Nur nie vergessen
Volksbundpräsident Führer mit Käthe-Kollwitz-Medaille geehrt
Käthe Kollwitz war nicht nur eine der herausragendsten bildenden deutschen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts, sondern sie verlor – wie Millionen andere Mütter – ihren jüngsten Sohn im 1. Weltkrieg.
18 Jahre brauchte sie, um sich mit dem Tod ihres Sohnes Peter auseinanderzusetzen, um die Frage nach dem Warum auch nur im Ansatz zu klären. Vielleicht auch deshalb, weil sie ihn bei dem Versuch unterstützte, dem zunächst ablehnenden Vater Karl die Erlaubnis zum Eintritt ins Heer abzuringen. Peter Kollwitz fiel am 26. Oktober 1914 in seiner ersten Schlacht in Flandern.
1932 schuf sie das Werk „Trauernde Eltern“, das ihren Mann und sie in unfassbarem Schmerz zeigt. Heute ist die Skulpturengruppe auf der vom Volksbund angelegten Kriegsgräberstätte Vladslo in Belgien aufgestellt und noch immer schauen die untröstlichen Eltern auf das Grab ihres Sohnes, der mittlerweile hierher umgebettet wurde. Mit über 50 000 Besuchern pro Jahr gehören diese sehr persönlichen Skulpturen von Käthe Kollwitz zu den meist besuchten Friedhofskunstwerken weltweit.
Lutz Krieger, 1. Vorsitzender des Vereins der Freunde des Kollwitzmuseums in der Berliner Fasanenstraße, nahm in seine Ansprache den Faden auf. Anlässlich der Verleihung der Käthe-Kollwitz-Medaille an Volksbundpräsident Reinhart Führer sagte er: „Das ganze Elend des Krieges erfasst uns, wenn wir auf einem Soldatenfriedhof stehen. ‚Nur nie vergessen‘ mahnen uns die langen Reihen der Grabsteine.“ Das Erinnern an Leid und Tod gehörte zum Werk von Käthe Kollwitz. Genauso wie zur Arbeit des Volksbundpräsidenten.
„Das Leben gönnt uns die Sprachlosigkeit nicht. Wir ehren heute mit Reinhard Führer einen Mann, der Antworten sucht“, sagte Wolfgang Schneiderhan, Generalinspekteur a. D. in einer bewegenden Laudatio über seinen langjährigen Freund. Er beschrieb Kindheit und Jugend des Flüchtlingskindes aus Österreich und zeichnete seine politische Karriere nach, die ihn schließlich zum Präsidenten des Berliner Abgeordnetenhauses werden ließ. All die Erfahrungen seines Lebens setze er nun wirkungsvoll in seiner Arbeit als Volksbundpräsident um. „All seine Mahnungen heißen, helft doch mit ganzer Macht, dass die Versöhnung über den Gräbern endlich Wirklichkeit wird“.
Der General schloss seine Laudatio mit den Worten: „Wir brauchen Menschen wie Reinhard Führer und ich bin sicher, dass Käthe Kollwitz mit dieser Wahl sehr einverstanden gewesen wäre.“
Christoph Blase