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Von Tunis bis Minsk: Volkstrauertag international

Volksbund in aller Welt: Gedenken und Erinnern an die Toten überwindet Grenzen

Von Tunis bis Minsk: Rund um den Volkstrauertag, den 14. November 2021, folgten Menschen an Gedenkorten im Ausland der Einladung des Volksbundes, um gemeinsam an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft zu erinnern.  Kleinere und größere Veranstaltungen fanden – den jeweiligen Corona-Auflagen entsprechend – auf Kriegsgräberstätten und Gemeindefriedhöfen oder an Denkmälern statt. Das Auswärtige Amt unterstützte dabei tatkräftig – in Ländern, in denen der Volksbund nicht aktiv ist oder wo es mehrere Veranstaltungen gab, aber nicht nur da. 

 

Ysselsteyn: Gedenken mit Oberrabbiner

Zum ersten Mal war mit Oberrabbiner Binyomin Jacobs ein jüdischer Vertreter bei der Gedenkveranstaltung im niederländischen Ysselsteyn dabei. Auf der flächenmäßig größten deutschen Kriegsgräberstätte sind 31.700 Kriegstote bestattet.

Auf Kritik im Vorfeld unter anderem zum Umgang mit den Gräbern von Kriegsverbrechern hatte das Team der Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte des Volksbundes in Ysselsteyn reagiert: Vertreter der jüdischen Gemeinde – auch der Oberrabbiner – waren Einladungen gefolgt, hatten sich über die Arbeit des Volksbundes in Ysselsteyn informiert und festgestellt, dass sie sich mit den eigenen Zielen deckt. Aus Volksbund-Sicht sind das: Kriegsgräber als Mahnmale und den Friedhof als Lernort verstehen mit der Absicht, gerade jungen Menschen die Folgen von Krieg und Gewaltherrschaft verständlich zu machen und damit auch entschieden gegen Antisemitismus einzutreten. Die neue Ausstellung auf der Kriegsgräberstätte zeigt das auf eindrucksvolle Weise. Das alles stieß auf ungeteilte Zustimmung der Gäste, sodass sich der Oberrabbiner zur Teilnahme entschloss und zu den Gästen sprach.

Reagiert hat das Ysselsteyn-Team auch auf die Bitten, keine Kränze mehr niederzulegen. „In den Niederlanden sind Blumen immer ein Symbol für ehrendes Gedenken“, erklärt Sjoerd Ewals, Leiter der Jugendbegegnungsstätte. Die Symbolik der Kränze – auch wenn sie aus deutscher Sicht Zeichen der mahnenden Erinnerung sind – soll nicht missverstanden werden.
 

Moskau: Lublino ein Stück Geschichte 

Militärattachés  aus Ungarn, Polen, Frankreich, Rumänien, Österreich, aus den USA und zahlreiche Gäste kamen am Volkstrauertag auf Einladung der Deutschen Botschaft Moskau auf den Kriegsgefangenfriedhof Lublino. Botschafter Dr. Géza Andreas von Geyr sagte in seiner Rede, man gedenke des unendlichen Leids, das Nazi-Deutschland über die Sowjetunion gebracht habe, aber auch der gefallenen Bundeswehrsoldaten, die in Afghanistan ums Leben gekommen sind. 

Hermann Krause, Leiter des Moskauer Volksbund-Büros, erinnerte daran, dass der Kriegsgefangenfriedhof Lublino ein Stück deutsch-sowjetischer Geschichte widerspiegelt. So hatte der Volksbund 1973 an den damaligen Botschafter der UdSSR in Bonn Valentin Falin, die Bitte gerichtet, auf dem Friedhof Holzkreuze mit Namen aufstellen zu dürfen. 1975 hatte als erstes Staatsoberhaupt Bundespräsident Walter Scheel zusammen mit Außenminister Hans-Dietrich Genscher den Friedhof in dem Moskauer Stadtteil Lublino besucht.

Zwei Jahre später durften erstmals Angehörige dort Blumen niederlegen. „Es herrschte Kalter Krieg“, so Krause, „aber die Politik der kleinen Schritte führte zum Erfolg“. Heute betreut der Volksbund 22 große Sammelfriedhöfe in Moskau. Gerade erst wurden in Wolgograd wieder die  Gebeine von 3.000 deutschen Soldaten beigesetzt.

