vor jeder Kriegsgefahr. Nur der unerschütterliche Wille zum Frieden kann diesen Krieg beenden und neue Konflikte verhindern.

Dafür hat sich der Volksbund in der Vergangenheit eingesetzt – auf den verschiedensten Feldern. Und er wird es auch in der Zukunft mit aller Kraft weiter tun. Eine Alternative zum Krieg gibt es immer, eine zum Frieden nicht. 

Ihr

Wolfgang Schneiderhan
Präsident des Volksbundes

(der Text ist auch als Editorial in der jüngsten Ausgabe der Mitgliederzeitschrift FRIEDEN erschienen)