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Spur verloren nach Staudamm-Bau in Polen

Zeitzeuge führt an die richtige Stelle – Umbetter des Volksbundes bergen sieben Soldaten bei Miłkowice

In der Nähe des Jeziorsko-Sees an der Warthe hat eine polnische Suchgruppe um Matti Milak, den Leiter der Suchgruppe „Metodis“, sieben deutsche Wehrmachtssoldaten gefunden. Der Hinweis eines Augenzeugen hatte die Umbetter zu dieser außergewöhnlichen Grablage geführt. Beim Bau eines Staudamms war die Spur zu diesen Kriegstoten verwischt worden.  

Es ist ein bewegender bis bedrückender Anblick: Wer zum ersten Mal die Bilder einer Ausbettung von Kriegstoten sieht, dem kann durchaus ein Schauer über den Rücken laufen. Nebeneinander liegen sie aufgereiht – sieben Skelette an der Zahl. Schädel, Rippen, Becken- und Oberschenkelknochen, auch Zähne. Die Arme liegen über Kreuz, ein Zeichen dafür, dass man sich für die Bestattung Zeit genommen hat.

 

Hartnäckige Recherche führte zum Ziel

Mit im Grab liegen Gegenstände und Uniformreste: Stiefel, Koppelschlösser, Helme mit Einschusslöchern, Brillen, Knöpfe und Schulterklappen. Was hätten diese Soldaten, wenn sie heute noch leben würden, wohl zu erzählen vom Krieg? Vom Vormarsch der deutschen Wehrmacht in Polen, September 1939?

Die jungen Männer – vermutlich sind sie nur zwischen 18 und 25 Jahren alt geworden – waren gleich zu Beginn des Zweiten Weltkrieges gefallen. Das offenbart eine eingravierte Nummer auf dem Knopf einer Schulterklappe, mit der sich die Kompanie zuordnen lässt: Knopfnummer „3.“ – Oberschütze Lorenz D.  3. / MG-B.6. . Dass die Soldaten 82 Jahre nach ihrem Tod erst kürzlich gefunden, geborgen und sogar identifiziert werden konnten, ist der hartnäckigen Recherche der Suchgruppe „Metodis“ um Umbetter Matti Milak zu verdanken, die im Auftrag des Volksbundes arbeitet.  
 

Das Luftbild

Die Suche begann mit einem Luftbild und spärlichen Aufzeichnungen zu einer Grablage in der Nähe des Flusses Warthe in Polen. In dieser Gegend muss es einen Friedhof mit Wehrmachtssoldaten gegeben haben, so die Ausgangslage. Das Problem: Viele Dörfer wurden damals überschwemmt. In den 1980er Jahren legte man deshalb einen Stausee an, den Jeziorsko-See. Bevor er das Gebiet überflutete, hatte man die Gebeine auf dem Zivilfriedhof in Miłkowice exhumiert. Was war mit ihnen passiert?

Hinweise von Zeitzeugen vor Ort können Gold wert sein, wenn es um die Suche von unbekannten Grablagen geht. Das Umbetterteam befragte einen Augenzeugen. Tatsächlich gab er den entscheidenden Hinweis, dass sich das Grab 150 Meter vom Stausee entfernt befinden. Mit Hilfe eines Luftbildes war die Stelle schnell gefunden.   

„Wenn man ein Kriegsgrab öffnet, weiß man nie genau, was einen erwartet“, kommentiert Thomas Schock, der Leiter des Umbettungsdienstes beim Volksbund. „Überraschend war in diesem Fall, dass wir sieben Tote vorfanden, mit drei Erkennungsmarken.“ Matti Milak wusste sofort, was zu tun war. Er recherchierte im polnischen Archiv in Poznan (früher Posen) und stieß auf eine Liste, auf der tatsächlich die vier weiteren Soldaten namentlich vermerkt waren.
 

Einbettung zeitnah in Milostowo

Eine professionelle Bergung von Kriegstoten zieht immer auch eine detaillierte Dokumentation nach sich. Die drei gefundenen Erkennungsmarken werden dem Bundesarchiv übergeben. Glücklicherweise konnten die Soldaten mit Hilfe der Fundgegenstände im Grab und der Liste aus dem polnischen Archiv alle namentlich identifiziert werden. Bis dies auch rechtssicher geprüft ist, wird aber noch etwas Zeit vergehen. Die Einbettung wird zeitnah auf der Kriegsgräberstätte Poznan-Milostowo stattfinden.

Simone Schmid Referentin Kommunikation/Social Media