„Dies ist für uns keine Selbstverständlichkeit“, so Krause. „Dass die ausgestreckte Hand zur Versöhnung angenommen wurde, ist ein Zeichen von Großherzigkeit und der Fähigkeit der russischen Menschen, zu vergeben. Dafür sind wir unendlich dankbar.“

Belarus: „Bewahren und lebendig halten“


Auf dem Soldatenfriedhof Tarassowo bei Minsk in Belarus gedachten der Deutsche Botschafter Manfred Huterer,  Verteidigungsattaché Oberstleutnant i. G. Andreas Leibner, Vertreter des belarussischen Außenministeriums, des Volksbundes und der örtlichen Verwaltung der deutschen Kriegstoten.

Botschafter Huterer sagte:  „Wir alle brauchen diese Momente des Innehaltens, genauso wie wir Orte des Mahnens brauchen. Gedenktage wie Denkmale bringen zum Ausdruck, welche Ereignisse und Erfahrungen unserer Geschichte wir im Bewusstsein auch künftiger Generationen bewahren und lebendig halten wollen und müssen.“ Eine weitere Kranzniederlegung fand im Anschluss am Denkmal der gefallenen Soldaten der Roten Armee in der Nähe des deutschen Konsulats statt.

Tunesien: Privileg, in Frieden zu leben

Anlässlich des Volkstrauertages am 14. November lud die deutsche Botschaft Tunis zu einer Gedenkzeremonie für alle Opfer von Krieg, Gewaltherrschaft und Terror auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Bordj-Cedria ein. Zahlreiche deutsche und internationale Gäste waren vertreten. Eine besondere Geste war die Teilnahme einer Ehrenformation der tunesischen Streitkräfte.

Der Deutsche Botschafter Peter Prügel erinnerte in seiner Gedenkrede an Käthe Kollwitz, eine deutsche Künstlerin, deren Kunst 1936 als entartete Kunst eingestuft wurde. „Sie hatte nicht das Privileg, in dem Frieden und der Freiheit zu leben, die wir heute in einem vereinten und geeinten Europa genießen.“ Seine Rede schloss der Botschafter mit einem Dank an den Volksbund für das Engagement bei der kontinuierlichen Pflege der Kriegsgräberstätte und einem Dank an die Streitkräfte für ihre hervorragende Unterstützung.
 

Gedenken an anderen Orten

Italien: Trotz starken Regens war es eine gelungene Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag im italienischen Cassino - unter anderem mit der ständigen Gesandten der Botschaft, Maria Adebahr, und Bürgermeister Enzo Salera. Auch die Armee war mit einer Ehrengarde und einem Trompeter anwesend, der das Signal zur Schweigeminute gab.

Italien: Umrahmt von Piniengruppen sind die Gräberfelder mit den Natursteinkreuzen in Pomezia. Ungefähr 140 Personen nahmen an der Gedenkveranstaltung auf der deutschen Kriegsgräberstätte teil. Den deutschen Botschafter vertrat die Gesandte Annette Walter, Leiterin der Kulturabteilung. Außerdem dabei: vom italienischen Verteidigungsministerium Oberst Michele Ciaramella und von der örtlichen Behörde der Bürgermeister von Pomezia, H. Adriano Zuccalà. 

Spanien: 210 km westlich von Madrid in der Nähe der Ortschaft Plasencia liegt der Soldatenfriedhof Cuacos de Yuste. Der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedachten dort der deutsche Botschafter Wolfgang Dold und der Verteidigungsattaché Oberst Harald Wegener. Auch mehrere kirchliche und behördliche Vertreter, wie der Bürgermeister von Yuste nahmen teil.

Slowakei: Die Veranstaltung auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Bratislava Vrakuňa hatte die Deutsche Botschaft Pressburg in Zusammenarbeit mit dem Volksbund und dem slowakischen Verteidigungsministerium organisiert.

Zahlreiche hochrangige Vertreter waren unter den mehr als 40 Gästen. Die zentrale Gedenkrede hielt die Deutsche Botschafterin Barbara Wolf. Das Totengedenken in der erweiterten Fassung verlas der deutsche Verteidigungsattaché Oberstleutnant i.G. Rüdiger Heinrich. Besonderer Dank galt dem slowakischen Verteidigungsministeriums für seine Unterstützung.

