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Das Grab am Hochkreuz

Einweihung in Duchowschtschina am 3. August 2013

Bald ist es so weit. In einem Monat weiht der Volkbund seinen wahrscheinlich letzten großen Sammelfriedhof in Russland ein. 30 512 Kriegstote hat der Volksbund gegenwärtig in Duchowschtschina bestattet, 70 000 könnten es einmal sein. Doch wer sind die Kriegstoten, die nahe Smolensk am 3. August 2013 nach so vielen Jahren noch ein würdevolles Grab bekommen? Es sind Menschen wie Hermann Gustav Engelbrecht.

Todesjahr: 1941

Schütze Engelbrecht leistete seinen Dienst als Kradmelder in einer hessisch-thüringischen Division – leider nicht für lange Zeit. Direkt nach der Bäckerlehre wurde der 19-Jährige im Jahr 1941 zum Kriegsdienst eingezogen. 1941 wurde auch zu seinem Todesjahr. Auf der Internetseite des Volksbundes ist er unter www.volksbund.de/graebersuche.html in der kostenlosen Online-Gräbersuche gelistet: „Hermann Gustav Engelbrecht ruht auf der Kriegsgräberstätte in Duchowschtschina, Block 24, Reihe 33, Grab 1970“, steht dort. Wer diese deutsche Kriegsgräberstätte schon einmal besucht hat, weiß dass sich dieser Ort nicht weit entfernt vom zentralen Hochkreuz befindet. Ursprünglich war Hermann auf dem von der Wehrmacht angelegten Soldatenfriedhof Jarzewo bestattet worden. Im Herbst 2011 wurde er dann gemeinsam mit den 2 000 Toten von Jarzewo auf den vom Volksbund neu gebauten Friedhof Duchowschtschina umgebettet. Dort wird er bleiben. Für immer, denn genau das sieht das ewige Ruherecht für Kriegstote wie Hermann Engelbrecht, für seine Angehörigen und auch alle anderen als Mahnung zum Frieden vor.

Hermann war einer von vielen – und das bezieht sich nicht nur auf die insgesamt etwa 70 000 Kriegstoten, die am Ende der Arbeiten in Duchowschtschina beerdigt sein werden. Denn der junge Mann aus dem nordhessischen Dorf mit dem wohlklingenden Namen Liebenau war eines von zehn Kindern der Familie Engelbrecht. Seine fünf Schwestern leben noch heute. 72 Jahre lang haben sie gehofft, dass ihr Bruder wenigstens noch ein Grab bekäme. „Es ist beruhigend zu wissen, dass er nun endlich seine letzte Ruhe gefunden hat. Erinnerung, Gedenken und Trauer haben jetzt einen Ort“, sagen die Schwestern. In Duchowschtschina wird dies nun wahr.

Wie geht es weiter?

Zur Einweihung werden über 200 Gäste aus Deutschland erwartet, unter ihnen zahlreiche Angehörige der Gefallenen. An der offiziellen Übergabe werden auch junge deutsche und russische Soldaten teilnehmen, die sich zu einem gemeinsamen Arbeitseinsatz an Kriegsgräbern in der Oblast Smolensk treffen. Bis Ende Juli sind in Duchowschtschina noch die Granitstelen zu errichten, auf denen der Volksbund die Namen und Lebensdaten von 16 300 Kriegstoten dokumentiert. Weitere Stelen werden in den kommenden Jahren Schritt für Schritt folgen.

Die Einweihung am 3. August markiert einen neuen Abschnitt in der Arbeit des Volksbundes. Die Zahl der Ausbettungen wird in den kommenden Jahren rückläufig werden, da es immer schwieriger wird, Grablagen zu finden.  Der Volksbund rechnet damit, bis 2017 im Osten und Südosten Europas noch etwa 150 000 Kriegstote des Zweiten Weltkrieges bergen zu können. Dann verbleiben noch weitere 250 000 Tote, die überwiegend in schwer zugänglichen Gebieten oder in Kleinstgrablagen ruhen. Die Suche nach diesen Gräbern erfordert einen wesentlich höheren Aufwand als bisher.

Maurice Bonkat