Zwei Steinwände und vier steinerne Säulen (im Hintergrund) kennzeichnen das Gemeinschaftsgrab auf dem Friedhof Hamburg-Ohlsdorf. (© Ajepbah / Wikimedia Commons)
Sturmflutopfer 1962: Zwei Namen auf einer Tafel
Uwe Enders ganz persönliche Geschichte und was sie mit dem Volksbund zu tun hat
Am 17. Februar 1962 riss die Sturmflut in Hamburg mehr als 300 Menschen in den Tod. Großtante und -onkel von Uwe Enders gehörten dazu. Auf den Tag genau 60 Jahre später entschließt sich der Volksbund-Mitarbeiter spontan, nach ihren Namen zu suchen. Als er sie im Internet findet, ist er zutiefst bewegt. „So muss es den Familien gehen, die erfahren, dass der Name ihres Angehörigen auf einer Tafel irgendwo auf einer Kriegsgräberstätte steht und dass es ein Grab gibt.“
Uwe Enders hat tagtäglich mit diesem Thema zu tun: Auf deutschen Kriegsgräberstätten im Ausland erfüllt er Grabschmuck- und Fotowünsche , wenn Angehörige sie nicht selbst besuchen können. Das Erlebnis heute morgen schildert er so:
„Obwohl beide – Großtante und Großonkel – schon vor meiner Geburt starben, waren sie immer Thema in der Familie. Gestern, am Abend vor dem Jahrestag, habe ich einen Bericht über die Sturmflut gesehen und ich erinnerte mich wieder. Da war auch die Rede davon, dass es auf dem Friedhof Ohlsdorf ein Denkmal mit Namentafeln gibt.
Ich kannte leider nur den Familiennamen der beiden und habe heute früh im Internet einmal nachgeschaut, ob ich Bilder davon finde. Tatsächlich: Ich habe sie gefunden. Ernst und Ingeborg Trommer. Ich war so bewegt, dass ich mich spontan dazu entschloss, im Frühjahr nach Hamburg zu fahren, um den Gedenkstein zu besuchen.“
Tafeln vor 20 Jahren ergänzt
Sturmflutopfer von 1962, die nicht identifiziert wurden oder keine Angehörigen hatten, wurden in einer Gemeinschaftsgrabstätte auf dem Friedhof Ohlsdorf beigesetzt. Seit 20 Jahren erinnern zwei Tafeln an die Namen von 221 weiteren Toten, die nicht dort bestattet sind. Ernst und Ingeborg Trommer gehören dazu.
Das, was Angehörige Uwe Enders häufig schildern, hat er heute morgen selbst erlebt: wieviel es bedeuten kann, wenn man Namen auf einer Tafel liest. Wenn man – im Fall von Kriegsgräbern – ein Foto in den Händen hält, das den Namen zeigt oder auch den Blumenschmuck, den der Volksbund im Auftrag niederlegen lässt. 2021 führte Uwe Enders Aufträge aus, die von Kanada bis in die Türkei reichten.
Mehr lesen Sie hier:
„Wünsche erfüllen ist seine Aufgabe“ (Porträt Uwe Enders)
„Morgen ist schon zu“ (Arbeitsbilanz 2020, S. 12/13)
Informationen zu Grabschmuck- und Fotoaufträgen
Gräbersuche online
Beim Volksbund führt die Recherche über die Gräbersuche online: Hier sind aktuell fast 4.833.000 Datensätze aufgenommen, weitere rund 500.000 werden noch dazukommen. Nach wie vor suchen und finden die Volksbund-Umbetter Gebeine in vielen Ländern und sorgen dafür, dass sich weitere Schicksale von Vermissten klären lassen. Sollte der Gesuchte noch nicht erfasst sein, kann man ein Suchformular auszufüllen und wird benachrichtigt, sobald es Informationen gibt.
Der Volksbund ist ...
... ein gemeinnütziger, 103 Jahre alter Verein, der seine Arbeit vor allem aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanziert.