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„Bekenntnis zum Frieden reicht nicht mehr aus“

Vielfaches Innehalten vor dem Volkstrauertag: Volksbund erinnert erstmals am Luftbrückendenkmal an US-Kriegsopfer

Den Opfern von Krieg und Gewalt zu gedenken – das ist das zentrale Motto des Volksbundes am Volkstrauertag. Dabei geht es um die Kriegstoten aller Länder. Deshalb gedachten Repräsentanten unter anderem in Tempelhof, Tegel, Spandau und Pankow der alliierten Opfer des Zweiten Weltkrieges. Der ehemalige Standortfriedhof Lilienthalstraße, die Gedenkstätte Plötzensee und die ukrainische Botschaft waren weitere Stationen.

 

20 uniformierte Fackelträger gaben der abendlichen Gedenkfeier auf dem Friedhof an der Lilienthalstraße einen feierlichen Anstrich. Volksbund-Generalsekretär Dirk Backen begrüßte auf der „zentralen Gedenkstätte unserer Organisation“ die zahlreichen internationalen Gäste, unter ihnen Vize-Generalinspekteur Markus Laubenthal, die Wehrbeauftragte Eva Högl und Militärattachés vieler Länder von Chile bis Tansania.

Auf dem Neuköllner Friedhof, so Backen, lägen neben Soldaten auch die Toten vieler anderer Opfergruppen. Der Gastgeber betonte, dass sich der Volksbund gegen „Rassismus, Hetze und Ausgrenzung“ wende und dass die Gedanken derzeit bei den Soldaten und der Zivilbevölkerung in der Ukraine seien.
 

Die Verpflichtung zum Frieden

Nachdem das Stabsmusikkorps „The Water Is Wide“ intoniert hatte, sprach der stellvertretende Generalinspekteur, Markus Laubenthal. Friede und Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit seien keine Selbstverständlichkeit, betonte der Generalleutnant.

Er kritisierte die völkerrechtswidrigen Ziele, die das russische Regimes in der Ukraine verfolgt, und zitierte mit Blick auf die Opfer des Krieges im Osten Bundespräsident Theodor Heuss mit den Worten: „Das Opfer der Toten ist unsere Verpflichtung zum Frieden.“ Es sei die historische Verantwortung der Deutschen, nie wieder gleichgültig gegenüber den Opfern von Krieg und Gewalt zu sein.

 

 

Plötzensee: Angst um die Freunde

„Die Vorstellung, dass unsere Freunde aus der Ukraine und aus Russland sich plötzlich im Kampf gegenüberstehen, bricht uns das Herz“ – ganz nah waren der Krieg in der Ukraine und seine Folgen, als Annika Lang, Roxane Piskol und Erzana Asani in der Gedenkstätte Plötzensee von Workcamps und dort gewonnenen Freundinnen und Freunden berichteten. Traditionell richtet der Jugendarbeitskreis (JAK) Berlin an diesem früheren Hinrichtungsort der Nationalsozialisten eine Gedenkveranstaltung aus.

Ganz nah rückte der Krieg auch in einem Gedicht von Lara Holthaus: „Zwei Leben” heißt es und zeigt eindringlich, wie banal Sorgen und Probleme von Jugendlichen hierzulande im Vergleich zu Gleichaltrigen in Kriegsgebieten sind. Schüler des Gerhart-Hauptmann-Gymnasiums Berlin trugen es vor – ebenso wie das Totengedenken auf Deutsch und Englisch.
 

Recht auf ein sicheres Zuhause

Tony Weniger richtete den Blick auf Kinderrechte – auch und gerade in und nach Konflikten und Kriegen. Unter anderem hätten Kinder das Recht auf ein sicheres Zuhause, sagte Weniger als Ehrenmitglied im JAK Berlin. Auch dafür müsse sich der Volksbund mit seiner Jugend- und Bildungsarbeit stark machen.

Das bloße Bekenntnis, für Frieden zu sein, reiche nicht mehr aus, hatte Dr. Fritz Felgentreu bei der Begrüßung gesagt. Mit Blick auf den Ukraine-Krieg erklärte der Vorsitzende des Volksbund-Landesverbandes Berlin, man müsse sich positionieren: „Wir werden gefragt, wie wir uns dazu verhalten und wie wir helfen wollen.” Die mehr als 100 Gäste seien „Motivation für die Arbeit, die vor uns liegt”.
 

Eindrucksvolles Bild: 15 Kränze 

Begrüßt hatte Felgentreu mehrere Mitglieder des Abgeordnetenhauses Berlin, unter ihnen die Vizepräsidentin, Dr. Bahar Haghanipour. Zu den Gästen zählten auch Brigadegeneral Andreas Henne als Vertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr, Eberhard Zorn, sowie Brigadegeneral Jürgen-Karl Uchtmann, Kommandeur des Landeskommandos Berlin, und Dr. Ursula Engelen-Kefer, die Landesvorsitzende Berlin-Brandenburg im Sozialverband Deutschland.

Für den Volksbund nahmen Präsident Wolfgang Schneiderhan, sein Stellvertreter Wolfgang Wieland, Generalsekretär Dirk Backen und vom Vorstand Gundula Bavendamm und Tore May teil. Am Ende waren 15 Kränze eindrucksvolles Symbol des gemeinsamen Gedenkens in Plötzensee.
 

„Wir geben nicht auf!”

