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Hauptfriedhof Wolfenbüttel bekommt Geschichts- und Erinnerungstafel

Schülerinnen und Schüler beschäftigen mit der Geschichte des Gräberfelds aus dem Ersten Weltkrieg

Wolfenbüttel. Am 27. Juni weihte Landrätin Christina Steinbrügge auf dem Hauptfriedhof Wolfenbüttel an der Lindener Straße eine Geschichts- und Erinnerungstafel ein.

Schülerinnen und Schüler der Carl-Gotthard-Langhans-Schule, der berufsbildenden Schule des Landkreises Wolfenbüttel, hatten sich mit der Geschichte des Gräberfelds aus dem Ersten Weltkrieg beschäftigt und mit den Menschen die dort bestattet sind. Es handelt sich um mehr als 100 junge Männer, die in den Lazaretten der Stadt starben. Unter der Anleitung ihres Geschichtslehrers, Jens Friedrich, bereiteten sie ihre Ergebnisse auf und formulierten die Texte für die Tafel. Die Metallbauklasse von Thorsten Hartmann fertige das Gestell – diese Geschichts- und Erinnerungstafel ist also in allen Teilen ein Produkt der Carl-Gotthard-Langhans-Schule.

Landrätin Steinbrügge zeigte sich hoch erfreut über die Arbeit der Schülerinnen und Schüler. Sie zeige, was nur berufsbildende Schulen leisten können: „praktische Arbeit und anspruchsvolle inhaltliche, intellektuelle Auseinandersetzung gehen Hand in Hand“.

Das Schicksal eines der Toten, des 1916 verstorbenen gerade 20 Jahre alten Kasimir Krajewskj, haben die Schülerinnen und Schüler genauer rekonstruiert. Er starb elend in Wolfenbüttel, nach mehr als 40-tägiger Odyssee durch verschiedene Lazarette.

In den Lazaretten aller kriegführenden Länder erlitten junge Männer wie Kasimir Krajewskj unvorstellbare Todesqualen. Viele Schriftsteller beschrieben diese Qualen, etwa Erich Maria Remarque 1928 in dem Bestseller „Im Westen nichts Neues“. Warum verhinderten solche Schilderungen keine neuen Kriege? Überall in Deutschland und in Europa gab es doch Gräberfelder wie das in Wolfenbüttel.
Landrätin Steinbrügge verwies auf die Propaganda und die Gewaltaktionen der Nationalsozialisten, die nur wenige Monate nach der Machtübertragung in aller Öffentlichkeit Bücher verbrannten, die ihren Ansichten widersprachen, auch „Im Westen nichts Neues“. Kritik am Krieg, Kritik an soldatischem Handeln, pazifistische Einstellungen generell galten als Landesverrat, als „undeutsch“.

Die Generation, die unter diesen Bedingungen aufwuchs, bekam nie die Möglichkeit zu erfahren, was eine demokratische und am Frieden orientierte Erziehung in Schule und Gesellschaft bedeutet. Diese Generation erlebte stattdessen einen neuen, noch grausameren Weltkrieg und eine Diktatur, die bislang unvorstellbare Menschheitsverbrechen beginn.

Damit so etwas nie wieder geschieht, damit junge Menschen nie wieder solche Erfahrungen machen müssen, damit das Gedenken an getötete Soldaten nie wieder zu einem bellizistischen Heldenkult wird, dafür arbeitet der Volksbund heute. Seine Bildungsarbeit, betonte Landrätin Steinbrügge, vermittelt heute die Werte von Menschenrechten, Demokratie und Frieden.

Text: Dr. Rainer Bendick, Bildungsreferent
Bilder: Volksbund