100.000 Euro ist der Transporter wert, wenn er demnächst noch mit einem Anhänger ausgestattet wird. Unser Bild zeigt Robert Mayr, den Vorstandsvorsitzenden der Eva Mayr-Stihl Stiftung (links), und Volksbund-Präsident Wolfgang Schneiderhan bei der Schlüsselübergabe. (© Uwe Zucchi)
Schwarzer VW-„Rockton“ übergeben: „Das ist ein großes Geschenk“
Neues Geländefahrzeug für Umbettungseinsätze: Spende der Eva Mayr-Stihl Stiftung an den Volksbund
Der Ort der Übergabe hat Symbolkraft: An der britischen und der russischen Kriegsgräberstätte in Kassel-Niederzwehren nahm Volksbund-Präsident Wolfgang Schneiderhan die Autoschlüssel entgegen. Seit heute erleichtert ein neues Umbettungsfahrzeug die Arbeit des Volksbundes. Möglich gemacht hat das eine großzügige Spende der Eva Mayr-Stihl-Stiftung.
Drei Tage bleiben dem Volksbund in der Regel, um mit Gerät für Exhumierungen an Ort und Stelle zu sein, wenn die Gebeine von Kriegstoten gefunden werden – im Inland und auch im Ausland, erklärte Arne Schrader bei der Übergabe. Er leitet die Abteilung Kriegsgräberdienst.
Platz für modernes Georadar
Zuvor hatten Roland Mayr, Vorstandsvorsitzender der Stiftung, und Wolfgang Schneiderhan zwei magnetische Tafeln an der Seite des maßgefertigten VW-Transporter T6.1 „Rockton“ mit Allradantrieb angebracht, die auf den Volksbund und die Stiftung hinweisen. Höhergelegt und geländegängig gemacht, bietet der 150-PS-Bulli Platz für vier Personen und die notwendigen Geräte. Dazu gehören Metalldetektoren, Erdarbeitswerkzeug, Kettensägen, Freischneider und ein Georadargerät, das der Volksbund seit etwa einem Jahr einsetzt. Zum Transport von Gebeinen wird noch ein Geländeanhänger angeschafft. Gesamtwert: 100.000 Euro.
Volksbund-Präsident Schneiderhan sprach von einem „großen Geschenk, für das wir sehr dankbar sind“. Angesichts des Ukraine-Krieges stehe immer wieder die Frage im Raum, wie es für den Volksbund weitergehe und ob er eine Zukunft habe. „Ja, jetzt erst recht“, sei die Antwort und der Transporter stehe symbolisch dafür.
Volksbund bietet Hilfe an
Die erfolgreiche Arbeit leide zwar und sei zum Teil wegen des Krieges „eingefroren – aber nur für den Moment. Wir wissen nicht, was auf uns zukommt“, sagte Schneiderhan. „Wir sind bereit, Hilfe anzubieten, wo vielleicht in Zukunft schwere Arbeit zu leisten ist.“
Die Spende für das neue Fahrzeug zeige auch, dass der Volksbund in wichtigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Kreisen ein Ansehen habe, „dass er relevant ist für die Gesellschaft und die Zukunft unseres Landes“.
„Sehr präsent und populär“
Robert Mayr, dessen Vater als Kriegsgefangener bei Krasnodar in der damaligen Sowjetunion ums Leben kam, sprach zwei persönliche Berührungspunkte mit dem Volksbund an: seine Besuche auf deutschen Kriegsgräberstätten im Osten, bei denen er begeistert gewesen sei von der guten Pflege der Anlagen, und die Haus- und Straßensammlung in seiner bayerischen Heimat zu Allerheiligen. Damit sei der Volksbund sehr präsent und populär. „Ich bin voll des Lobes!“, sagte er.
Symbolisch legten Schneiderhan und Mayr weiße Nelken an den steinernen Kreuzen auf der Kriegsgräberstätte nieder, auf der knapp 2.000 russische Kriegsgefangene des Ersten Weltkrieges begraben sind. Dr. Bettina Dodenhoeft von der Regionalstelle Hessen Nord stellte die Volksbund-Bildungsarbeit an diesem besonderen Ort vor. Aktuelles Zeugnis davon legen Namensziegel ab, die kurz zuvor im Rahmen eines Schulprojekts entstanden sind.