„Jetzt erst recht, wir geben nicht auf, uns für ein freiheitliches und friedliches Europa im Zeichen der Menschenrechte einzusetzen!” Mit diesem Statement sprachen Annika, Roxane und Erzana wohl allen Anwesenden aus dem Herzen.

Kranz an der ukrainischen Botschaft

An der ukrainischen Botschaft in Berlin war am Samstag morgen das Leid des Krieges greifbar, als Botschaftsrätin Oksana Dubovenko einer kleinen Volksbund-Delegation aus ihrer Heimat berichtete. Sie dankte dafür, dass der Volksbund auch der Opfer „dieses barbarischen Krieges“ gedenkt.

Wolfgang Schneiderhan betonte, dass er nicht nur jungen Menschen die Zukunft nehme, sondern in die Familien große Lücken reiße. „Sie sollen wissen, dass wir in Gedanken immer bei Ihnen sind", sagte der Präsident –„deshalb sind wir hier”. Gemeinsam mit der Botschaftsrätin und Generalsekretär Dirk Backen verharrte er eine Minute in Schweigen.

Am Luftbrückendenkmal

Zum ersten Mal legte der Volksbund am Luftbrückendenkmal in Berlin einen Kranz nieder – gemeinsam mit dem US-amerikanischen Militärattaché in Deutschland, Colonel Oberst Scott Maxwell. „Weil es keine amerikanische Kriegsgräberstätte in Berlin gibt, ist das ein geeigneter Ort, um an diese Kriegstoten zu erinnern”, sagte Generalsekretär Dirk Backen.

Während der Blockade der Berliner Westsektoren durch die Sowjetunion von Juni 1948 bis Mai 1949 hatten britische und vor allem amerikanische Streitkräfte West-Berlin über eine Luftbrücke versorgt. 

„Es ist mir eine große Ehre, heute mit Ihnen derer zu gedenken, die hier ihr Leben ließen”, sagte der Militärattaché. Für den Volksbund schließt sich mit dieser Geste der Kreis, wenn er am Volkstrauertag aller alliierten Mächte als der Befreier Europas vom Faschismus gedenkt. Künftig soll auch hier jedes Jahr ein Kranz niedergelegt werden.

Pankow: in kleinstem Kreis

Wo sonst zahlreiche Kränze nebeneinander gestanden und der ukrainische, der belarussische und der russische Botschafter abwechselnd Reden gehalten hatten, herrschte an diesem Wochenende Leere und Stille. Am Sowjetischen Ehrenmal in der Schönholzer Heide in Pankow hatte einzig das Bezirksamt an diesem Tag vor dem Volkstrauertag ein Gesteck niedergelegt.

Der Respekt gebiete es, dass der Volksbund auch der Toten der Sowjetunion als einer der vier alliierten Mächte gedenke, sagte Wolfgang Schneiderhan. Er erinnerte daran, dass im Zweiten Weltkrieg die Ukraine und Weißrussland die höchsten Opferzahlen unter den Völkern der Sowjetunion zu beklagen hatten. Die stille Kranzniederlegung mit Schweigeminute fand in kleinstem Kreis statt.

Frankreich und Commonwealth

Dudelsack-Klänge empfingen die Volksbund-Vertreter am Sonntag morgen schon an der Heerstraße: „Ich bin sehr froh, dass ich heute das Anliegen des Volksbundes öffentlich unterstreichen kann”, sagte Dr. Kristiane Janeke bei der Commonwealth-Gedenkfeier  auf der Kriegsgräberstätte in der Heerstraße in Spandau.

Als neues Mitglied im Bundesvorstand war es ihr wichtig, gerade auf diesem Friedhof den Kranz niederzulegen – „im internationalen Kontext mit Blick auf unsere heutigen Verbündeten und in der historischen Verantwortung Deutschlands”. Ausrichter war die Südafrikanische Botschaft in Berlin. Unter anderem die Botschaften von Frankreich, Indien, Irland, Malawi, den USA und Südafrika legten Kränze nieder.

Einer Einladung der französischen Botschaft war der Volksbund schon am Freitag gefolgt: An der Julius-Leber-Kaserne in Tegel hatte der Landesvorsitzender Berlins, Fritz Felgentreu, einen Kranz niedergelegt – im Beisein unter anderem des französischen Verteidigungsattachés, Generalmajor Jean-Pierre Metz.

Auf dem deutschen Gräberfeld

Tradition ist auch die Kranzniederlegung auf dem Deutschen Gräberfeld in Pankow. Den Volksbund vertraten dort Tore May vom Bundesvorstand und der Kommandeur des Wachbatallions, Axel Lubawinsky, vom Landesvorstand  Berlin.

Zentrale Gedenkstunde live im ZDF

Traditionell richtet der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge die Zentrale Gedenkstunde zum Volkstrauertag im Bundestag aus. Die Veranstaltung vom 13. November 2022 wurde live unter anderem im ZDF übertragen.

Einen ausführlichen Artikel finden Sie hier: Gedenkstunde im Bundestag: „Demokratie darf nicht hilflos sein”.

Ebenfalls am Volkstrauertag nahm der Volksbund an Gedenkveranstaltungen auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee, am Bundeswehr-Ehrenmal und in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche teil:
Volkstrauertag: von der Wiederkehr des Krieges.

Harald John Abteilungsleiter Öffentlichkeitsarbeit