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Hauptstadt mal anders: zwischen Pflegen und Erinnern

Aus acht Ländern angereist - Jugendliche beim „Camp Berlin international“

Derzeit finden in Deutschland und in europäischen Partnerländern viele internationale Jugendbegegnungen statt – so auch in Berlin. Die Leiterin der Volksbund-Abteilung Gedenkkultur und Bildung, Dr. Heike Dörrenbächer, packte bei einem Pflegeeinsatz auf dem Friedhof „In den Kisseln“ in Spandau bei schwerer Arbeit mit an und schildert ihre Eindrücke.
 

Es ist wirklich anstrengend, die Grabsteine vom Boden zu heben, zu säubern und dann wieder in die richtige Position zurück zu hieven. Schön war es, direkt zu sehen, was wir innerhalb von zwei Stunden geschafft haben.
 

Jung und international

29 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus acht Ländern sind beim „Camp Berlin international“ dabei und für zwei Wochen in der „General-Steinhoff-Kaserne” in Berlin-Kladow untergebracht. Die Campleitung haben Clara Busch und Jonathan Hilker, unterstützt von den Teamern Erzana Asari, Dustin Grätz und Louisa Fuchs, die gerade ein Freiwillig Soziales Jahr beim Landesverband Berlin macht.

Das Pflegen des Kriegsgräberfeldes gehört zu dem anspruchsvollen Programm, das der Fachbereich „Internationale Jugendbegegnungen” mit dem Landesverband vorbereitet hatte. So besuchte die Gruppe unter anderem die Gedenkstätte des Deutschen Widerstandes im Bendlerblock.
 

Früher Feind, heute Freund

Es geht bei den Jugendbegegnungen darum, sich über die Auseinandersetzung mit dem Zweiten Weltkrieg kennenzulernen und dauerhaft Freundschaften über Ländergrenzen hinweg zu schließen. Ein wichtiges Thema ist auch, „an die zu denken, die ihr Leben im Zweiten Weltkrieg verloren haben“, so Ioan aus Rumänien. Und das zeigen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Gedenkfeier, die – traditionell am Ende von Workcamps – auf dem Friedhof „In den Kisseln“ stattfindet.

„Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben die Gedenkveranstaltung mit viel Hingabe vorbereitet“, so Campleiterin Clara Busch. Nach tagelangem Regen versammeln sich Teilnehmer und Gäste bei Sonne und viel Wolken am Hochkreuz des Friedhofes direkt neben einem Gräberfeld mit Toten des Zweiten Weltkrieges.
 

Mit Politikern und Bundeswehr

Helmut Kleebank begrüßt mehr als 50 internationale Gäste aus der Politik, aus Botschaften und der Berliner Verwaltung. Der Bundestagsabgeordnete (SPD) gehört seit kurzem dem Vorstand des Volksbund-Landesverbands Berlin an. Er dankt besonders der Bundeswehr, die durch hochrangige Vertreter wie Brigadegeneral Jürgen Uchtmann als Kommandeur des Landeskommandos Berlin vertreten war. Durch das Programm führt Jan Senger. Der Hauptgefreite nimmt an dem Workcamp teil. 

Marjan aus der Slowakei begrüßt die Gäste im Namen der Gruppe in fehler- und akzentfreiem Deutsch, die 17-jährige Ambre aus Deutschland übernimmt den englischen Part. Dann präsentieren die jungen Leute selbstgeschriebene Gedichte und singen ihre Nationalhymnen – ergänzt um den Satz am Ende: „Gebt Frieden eine Chance“. Acht Landessprachen sind dabei zu hören. Greta aus Ungarn ist ausgebildete Sängerin. Spätestens jetzt überläuft manche ein Schauer – so berührend ist ihr Gesang.

Gestorben als 15-jähriger in Uniform

„Wir wollen zeigen, dass hinter jedem Toten ein persönliches Schicksal steht“, so Jakub aus Polen. Er lädt zusammen mit den anderen dazu ein, an einzelnen Gräbern Blumen niederzulegen. Am Grab von Franz Lirche zeigt er eine Zeichnung, die er selbst angefertigt hat: ein Kind in Uniform mit einem viel zu großen Helm. Franz Lirche wurde mit 15 Jahren Soldat und starb zwei Wochen vor seinem 16. Geburtstag.
 

„Das Camp hat mir geholfen, Geschichte besser zu verstehen.“

Czege aus Ungarn

Was nehmen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit, wenn sie nach Hause fahren? Greta aus Ungarn sagt, sie könne den Schmerz der anderen fühlen. Czege aus Ungarn fügt hinzu: „Das Camp hat mir geholfen, Geschichte besser zu verstehen.“ Jakub meint, es sei wichtig „offen für neue Standpunkte zu sein.“ Die Jugendlichen haben die Kulturen der anderen näher kennengelernt. Sie glauben daran, dass ihre neu geschlossenen Freundschaften von Bestand sein werden.
 

Video und Workcamps aktuell

Zum Workcamp in Berlin ist auch ein Video entstanden – Matthias Baumann (btb-concept) hat es erstellt.

Einen weiteren ausführlichen Bericht zu einem deutsch-polnisch-ukrainischen Workcamp auf dem Golm auf Usedom finden Sie hier: Wetter schlecht – Laune gut: Volksbund-KidCamp auf dem Golm.
 

Text: Dr. Heike Dörrenbächer
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