Würdige Ruhestätte gegeben
Russische und deutsche Soldaten bestatten gefallene Rotarmisten in Brandenburg in Anwesenheit von Landtagspräsident Gunter Fritsch, dem russischen Botschafter Grinin und dem ehemaligen Volksbundpräsidenten Führer
Der dumpfe Klang der Trommeln hallt über den kleinen Friedhof von Lebus im Osten Brandenburgs, nur einen Steinwurf von der Oder entfernt. Hand um Hand reichen deutsche und russische Soldaten die kleinen schwarzen Särge weiter und betten sie in brandenburgischer Erde. Tausende Rotarmisten und deutsche Soldaten starben hier in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges. Zu hunderten werden sie auch heute noch vom Volksbund geborgen, nach Möglichkeit identifiziert und dann gemeinsam mit ihren Kameraden zur letzten Ruhe gebettet.
An diesem Tag sind es die menschlichen Überreste von 40 sowjetischen Soldaten, die wohl bei den Kämpfen um die Oder ihr zumeist junges Leben gelassen haben. Fünf Männer konnten identifiziert werden, aber auch der Rest wird nicht sang- und klanglos dem Vergessen überantwortet.
Mehr als 200 Menschen sind gekommen, um zu zeigen, dass ihr Tod und ihr Leiden nicht vergessen werden. Unter den Anwesenden sind der brandenburgische Landtagspräsident und Volksbund-Landesvorsitzende Gunter Fritsch, der russische Botschafter Wladimir M. Grinin, General a. D. Valery Kudinsky im Auftrag des russischen Verteidigungsministeriums, der stellvertretende Heeresinspekteur, Generalleutnant Jörg Vollmer, der Berliner Landesvorsitzende des Volksbundes, der Bundestagsabgeordnete Dr. Fritz Felgentreu und Reinhard Führer.
Der ehemalige Volksbundpräsident hält die Gedenkrede und betont, dass trotz der schwierigen politischen Großwetterlage der Arbeitseinsatz möglich sei. Die heute bestatteten Rotarmisten hätten ihr junges Leben bei der Befreiung von der NS-Diktatur gelassen und es sei unsere Pflicht, jedem gefallenen Soldaten eine würdige letzte Ruhestätte zu geben. Mehr noch, in Angesicht der Schrecknisse der Vergangenheit hätten wir heute die Verpflichtung dafür zu sorgen, dass Frieden herrsche. Noch gebe es zu viele Brandherde auf der ganzen Welt. Der Tod der hier bestatteten Rotarmisten sei nicht umsonst gewesen, denn auch Dank ihres Opfers könnten wir heute in Frieden leben. Botschafter Grinin betont, dass gute Beziehungen das Ergebnis großer Bemühungen seien. Nur die direkte Zusammenarbeit lasse uns den Wert der persönlichen Beziehungen erkennen und einander besser kennenlernen. In diesem Zusammenhang würdigte Grinin die hervorragende Zusammenarbeit mit dem Volksbund im Allgemeinen und bei diesem Arbeitseinsatz im Besonderen.
Nach den Reden am sowjetischen Ehrenmal bittet Landesgeschäftsführer Oliver Breithaupt die Anwesenden zur Einbettung. Zum letzten Mal in Reih und Glied stehen die kleinen volksbundtypischen Särge vor den angetretenen Soldaten beider Nationen. Der russische Pope Vater Pjotr von der russisch-orthodoxen Kirche zu Berlin segnet sie ein, ein russisches Damentrio singt melancholische Weisen und dann übergeben die jungen Soldaten die Gefallenen der Erde. Die Veranstaltung ist dann mit dem Abspielen beider Nationalhymnen durch Musiker des Stabsmusikkorps Berlin der Bundeswehr beendet.
Trotz Tradition keine Routine
Auch im siebten Jahr ist der deutsch-russische Arbeitseinsatz junger Soldaten aus beiden Ländern keine Routine geworden. Zu schwer wiegen die Erinnerungen an Tod und Leid – auch im 69. Jahr nach Kriegsende. Versöhnung über den Gräbern ist das Ziel, gerade in politisch angespannten Zeiten. Das ist allen Beteiligten bewusst und mit großem Eifer sind die zwölf russischen Soldaten des 90. besonderen Suchbataillons aus dem Städtchen Mga bei St. Petersburg bei der Sache. Gemeinsam pflegen sie mit Angehörigen des Wachbataillons der Bundeswehr die Gräber deutscher und sowjetischer Gefallener in Berlin und Brandenburg. Die Tätigkeit ist den Russen nicht unbekannt, ist ihre Einheit doch auf die Exhumierung von Kriegstoten sowie die Bergung von Munition und Waffen des Zweiten Weltkrieges spezialisiert. In der Russischen Föderation arbeiten sie schon seit vielen Jahren mit dem Volksbund sehr gut zusammen.
Seit 2007 werden jährlich im Wechsel gemeinsame Arbeitseinsätze in dieser Form veranstaltet. Der erste Einsatz fand auf dem Deutschen Soldatenfriedhof in Sologubowka, nahe St. Petersburg statt. Damals waren Bundeswehrsoldaten Gäste des 90. besonderen Suchbataillons in Mga. Diesmal sind die russischen Soldaten Gäste des Wachbataillons des Bundesverteidigungsministeriums in der Julius-Leber-Kaserne in Berlin. Organisiert wird der Arbeitseinsatz unter anderem durch den LV Brandenburg und dem Bundeswehrbeauftragten des Volksbundes, Max-Georg Freiherr von Korff. Mit der Einbettung in Lebus sind Besuch und Arbeitseinsatz der Gäste noch nicht beendet. Es folgt noch die Einbettung von deutschen Gefallenen in Halbe.