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„Dieser Tag hat mir die Augen geöffnet“

Auf der Grünen Route bis ins Elsass: PEACE LINE erfüllt die Erwartungen

„Auch wenn es ein schwieriger Tag war, bin ich sehr dankbar dafür, dass er mir die Augen für neue Perspektiven geöffnet hat“, fasst Jennifer Nedlin (23) ihre Eindrücke zusammen. Der Tag hatte sie in die Gedenkstätte des früheren Konzentrationslagers Buchenwald geführt – eine von etlichen Stationen der Grünen PEACE LINE-Route.

„Es ist nicht so, wie wenn man es in Filmen sieht, weil man physisch dort ist“,  hatte Cristian Sanchez Roman (21) aus Spanien betont. „Es wirkt anders. Es war sehr beeindruckend und interessant und manchmal schwer zu verstehen, wie das alles möglich war, was dort passiert ist.“ Für Viola Benz, die Projektkoordinatorin des neuen Volksbund-Formats, heißt das: „PEACE LINE erreicht genau das, was wir uns erhofft haben: Die Erfahrungen des authentischen Ortes bringen die jungen Teilnehmenden zu neuen Einsichten in wichtige Stationen der europäischen Geschichte und vor allem auch zu spannenden Diskussionen untereinander“.  Diese Route führt eine 24-köpfige Gruppe vom 14. bis 28. August 2021 von Berlin bis ins Elsass.
 

Persönliche Geschichten fließen ein

In Weimar hatten die jungen Frauen und Männer aus zwölf Nationen neben Buchenwald auch das „Haus der Weimarer Republik“ besucht. In Prag und speziell in Lidice setzten sie sich sehr intensiv mit dem bis dahin Erlebten und den aus ihren Heimatländern bekannten Sichtweisen auf die Geschichte auseinander. „Viele Teilnehmende bringen auch persönliche Geschichten mit ein, familiäre aber auch nationale Bilder und Erzählungen werden auf den Prüfstand gestellt“, sagt Viola Benz.

In München fand – in Kooperation mit dem Landesverband Bayern – ein spannender Workshop zu Biographiearbeit auf dem Waldfriedhof statt. „Die Arbeit mit Biographien hat immer einen ganz besonderen Stellenwert, da die oftmals sehr sachliche Kriegsgeschichte mit Namen und Daten verknüpft wird, die plötzlich viel mit dem eigene Leben zu tun haben: dann, wenn die dort Begrabenen im selben Alter waren wie die Teilnehmenden jetzt sind“, erklärt die Projektleiterin.

 

Symbol für Grenzenlosigkeit

Die Reise führte weiter an den Bodensee: 28 Grad im Schatten, die Sonne spiegelt sich in der glänzenden Wasseroberfläche. Fast unwirklich, wenn man um die  Kriegsgräberstätte Lerchenberg bei Meersburg mit 69 Kriegstoten des Ersten Weltkrieges im Hintergrund weiß. Oliver Wasem, der Geschäftsführer des Landesverbandes Baden-Württemberg, begrüßte die Gruppe: „Der Bodensee hat in dunkleren Zeiten Nationen getrennt. Heute verbindet er Österreich, die Schweiz und Deutschland. Grenzenlos ist vielleicht der richtige Ausdruck für diese Region und diesen Ausblick“.

Heike Baumgärtner erklärte die historischen Zusammenhänge und warum es diese Kriegsgräberstätte gibt, die den vermissten Soldaten in aller Welt gewidmet ist. Die Jugendreferentin aus Konstanz schilderte, wie aus einem Propaganda-Projekt der Nationalsozialisten ein Ort der Versöhnung und Mahnung geworden ist. Die Schriftzüge der Länder an den Wänden zeugen davon. Auf den Besuch an der Kriegsgräberstätte Lerchenberg bei strahlendem Sonnenschein folgte eine Führung durch den finsteren KZ-Stollen in Überlingen.
 

Auswertung in Niederbronn

Inzwischen ist die Gruppe – nach einer weiteren Station auf dem Hartmannswillerkopf – in Verdun angekommen. Von hier fährt sie über Schengen nach Niederbronn-les-Bains im Elsass. Dort, in der Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte des Volksbundes, finden Auswertung und ein abschließender Workshop statt.

Detaillierte Informationen zu den Stationen der Grünen und auch zur Blauen PEACE LINE-Route gibt es im Bericht zum Auftakt. Impressionen von den ersten Tagen der Blauen Route in Berlin gibt es hier. Und die nächsten Gruppen stehen schon fast in den Startlöchern: Von Berlin über Danzig bis auf den Golm auf Usedom (Blaue Route) geht es wieder vom 6. bis 20. September. Von Berlin bis ins Elsass fährt die nächste Gruppe vom 3. bis 17. September 2021. Mehr Informationen auch unter www.peace-line.eu.

Text: Christiane Deuse / Oliver Wasem