Wolfgang Schneiderhan, hier bei der Begrüßung zur Zentralen Gedenkstunde im Bundestag am Volkstrauertag 2021. (© Uwe Zucchi)
Zum Krieg in der Ukraine
Ein Wort des Volksbund-Präsidenten Wolfgang Schneiderhan
Die Nachrichten der vergangenen Tage haben eine militärische Eskalation im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine gezeigt, die alle Hoffnungen zunichte gemacht hat, dass diese Form der Austragung staatlicher Gegensätze in Europa für immer der Vergangenheit angehört.
Der Ruf nach Frieden steigt zwar in dem Maße, in dem zu den Waffen gerufen wird. Er erscheint jedoch augenblicklich ohne Wirkung. In den Medien werden die Besonnenen inzwischen kritisiert, sie hätten früher eine härtere Haltung einnehmen sollen. Hinterher ist man bekanntlich immer klüger.
Ereignisse haben mich tief getroffen
Als Präsident des Volksbundes haben mich die Ereignisse, die sich derzeit im Osten Europas zutragen, tief getroffen. Gerade der Volksbund hat sich mit all seiner Kraft und auf allen Ebenen seit so vielen Jahren für Frieden und Verständigung in Europa eingesetzt.
In dieser Aufgabe, Krieg und Gewalt zu überwinden, haben uns anlässlich des 100-jährigen Volksbund-Bestehens alle fünf Verfassungsorgane der Bundesrepublik Deutschland ausdrücklich unterstützt. Wir haben dieses Bekenntnis unseres Staates daher auch als ausdrückliche Verpflichtung zur Fortsetzung unseres Wirkens für eine friedliche Zukunft verstanden.
Auf Gewalt verzichten
Aus dieser Aufgabe wächst aber auch die tiefe Überzeugung, uns heute denjenigen anzuschließen, die dringend dazu auffordern, das Völkerrecht zu respektieren und im zwischenstaatlichen Umgang auf jegliche Gewalt zu verzichten.
Meine Sorge gilt jetzt allen Menschen vor Ort und insbesondere den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Volksbundes in der Ukraine. Auch sie und ihre Familien sind unmittelbar bedroht. Wir werden alles unternehmen, um ihnen in diesem Schicksal zur Seite zu stehen.
Staatliche Souveränität ist zu achten
Man kann die jüngste Verächtlichmachung von gemeinsam beschlossenen Vereinbarungen und internationalen Verträgen nur ablehnen. Die staatliche Souveränität eines jeden Landes ist zu achten und die historische Wahrheit darf nicht verfälscht werden.
Im Sinne seiner wahrhaftigen Überzeugungen ist der Volksbund heute wie schon vor 100 Jahren gefordert und sieht sich darin bestärkt, dass seine Arbeit sehr wichtig war und ist. „Gemeinsam für den Frieden” ist nicht nur unser internes Motto – es ist eine Aufforderung an alle Menschen, den Krieg als Geißel der Menschheit zu überwinden.
„Unsere Verantwortung gilt dem Frieden”
Es ist der letzte Satz des Totengedenkens des Bundespräsidenten, der uns den Weg für die Zukunft im Volksbund vorgibt: „Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.”
Ihr
Wolfgang Schneiderhan
Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge