Der Volksbund-Film: Premiere im Bundestag
Von PEACE LINE bis zur Einbettung – professioneller Jahresrückblick bei der Zentralen Gedenkstunde
Wie erzählt man 100 Jahre in dreieinhalb Minuten? Was ist wichtig – und zwar heute und für morgen? Das waren die Fragen, vor denen die Macher eines Filmes über den Volksbund standen. Der Film sollte bei der Zentralen Feierstunde zum Volkstrauertag im Deutschen Bundestag gezeigt werden – und er wurde es auch. Sein Schwerpunkt: die Höhepunkte des Jahres 2020.
Ein junges Kasseler Filmteam der Firma BL&P wurde mit Unterstützung der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit des Volksbundes von der Generalsekretärin Daniela Schily genau mit diesem Auftrag betraut: 100 Jahre – drei Minuten. Es war klar: Es sollte ein neuer Film entstehen, keine Montage aus bereits vorhandenem Material. Damit wollte man einerseits die Freiheit der Komposition schaffen, andererseits auch sicherstellen, dass alle Bilder derselben Sprache folgten.
Es war völlig klar, dass ein solch kurzer Film die Geschichte des Volksbundes nicht chronologisch erzählen kann. Vielmehr ging es darum, eine Botschaft filmisch umzusetzen und dabei den Fokus auf das Jahr 2020 zu legen. Diese Botschaft hat Daniela Schily (auch im Film) so formuliert:
„Erinnern und Gedenken, das ist kein Selbstzweck. Der Volksbund versucht, nationen- und generationenübergreifend beizutragen zu Respekt und Verständigung, für eine Vermittlung, wie man Kriege verhindern kann und wie wir gemeinsam in einem vereinten Europa dazu beitragen können, dass der Frieden, den wir derzeit haben, auch erhalten bleibt.“
Man sieht Einbettungen (in Halbe), Gedenken an die Opfer von Flucht und Vertreibung (an der Ostsee), junge Leute auf Bildungsreise (PEACE LINE in Verdun), Gedenken an die Opfer des Holocaust (Gleis 17 in Berlin). Dokumentiert ist auch die Arbeit an dem Gedenkkranz aus Stahl, der buchstäblich ein mächtiges Symbol der deutsch-britischen Versöhnung ist. Aus diesem Mosaik 2020 lässt sich auch auf weitere Bereiche der Volksbundarbeit schließen.
Zum Abschluss hört man die Stimmen von vielen, die die Bedeutung des Volksbundes für sie persönlich in jeweils einem einzigen Wort zugespitzt haben.
Die Corona-Pandemie beschränkte auch die Möglichkeiten für die Filmaufnahmen. Ein geplanter Drehtermin mit jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Projekts PEACE LINE konnte – wie deren gesamte Reise – nicht stattfinden. Ein Dreh in Danzig wurde unmittelbar vor Drehbeginn unmöglich, da Danzig zur „roten Zone“ erklärt wurde, als das Filmteam fast schon an der deutsch-polnischen Grenze war und unverrichteter Dinge umkehren musste.
Dennoch: Was man im Film sehen kann, unterstreicht die Bedeutung und Vielfalt des Volksbundes auf sehenswerte Weise. Er soll im kommenden Jahr noch um wichtige Themenfelder erweitert werden.
In Erinnerung bleibt auch ein Satz von Volksbund-Präsident Wolfgang Schneiderhan: „Kriege brechen nicht aus, sie werden gemacht – und zwar von Menschen.“
So ist der Film Dokumentation, Aufforderung zum Mittun und Mahnung in einem.
Text: Eckart Stratenschulte