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Königsbrück: Erinnerung an Kriegsgefangene

Serbisches Denkmal von 1918 wird saniert – Pflegeeinsatz der Bundeswehr

Königsbrück in der Lausitz steht für den Volksbund-Landesverband Sachsen 2020 im Fokus: Auf einem Friedhof auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz sind serbische und russische Kriegsgefangene aus beiden Weltkriegen begraben. Ein serbisches Denkmal für die Toten wird derzeit saniert und soll am 11. November feierlich eingeweiht werden. Auf einen Ortstermin vor wenigen Wochen folgte jetzt ein Arbeitseinsatz der Bundeswehr.

Vor 102 Jahren hatte der französische Bildhauer Edmond Delphaut, damals Kriegsgefangener in Königsbrück, die Plastik des „verwundeten Serben“ geschaffen. Wichtiger noch als die Sanierung des Denkmals ist jedoch die Anerkennung der Fläche als Kriegsgräberstätte im Sinne des Gräbergesetzes. Kaum ein Besucher der weitläufigen Anlage am Rande der Bundesstrasse 95 zwischen Königsbrück und Schmorkau ahnt, dass er auf einem Gräberfeld steht. Nach Aktenlage und den Sondierungs-Ergebnissen des Volksbundes in den vergangenen Jahren ruhen auf der Fläche rund 600 Tote. 450 von ihnen sind namentlich bekannt.

Gräberliste vorlegen für Anerkennung
Ziel des Landesverbandes Sachsen ist es, noch in diesem Jahr eine Gräberliste zur amtlichen Anerkennung vorzulegen, um den Status der Fläche neu zu bestimmen. Das würde die Gemeinde Neukirch in die Lage versetzen, Pflegepauschalen für inländische Kriegsgräberstätten zu beantragen. Bisher pflegt die Gemeinde die Fläche auf eigene Kosten.

Das Engagement um die Anerkennung als Kriegsgräberstätte sei eine lohnenswerte Aufgabe, so der Landesgeschäftsführer Sachsens, Dr. Dirk Reitz. Er fühlt sich seit mehreren Jahren der Neugestaltung der Anlage verpflichtet und hofft, dass den hier ruhenden Kriegstoten bald ihre Namen in Form von Grabkennzeichen oder Stelen zurückgegeben werden und damit ihr Andenken bewahrt bleibt.

Signal für die deutsch-serbische Völkerverständigung
Bei einem Ortstermin vor wenigen Wochen hatte sich Dirk Backen, Leiter der Abteilung Service und Kooperation des Volksbundes, gemeinsam mit dem Bundesvorstandsmitglied Detlef Fritzsch und der ehrenamtlichen Bürgermeisterin von Neukirch, Grit Truxa Richter, ein Bild vom Sanierungsprojekt auf dem Friedhof gemacht. Der Volksbund beteiligt sich sowohl ideell als auch finanziell daran und setzt damit ein deutliches Signal für die deutsch-serbische Völkerverständigung. Zur feierlichen Einweihung am 11. November 2020 sind unter anderen der  Sächsische Landtagspräsident, Dr. Matthias Rößler, und die serbische Botschafterin in Deutschland, Dr. Snežana Janković, eingeladen.

Zum dritten Mal leistete Stammpersonal der I. Inspektion der Offiziersschule des Heeres in Dresden einen Pflegeeinsatz auf dem Kriegsgefangenen-Friedhof Königsbrück. Der Bauhof der Gemeinde Neukirch unterstützte die neunköpfige Gruppe unter der Leitung von Inspektionschef Oberstleutnant Jürgen Oettler technisch und personell.

Mitglied des Bundesvorstands packt mit an
Auch Detlef Fritzsch vom Bundesvorstand war erneut dabei. Er verschaffte sich nicht nur einen praktischen Eindruck von der Zusammenarbeit des Volksbundes mit seinem zentralen Partner, der Bundeswehr, sondern leistete mit Säge und Harke auch einen persönlichen Beitrag. Erstmalig dabei war der neue Bundeswehrbeauftragte für die Länder Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, Kapitänleutnant a.D. Olaf Gawron. Fritzsch wünschte ihm für seine Aufgabe als Mittler zwischen Bundeswehr und Volksbund viel Glück und Erfolg.

Detlef Fritzsch war vom kontinuierlichen Einsatz der Bundeswehr beeindruckt. „Dieser Einsatz war mir eine besondere Freude. Da der Friedhof direkt an einem Hauptwanderweg im Naturschutzgebiet gelegen ist, hatte unser Arbeitseinsatz schnell die Aufmerksamkeit von Wanderern und Erholungsuchenden. Grundtenor kurzer Gespräche war stets Zustimmung und Anerkennung für dieses Engagement“, sagt er. Und: „Ich bin sicher, dass die vom Volksbund finanzierte Sanierung des serbischen Denkmals und die Einweihung am Jahrestag des Waffenstillstands vom Compiègne1918 einen wichtigen Beitrag auf dem Wege zu einem deutsch-serbischen Kriegsgräberabkommen leisten kann.“

„Ein tolles, gemeinsames Erlebnis“
Oberstleutnant Jürgen Oettler und Stabsfeldwebel Andreas Student betonten den Wert dieser Bundeswehr-Einsätze für das innere Gefüge einer Truppe, weil hier abseits des üblichen Umfelds Zusammenarbeit und Kameradschaft gefragt seien. Der Einsatz war coronabedingt zunächst verschoben worden. Dass er jetzt dennoch stattfand, zeige die intensive Kooperation zwischen Bundeswehr und Volksbund in Sachsen, so Dr. Dirk Reitz.

Der Bundeswehrbeauftragte Olaf Gawron nannte seinen ersten Einsatz in neuer Funktion mit Bundeswehr und Vertretern des Volksbund-Landesverbandes und des Bundesvorstands „ein tolles, gemeinsames Erlebnis“.

Mehr zum Kriegsgefangen-Friedhof Königsbrück finden Sie hier.

Text: Dr. Dirk Reitz
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