Dänemark: In Kopenhagen fanden die Gedenkveranstaltungen auf den Friedhöfen Bispebjerg und Vestre Kirkegård sowie in der St. Petri Kirche statt. Außer dem deutschen Botschafter, Pascal Hector und Verteidigungsattaché Oberstleutnant i.G. Kai Prozeske legten erstmals seit mehreren Jahren auch Vertreter anderer Botschaften auf dem Vestre Kirkegård Kränze nieder (Frankreich, Kanada, Slowakei, USA) oder waren dabei (Russland). 

Frankreich: An der gemeinsamen deutsch-französische Gedenkveranstaltungen mit Kranzniederlegung waren Vertreter deutscher und französischer Reservistenverbände auf den Soldatenfriedhöfen in La Doua (Villeurbanne) und Dagneux (Département Ain) beteiligt. 
Die Gemeinden Ploudaniel Lesneven und der Souvenir Français empfingen 350 Kinder auf dem deutschen Friedhof Ploudaniel Lesneven. Die Schülerinnen und Schüler lasen Texte vor, die sie im Unterricht vorbereitet hatten. Reden hielten Fregattenkapitän Fabian Baumert, ein deutscher Offizier an der École Navale, der Präfekt und der deutsche Honorarkonsul Henri-Alain Le Fèvre. Ein Moment von starker Symbolik war die gleichzeitige Niederlegung der drei Kränze der britischen, deutschen und französischen Gedenkvereine.

Russland: Das Deutsche Generalkonsulat Nowosibirsk organisierte Gedenkzeremonien in Mirnyj und Pervomaiskij – auf zwei der vier Kriegsgräberstätten im Oblast Nowosibirsk. Die Dorfvorsteherin von Mirnij und ein Mitarbeiter der Oblast-Regierung vertraten offiziell die russische Seite.

Russland: Angehörige des Deutschen Generalkonsulats Kaliningrad legten Kränze auf den Soldatenfriedhöfen in Primorsk (früher Fischhausen) und Russkoje (früher Germau) nieder. In Primorsk sind rund 2.000 Soldaten beerdigt, davon ungefähr die Hälfte namentlich bekannt. Auf dem Friedhof in Russkoje haben über 4.600 Gefallene sowie viele Zivilisten ihre letzte Ruhestätte erhalten.

Mazedonien: Die deutsche Botschafterin Anke Holstein und der französische Botschafter Cyrille Baumgartner hatten gemeinsam zur Gedenkveranstaltung eingeladen –  auf den französischen Soldatenfriedhof in Bitola und auf den deutschen in Prilep

USA: Auf dem "National Golden Gate Cemetery" in San Bruno nahe San Francisco dankte der deutsche Generalkonsul Schramm in seiner Gedenkrede den Veranstaltern, hob die Bedeutung des Volkstrauertages hervor, würdigte die politische und völkerverbindende Rolle des Volksbundes und unterstrich die Bedeutung des Einsatzes der Bundeswehrsoldaten in weltweiten Friedensmissionen.

Australien: Der Deutsche Honorarkonsul Michael Pearce aus Melbourne hielt im Auftrag des deutschen Botschafters eine Gedenkveranstaltung in Tatura ab. Nach der Zeremonie auf dem deutschen Soldatenfriedhof Tatura folgte eine Kranzniederlegung am Ehrenmal in der Stadt (Cenotaph).

Finnland: Der Besuch auf der Kriegsgräberstätte im finnischen Norvajärvi (Rovaniemi) fand im Rahmen der Antrittsreise des Deutschen Botschafters, Konrad Arz von Straussenburg nach Lappland statt. Dabei waren auch Vertreter der finnischen Streitkräfte, des Rotary Clubs, der die Kriegsgräberstätte mit pflegt, und ein Zeitzeuge. Der Botschafter nutzte die seltene Gelegenheit des direkten Gesprächs mit einem Zeitzeugen.

England: Auf dem Soldatenfriedhof in Brookwood fand eine Kranzniederlegung mit dem Verteidigungsattaché, BrigGen Michael Oberneyer statt. In Channock Chase nahmen die Gesandte, Julia Gross und Luftwaffenattaché Oberst i.G. Stephan Breidenbach teil. 

