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Chefpathologe von Pristina ausgezeichnet

Volksbund-Einsatz auf dem Balkan – Pristina: Silbernes Volksbund-Ehrenkreuz für Dr. Arsim Gerxhaliu

Für seine Verdienste um die deutsch-kosovarischen Beziehungen ist der Direktor des Forensischen Instituts Pristina, Dr. Arsim Gerxhaliu, mit dem Volksbund-Ehrenkreuz in Silber ausgezeichnet worden. Auf Bitte von Volksbund-Präsident Wolfgang Schneiderhan nahm der deutsche Botschafter in Kosovo, Jörn Rohde, die Ehrung vor. Rohde verband damit die Hoffnung auf baldige Unterzeichnung eines Kriegsgräberabkommens zwischen beiden Ländern.

Als Kosovos Ministerpräsident Albin Kurti am Donnerstag die Nachricht erreichte, dass bei Grabungen nahe der Hauptstadt Pristina die Gebeine zweier deutscher Soldaten gefunden worden waren, soll er sich hocherfreut gezeigt haben. Seit Jahren ruhen die Verhandlungen über ein gemeinsames Kriegsgräberabkommen zwischen der Bundesrepublik und dem jungen Staat Kosovo – nun könnte alles sehr schnell gehen. Noch von der Grabungsstelle auf einem 900 Meter hohen Plateau nahe der kleinen Ortschaft Popovë/Popov im Kopaonik-Gebirge aus hatte Arsim Gerxhaliu den ihm gut bekannten Ministerpräsidenten telefonisch verständigt.
 

„Da habe ich gejubelt“

Bei der Ehrung in der Deutschen Botschaft berichtete der 58-jährige Chefpathologe von den Emotionen, die der Fund der Gebeine knapp 77 Jahre nach deren Tod ausgelöst hatten. Dreimal sei er in den vergangenen Jahren mit einem kleinen Team an möglichen Grabstellen gewesen – jede Fahrt durch die Schluchten des Balkan über nahezu unpassierbare und nach Regenfällen tief verschlammte Wegen ein Abenteuer.

Bei der vierten Grabung – diesmal professionell vom Volksbund und dem in Kosovo stationierten Bundeswehr-Kontingent unter der Leitung von Oberst Bernd Bröcher vorbereitet – war der Durchbruch gelungen. Nach nur einer Stunde waren der Pathologe und Thomas Schock, Leiter des Volksbund-Umbettungsdienstes, auf die ersten Knochen gestoßen (wir berichteten). Nach zweieinhalb Stunden hatten sie die halben Erkennungsmarken beider Soldaten in den Händen gehalten. „Da habe ich gejubelt“, gestand ein immer noch erkennbar gerührter Pathologe am Abend danach dem Deutschen Botschafter.
 

Vernetzt von Albanien bis Kroatien

Arsim Gerxhaliu ist Deutschland in Freundschaft verbunden. Von 2000 bis 2002 studierte er am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf bei dem bekannten Rechtsmedizin-Professor Klaus Püschel. Das Studium legte den Grundstein zu einer Karriere, die ihn später auch nach San Diego in Kalifornien führte.

Mittlerweile ist der in Kosovo geborene Forensiker auf dem gesamten Balkan bestens vernetzt. Er arbeitet eng mit Rechtsmedizinern in Serbien, Kroatien, Montenegro und Albanien zusammen. Mehr als 4000 Tote – darunter viele Opfer des Bürgerkrieges in den 1990-er Jahren – hat Gerxhaliu identifizieren können.
 

Hoffnung auf Kriegsgräberabkommen

Der deutsche Botschafter dankte dem stets fröhlichen Rechtsmediziner für sein großes Engagement und verband damit die Hoffnung, dass in den kommenden Tagen die Gespräche auf der diplomatischen Ebene erfolgreich verlaufen. Ein Kriegsgräberabkommen – wie es etwa seit 1992 zwischen Deutschland und Russland besteht – würden den Schutz der Kriegsgräber und das dauernde Ruherecht für die Kriegstoten regeln. Und damit auch den Bau einer Kriegsgräberstätte ermöglichen, um etwa Angehörigen einen Ort der Trauer zu geben.

Der umtriebige Pathologe von Pristina jedenfalls hat schon einen Standort ausgeguckt: Ein Parkplatz nahe des Parlaments soll dem Volksbund als möglicher Standort eines Friedhofes zur Verfügung gestellt werden. Und wer Gerxhaliu, den in Pristina alle nur Dr. Arsim nennen – erlebt hat, ahnt, dass das keine bloßen Träumereien sind. Das nächste Kapitel auf dem Balkan könnte schnell aufgeschlagen werden.

Einen ausführlichen Bericht zur Umbettung am 8. und 9. Juli 2021 finden Sie hier.

Harald John Abteilungsleiter Öffentlichkeitsarbeit