Für den neuen Transporter hat Arne Schrader ein Autotagebuch geplant, das die Einsatzfahrten für den Volksbund und die Eva Mayr-Stihl Stiftung dokumentiert.
Rundgang zu Kunst und Geschichte
Bedankt hatte sich der Volksbund schon am Vortag für die großzügige Spende, als er Robert Mayr und seine Mitarbeiterin Katharina Edlinger zu einem Rundgang in Kassel eingeladen hatte. Maike Bartsch von der Regionalstelle Hessen Nord führte vom Fridericianum – „dem ersten als Museum errichteten Bau“ – bis zur Gedenkstätte für gefallene Soldaten, die sich von der Fulda-Aue den Hang zur Innenstadt hochzieht.
Themen waren die aktuell vieldiskutierte „documenta fifteen“, aber auch Kunstwerke, die von der weltbekannten Ausstellung in der Vergangenheit übrig geblieben sind – weil die Bürgerinnen und Bürger sie behalten wollten, wie Stefan Dworak (stellvertretender Generalsekretär) erklärte.
„Erdkilometer“ und „Himmelsstürmer“
Der „vertikale Erdkilometer“ auf dem Friedrichsplatz gehört ebenso dazu wie der „Himmelsstürmer“ vor dem Hauptbahnhof. Eine Skulptur von Stephan Balkenhol ist zwar kein documenta-Kunstwerk, aber auch in diesem Zusammenhang zu sehen. Sie steht hoch oben im Turm der Elisabeth-Kirche am Rande des zentralen Platzes und ist Symbol dafür, dass die documenta schon immer sowohl Begeisterung als auch Kritik hervorgerufen hat. Auch die Eva Mayr-Stihl-Stiftung arbeitet mit Balkenhol gern und eng zusammen. Eines seiner Kunstwerke („Mann auf Seepferdchen“) steht im Flüsschen Rems neben der Stiftungszentrale im schwäbischen Waiblingen.
Kritik gibt es immer wieder an der Gedenkstätte, die nach dem Ersten Weltkrieg für gefallene Soldaten am Rosenhang der Karlsaue errichtet worden war. Inzwischen sind an dem monumentalen, terrassenförmig angelegten Bauwerk auch Tafeln für militärische Opfer des Zweiten Weltkrieges angebracht – sowie die ersten Gedenktafel bundesweit für Deserteure.
Ort für kritisches Hinterfragen
Das bilde einen Kontrapunkt zu den auch sichtbaren revanchistischen Absichten an dieser Stelle, sagte Maike Bartsch. Dasselbe gelte für die Skulptur in der Ehrenhalle. Diese stammt von Hans Sauter, dem 1933 abgesetzten sozialdemokratischen Leiter der Kasseler Kunsthochschule und künstlerischen Leiter der Anlage.
Dieses Mahnmal sei kein Ort für gedankenloses Ehren, sondern für kritisches Hinterfragen, so Bartsch, denn es zeige revanchistische Seiten ebenso wie friedenspolitische. Der Volksbund trage in Zusammenarbeit mit der Museumslandschaft Hessen Kassel dazu bei, die Gedenkstätte kritisch zu betrachten und in den historischen Kontext einzuordnen.
„Ich bin voll des Lobes!“
Robert Mayr zur Arbeit des Volksbundes
Der Volksbund und die Stiftung
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ist ein 1919 gegründeter gemeinnütziger Verein, der seine Arbeit vor allem aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanziert. Die Eva Mayr-Stihl Stiftung ist eine unabhängige, gemeinnützige Stiftung, 1986 von Eva Mayr-Stihl und Robert Mayr gegründet. Schwerpunkte ihres Engagements sind Wissenschaft und Forschung, Medizin sowie Kunst und Kultur.
Weitere Informationen zum neuen Transporter und der Kooperation von Volksbund und Siftung finden Sie in der Pressemitteilung:
Großzügige Spende für den Volksbund