Irland: Die Deutsche Botschaft Dublin hatte zur Veranstaltung zum Volkstrauertag auf den Soldatenfriedhof in Glencree eingeladen. Botschafter Cord Hinrich Meier-Klodt und Marineattaché Kapitän zur See Wolfgang Heuer nahmen teil. 

Griechenland: Die Deutsche Botschaft Athen organisierte eine Gedenkveranstaltung auf dem Soldatenfriedhof Dionyssos-Rapentosa. Der deutsche Botschafter Dr. Ernst Reichel unterstrich die Bedeutung dieses Tages als Mahnung gegen Krieg sowie das Gedenken an die vielen Menschenleben, die die deutsche Besatzung in Griechenland gefordert hatte.

Britische Kanalinseln: Auch in Guernsey, wo 111 deutsche Soldaten auf dem Soldatenfriedhof Fort George begraben sind, fand eine Gedenkzeremonie statt. Erstmalig durften dieses Jahr zwei deutsche Offizielle in Uniform am Gedenken teilnehmen. 

Italien: In Milis und Cagliari auf Sardinien fanden Kranzniederlegungen auf den Soldatenfriedhöfen statt. 

Kroatien: An der Gedenkveranstaltung auf dem deutschen Soldatenfriedhof Mirogoj in Zagreb nahmen die Vertreter der deutschen Botschaft, des kroatischen Verteidigungsministeriums, der Leiter des Goethe-Instituts Kroatien und die Leiterin der Deutschen Internationalen Schule in Zagreb teil.

Lettland: Auf dem Soldatenfriedhof Beberbeki legten der Assistent des Militärattaches, Stabsfeldwebel Andrej Preisler, und der Beauftragten des Volksbundes Janis Racins Kränze nieder. Auf dem Friedhof Saldus tat der Kommandeur der 4. Nationalgarden-Brigade Oberst, Andris Rieksts dasselbe. 

Litauen: Der Ständige Vertreter der Deutschen Botschaft in Litauen, Dr. Peter Buschmann, hielt eine Rede bei der Gedenkfeier auf dem Soldatenfriedhof in Vilnius. Ein besonderer Dank galt dem litauischen Verteidigungsministerium für seine Unterstützung. 

Belgien: Rund 100 Gäste waren bei der Gedenkzeremonie auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Lommel dabei. Der ständige Vertreter der Deutschen Botschaft, Volker Timmermann, vertrat den deutschen Botschafter. Gastredner war Minister Wouter Beke, Flämischer Minister für Wohlbefinden, Familie, Öffentliche Gesundheit und Armutsbekämpfung.

Norwegen: Die Deutsche Botschaft Oslo hieß rund 30 Gäste auf dem deutschen Soldatenfriedhof Oslo Alfaset willkommen. Dort und vor dem ehemaligen Gefangenenlager Grini legte Botschafter Alfred Grannas Blumen nieder. 

Österreich: Angehörige der deutschen und der französischen Botschaft gedachten gemeinsam am Wiener Zentralfriedhof, Gräbergruppe 97, der Kriegstoten und der Opfer von Gewaltherrschaft aller Nationen. 

Russland: Der deutsche Generalkonsul in Jekaterinburg, Mathias Kruse, legte an der Kriegsgefangenen-Gedenkstätte „Stein der Versöhnung“ auf dem Schirokoretschenskij-Friedhof einen Blumenkranz nieder.

Schweiz: Auf Einladung des deutschen Botschafters Michael Flügger fand eine Gedenkveranstaltung auf dem Friedhof Sihlfeld in Zürich statt. Rund 40 Personen nahmen teil, darunter erstmalig auch ein Schweizer General.

Südafrika: Generalkonsulin Tanja Werheit legte einen Kranz am Mahnmal im Woltemade-Friedhof bei Kapstadt nieder. 

Estland: Botschafterin Christiane Hohmann gedachte auf dem Soldatenfriedhof Tallinn-Maarjamäe den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft. Enn Eesmaa, Vorsitzender der Nationalen Verteidigungskommission, und sein Stellvertreter Leo Kunna nahmen ebenfalls teil.

Ungarn: Auf dem Soldatenfriedhof Budaörs waren knapp 60 Personen bei der Gedenkfeier dabei. 14 Kränze, darunter einer der Deutschen Botschaft, wurden niedergelegt. 

Text: Katrin Kronitz-Pehl