Im Zeichen des Volksbundes: Prinz Charles hielt seine Rede im Bundestag abwechselnd in deutscher und englischer Sprache. Fotos: Uwe Zucchi
Ein denkwürdiges Jahr, um Frieden und Freundschaft zu feiern
Der Prinz of Wales betont die deutsch-britische Freundschaft
Berlin, den 15.11. In der heutigen Gedenkstunde zum Volkstrauertag schlug Volksbund-Präsident Wolfgang Schneiderhan ein neues Kapitel deutsch-britischer Freundschaft auf. In Anwesenheit von Prinz Charles erinnerte er an die vielen Millionen Opfer des Zweiten Weltkrieges, dessen Ende sich 2020 zum 75. Mal jährt. „Für die Überlebenden war der Krieg mit dem Schweigen der Waffen nicht vorbei. Sie hatten Angehörige oder ihre Heimat, ihre Gesundheit oder ihren Lebenswillen verloren. Deutschland war nicht nur militärisch geschlagen, es hatte sich durch den ungeheuren Zivilisationsbruch der nationalsozialistischen Diktatur, des Holocausts, des Angriffs und Vernichtungskrieges moralisch selbst zerstört.“
Schon im September 1946 habe Winston Churchill gefordert, Deutschland die Hand zu reichen, es gäbe kein Wiederaufleben Europas ohne ein geistig großes Deutschland. „Sie sind als Sieger gekommen und als Freunde geblieben“ sagte Schneiderhan in Richtung des königlichen Gastes.
Der britische Thronfolger Prinz Charles war einen Tag nach seinem 72. Geburtstag der Einladung nach Berlin gefolgt, um die Gedenkrede im Plenarsaal des Deutschen Bundestages zu halten. Es war das erste Mal, dass ein Mitglied des britischen Königshauses bei der Zentralen Gedenkstunde sprach.
„Es erfüllt mich und meine Frau mit großem Stolz, in diesem denkwürdigen Jahr, in dem wir 75 Jahre Frieden und Freundschaft feiern dürfen, wieder einmal nach Deutschland zu kommen und die starken Bande zwischen uns beiden Ländern zu erneuern“.
In seiner zwanzigminütigen Gedenkrede, die er abwechselnd in deutscher und englischer Sprache hielt, betonte er die langjährigen und intensiven Verbindungen zwischen den Menschen beider Länder, ebenso wie die engen kulturellen Beziehungen: „Es war gar nicht so ungewöhnlich, wie es vielleicht heute schienen mag, dass bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges vier Mitglieder des britischen Kabinetts an deutschen Universitäten studiert hatten“.
Zum Abschluss seiner Rede ging der Vertreter des Königshauses auf den Brexit ein: „Das Vereinigte Königreich hat sich für eine Zukunft außerhalb der Europäischen Union entschieden, und die Beziehungen zwischen unseren Ländern verändern sich aufs Neue.“ Trotzdem sei er, so Prinz Charles weiter, der festen Überzeugung „ … dass die zentralen Bande weiterhin Bestand haben: Wir werden immer Freunde, Partner und Verbündete bleiben“.
Vier junge Menschen aus Israel, Deutschland, der Republik Moldau und Großbritannien sprachen über Gedenken und Friedensarbeit aus den unterschiedlichen Perspektiven ihrer Länder. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bezog in das Totengedenken auch die Opfer der jüngsten Geschehnisse mit ein. „Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt Opfer geworden sind. Wir gedenken der Opfer von Terrorismus und Extremismus, Antisemitismus und Rassismus in unserem Land.“
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