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Bewegende und ebenso mahnende Worte zum Volkstrauertag!

Gleusdorf-Poppendorf- KV Bamberg

Gleusdorf- Die Soldaten und Reservistenkameradschaft Gleusdorf – Poppendorf gedachte mit einer Bewegenden und Nachdenklichen Gedenkrede ihres 1. Vorsitzenden Norbert Lohneiß in der Kirche zu Gleusdorf ihrer Toten und Vermissten Soldaten beider Weltkriege sowie den Soldaten der Bundeswehr die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren. 

Als 1. Vorsitzender der SRK Gleusdorf – Poppendorf spreche ich hier wieder für die Soldaten- und Reservistenkameradschaft und für die örtliche Feuerwehr. Als erstes möchte ich unserem Herrn Kaplan Ferdinand Mba für die Gestaltung des Gottesdienstes und für die einfühlsamen Worte zu diesem Gedenktag danken.
Der Volkstrauertag wurde 1922 auf Vorschlag des 1919 gegründeten Volksbundes Deutsche Kriegsgräber-fürsorge als Gedenktag für die Kriegstoten des 1. Weltkrieges eingeführt. Seither ist er ein Tag der Erinnerung an die Opfer aller Kriege und der Gewaltherrschaften gewidmet, er mahnt aber auch in der Gegenwart zum Frieden. Der diesjährige Volkstrauertag findet eine Woche nach dem 100. Jahrestag des 1. Weltkrieges statt. In dieser Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts ließen ca. 17 Millionen Menschen ihr Leben, 20 Millionen wurden Verwundet. Der 1. Weltkrieg markierte aber nicht nur eine Zäsur in der Staatengeschichte und katalysierte den Untergang von Gesellschaftssystemen, sondern zeigte auch in militärischer Hinsicht ein bis dahin nicht gekanntes, schreckliches Antlitz. Der Tod kam als Ingenieur – mit Maschinengewehren, Flammenwerfern, Tanks, Ferngeschützen monströser Kaliber, U-Booten, Flugzeugen und Giftgas. Er hielt blutige Ernte in den Material- und Abnutzungsschlachten, im mehrtägigen Trommel-feuer, in einem Jahrelangen mörderischen Stellungskrieg. In Flandern, Verdun, am Hartmannsweilerkopf, an der Marne, Somme und auch im Osten Europas, im vorderen Orient und selbst in Afrika und Asien wütete dieser Krieg. Doch gelitten und gestorben wurde nicht nur an der Front. Auch unter den Kriegs-gefangenen und der Zivilbevölkerung forderten die Jahre 1914 bis 1918 unermessliche Opfer. Jeder 7. Mann aus Bayern, der in diesem Krieg gekämpft hatte, war gefallen oder vermisst. Eine ganze Generation blieb im Felde oder kehrte verwundet, traumatisiert oder als Invalide in die Heimat zwischen Spessart und Karwendel zurück. Das politische, soziale und ideologische Chaos nach dem 1. Weltkrieg enthielt bereits die Drachensaat für den 2. Weltkrieg der gut 20 Jahre später ein Vierfaches an Menschenleben kostete.
Wir gedenken deshalb heute an die Opfer von Krieg und Gewalt, an Kinder Frauen Männer aller Völker. Wir gedenken: Der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die ihren Verwundungen erlagen, in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren oder vermisst sind. Und wir gedenken besonders der gefallenen Soldaten und Zivilisten unserer Gemeinden. Wir gedenken deshalb derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde. Wir gedenken auch derer, die ums Leben kamen weil sie Widerstand gegen die Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten. Wir gedenken der Männer, Frauen und Kinder, die in der Folge des Krieges auf der Flucht oder bei der Vertreibung aus der Heimat und im Zuge der Teilung Deutschlands und Europas ihr Leben verloren. Wir trauern deshalb auch: Um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung mit allen die Leid tragen, um die Toten. Und wir gedenken auch heute derer, die bei uns durch Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache Opfer geworden sind. Und wir trauern ganz besonders um die 104 Bundeswehrsoldaten und um die anderen Einsatz- und Hilfskräfte, die in den bisherigen Auslandseinsätzen Deutschlands ihr Leben verloren haben.
Mein persönlicher Dank gilt auch heute wieder dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und allen Menschen, die diesen aktiv unterstützen. Er hat etwa 2,7 Millionen Kriegstote beider Weltkriege auf 832 Kriegsgräberstätten in 46 Staaten in seiner ständigen Obhut. Er pflegt ganz überwiegend die Gräber von deutschen Soldaten, aber auch von Kriegsgefangenen, zivilen Opfern des Luftkrieges, der Flucht, Vertreibung, Zwangsarbeit und Deportation. Die Soldatenfriedhöfe sind „Lernorte der Geschichte“ Der Volksbund betreibt damit wichtige Erinnerungsarbeit und mit seinen Jugendcamps wichtige Bildungsarbeit, in dem er Jugendliche und junge Erwachsene durch aktive Auseinandersetzung mit den Folgen von Krieg und Gewaltherrschaft zu Friedensliebe und Völkerverständigung ermuntert. Das ist wahre Friedensarbeit für die Zukunft Europas. Der Volkstrauertag ist ein Tag des Gedenkens, der stillen Einkehr und der Trauer, aber er ist auch ein Tag der kritischen Reflexion, der Immunisierung gegen billige Parolen, die Menschen anderer Herkunft, Religion oder Hautfarbe abwerten. Er ist ein Tag des Engagements für ein gelingendes Miteinander in Europa. Am Volkstrauertag schauen wir zurück auf die Schrecken der Kriege, aber auch voraus auf die Bewahrung von Frieden, Demokratie und Menschenrechten. Das bringt uns keinen einzigen Gefallenen zurück, aber es kann verhindern, dass die nächste Generation wiederum Gefallene beklagen muss, so Lohneiß.

Bericht Peter Vietze