Aus der Slowakei, aus Österreich, Deutschland und ganz Ungarn waren Gäste zur Gedenkstunde angereist. Tore May vertrat den Vorstand des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge auf der ungarischen Kriegsgräberstätte Székesfehérvár. (© Stadt Székesfehérvár)
30 Jahre Kriegsgräberabkommen: internationales Gedenken in Ungarn
Deutsche und ungarische Reservistinnen und Reservisten bereiteten Friedhof Székesfehérvár für Veranstaltung vor
Hand in Hand hatten sie die Anlage für die Gedenkveranstaltung instand gesetzt und gepflegt: Je elf deutsche und ungarische Männer und Frauen in Uniform hatten fast zwei Wochen lang auf dem Soldatenfriedhof Székesfehérvár gearbeitet. 30 Jahre nach Abschluss des Kriegsgräberabkommens zwischen Deutschland und Ungarn kamen dort rund 160 Gäste aus vier Nationen zum gemeinsamen Gedenken zusammen.
Das Haupttor zum Friedhof war instandgesetzt, Zaunpfosten waren repariert, die deutschen und ungarischen Grabkreuze und -steine gesäubert und die ganze Anlage gepflegt, als Tore May die Gäste begrüßte. Er sprach für den Vorstand des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge und hieß vor allem diejenigen willkommen, die aus Deutschland, Österreich, der Slowakei und aus ganz Ungarn auf die Kriegsgräberstätte Székesfehérvár gekommen waren, weil Angehörige dort begraben sind.
Tore May erinnerte daran, dass Deutsche und Ungarn schon zehn Jahre vor Abschluss des Kriegsgräberabkommens damit begonnen hätten, Gräber zu pflegen. Mit Blick auf den Kalten Krieg nannte er das einen Akt, der den Mut der Ungarn bewiesen habe. „Zusammenarbeit ist nicht selbstverständlich, daher ist es besonders wichtig, sich an die Unterzeichnung der Kooperation zu erinnern. Seien wir dankbar, dass wir in den letzten 30 Jahren zusammenarbeiten konnten“, sagte er.
Vom Privileg, im Frieden zu leben
Julia Gross, die deutsche Botschafterin in Ungarn, betonte, dass von den Gräbern der mehr als 2.300 Kriegstoten des Zweiten Weltkrieges die Mahnung ausgehe, den Frieden zu bewahren. Sie würdigte die Arbeit des Volksbundes weltweit und sagte: „Die heutige Gedenkfeier hat auch gezeigt, wie privilegiert wir sind, im Frieden der Europäischen Union zu leben.“
Tamás Vargha, der stellvertretende Minister des Verteidigungsministeriums und Parlamentsabgeordnete von Székesfehérvár, verwies auf die Verdienste des ehemaligen Bürgermeisters István Balsay, der eine wichtige Rolle in der Geschichte des Friedhofs gespielt habe. Besonderer Dank galt auch Péter Poklosi, dem Präsidenten des Ungarischen Kriegspflegevereins, der für sein Engagement in den vergangenen Jahrzehnten eine Auszeichnung erhielt. „In unserer vom Krieg geprägten Welt muss uns klar sein, dass der Frieden erhalten bleiben muss”, so Tamás Vargha.
„Katastrophale Fehler nicht wiederholen”
Bürgermeister Dr. András Cser-Palkovics erklärte, dass das Opfer der Soldaten nur dann eine Bedeutung habe, wenn sich „die katastrophalen Fehler der ersten Hälfte des Jahrhunderts”, nicht wiederholten.
„Die Vergangenheit ist nicht immer Vergangenheit. Manchmal wirkt sie sich weit in die Zukunft aus“ – Generalleutnant Attila Takács, stellvertretender Generalstabschef der ungarischen Streitkräfte, gab damit Gedanken des Schriftstellers und Dichters Albert Wass wider. Es sei wichtig, dass die nachfolgenden Generationen aus der Geschichte lernten. Takács erinnerte daran, dass Székesfehérvár am Kriegsende bis März 1945 Schauplatz schwerer Kämpfe war, bei denen viele Soldaten starben. Der Friedhof war schon während des Zweiten Weltkrieges angelegt worden.
Ökumenische Andacht und Musik
Auf eine ökumenische Andacht und das gemeinsame Gebet mit Vertretern der evangelischen und der römisch-katholischen Kirche folgte einer Kranzniederlegung. Das Totengedenken wurde zweisprachig verlesen, bevor die Gedenkstunde mit dem Lied „Der gute Kamerad” und dem ungarischen Zapfenstreich zu Ende ging.
Der Volksbund ...
... ist ein gemeinnütziger Verein, der dringend auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen ist. Im Auftrag der Bundesregierung sucht und birgt er Kriegstote im Ausland, bestattet sie würdig und pflegt ihre Gräber in 46 Ländern. Er betreut Angehörige und erreicht mit seinen Jugend- und Bildungsangeboten jährlich mehr als 30.000 junge Menschen.