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Spektakulärer Fund am Winterberg-Tunnel 

Wichtige Erkenntnisse bei deutsch-französischer Sondierung im Wald von Craonne

Was auf den ersten Blick wie eine bunte Versammlung Uniformierter im Wald unter dem Plateau de Californie wirkt, ist in Wirklichkeit eine hochkonzentrierte und exakt durchgeplante Sondierung: Experten des Volksbundes und seiner Partnerorganisation ONAC, der französischen Archäologiebehörde DRAC und professionelle Spurensucher der Firma Georadar sind aktuell dabei, die Wahrheit über den Winterbergtunnel nahe der französischen Ortschaft Craonne (nordwestlich von Reims) herauszufinden. Unterstützt werden die Spurensucher von Soldaten der französischen Armee und der Bundeswehr, von lokaler Gendarmerie, Feuerwehr, Sanitätern, dem Kampfmittelräumdienst und vielen ehrenamtlichen Helfern.

„Nachdem hier bereits nicht genehmigte Grabungen stattgefunden haben, sehen wir uns mit unseren französischen Partnern gezwungen, uns ein sehr genaues Bild der Lage zu machen“, sagt Arne Schrader. Der Abteilungsleiter Gräberdienst des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge koordiniert die technischen Arbeiten am Chemin des Dames, wo sich im Ersten Weltkrieg deutsche und französische Truppen einen verlustreichen Stellungskrieg geliefert hatten.

Nachdem am Mittwochmorgen das Team bei Grabungen bereits auf die Schienen einer Feldbahn gestoßen war, die tief in den Winterberg zu führen scheinen, verkündete Schrader am Nachmittag einen weiteren spektakulären Fund: „ein Uniformmantel des Reserve-Infanterie-Regimentes 111!“ Damit sei der Beweis erbracht, dass die Dokumente über die Toten des badischen Regiments zutreffen. Die Grabung kann weitergehen.
 

Auch eine Alarmglocke liegt in der Erde

Die Suche startete am Morgen mit einem gemeinsamen Gedenken an die bis zu 250 toten deutschen Soldaten, die in dem Tunnel vermutet werden, aber auch an die vielen Franzosen, die in diesem bergigen Wald am Chemin des Dames getötet wurden. So waren unter den Fotos, die vor dem vermuteten Tunneleingang an die Toten erinnerten, nicht nur Bilder von Deutschen, sondern auch das von Laurent Michalot, der mit 33 Jahren am 19. April 1917 bei Kämpfen in der Nähe starb.

Schon mittags präsentierte der technische Projektleiter hinter den mächtigen Sandhaufen, die Bagger am Steilhang aufgetürmt hatten, spannende Funde: Reste eines deutschen Stahlhelm M 16, ein Bajonett, Granaten, Winkel zum Stabilisieren einer Holzverschalung, eine Alarmglocke, wie sie an Tunneleingängen üblich waren. Allerdings musste die Suche wegen mehrerer Funde von Munitionsresten immer wieder unterbrochen werden.
 

 

Reportagen von ZDF und „France 3"

Nachdem im Vorfeld zahlreiche deutsche und französischen Medien sowie die britische BBC über die Suche am Winterbergtunnel berichtet hatten, nahmen ein Team des ZDF um Paris-Korrespondent Thomas Walde sowie der französische Sender „France 3“ am Mittwoch die Sondierung zum Anlass für Reportagen. Das ZDF berichtete am Abend in einem heute journal update.

Deutlich wurde bei der Ortsbesichtigung, dass die Suche nach sterblichen Überresten des deutschen Regimentes weit aufwändiger ist als ursprünglich wohl vermutet. Schichtweise müssen Sand und Gestein abgetragen und Munitionsreste gesichert werden. Die Idee, von oben in die durch Georadar festgestellten Hohlräume im Berg einzusteigen, verwarfen die Spezialisten schnell wieder: zu gefährlich! 
 

Weiteres Vorgehen noch offen

Noch bis zum Wochenende geht die Suche am Winterberg weiter. Anschließend werden die untersuchten Gebiete wieder gut gesichert. Denn weitere nicht genehmigte Grabungen sollen in dem von Gendarmerie und mit Videoüberwachung gut gesicherten Gebiet verhindert werden. Erst anschließend entscheiden der Volksbund und seine französischen Partner ONAC, DRAC und die Forstbehörde ONF, wie es mit dem Winterbergtunnel weitergeht.

Text: Harald John
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