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Momentaufnahme: Volksbund-Umbetter in 14 Ländern im Einsatz

Spektrum reicht von lang geplanter Sondierung bis zur eiligen Notausbettung

Vom Baltikum im Norden bis zum Balkan im Südosten Europas suchen der Volksbund und Partnerfirmen Tag für Tag nach Kriegstoten, exhumieren sie und bereiten sie für Einbettungen auf Kriegsgräberstätten vor. In 14 Ländern östlich und südöstlich der deutschen Grenze sind 120 Mitarbeiter aktuell im Einsatz. Eine Momentaufnahme.
 

Auf Russland liegt nach wie vor der Schwerpunkt. Mehr als 450.000 Tote exhumierten die Experten dort seit 1992. Allein 2022 waren es fast 6.000 Tote. In Sologubowka bei St. Petersburg wurden am 12. September die Gebeine von 525 Toten eingebettet. Umbetter-Teams sind in der Russischen Föderation derzeit an drei Orten im Einsatz. Doch auch in 13 weiteren Ländern werden nahezu täglich Tote geborgen.

Dabei werden zunächst die Grablagen erfasst, das heißt mittels Recherche möglichst genau lokalisiert. Danach sondieren die Experten: Bei einer Probegrabung stellen sie fest, ob dort tatsächlich Gebeine zu finden sind. Im dritten Schritt exhumieren sie, bergen die sterblichen Überreste.
 

Notausbettungen im Baltikum

Im Baltikum suchen mehrere Teams mit zwei, drei beziehungsweise fünf Umbettern vor allem nach kleinen Grablagen, berichtet Thomas Schock. Er leitet den Umbettungsdienst. In Estland haben sie auf der Insel Saaremaa gerade einen deutschen Soldaten aus einem Feldgrab geborgen. Er wird auf der Kriegsgräberstätte Kuressaare beigesetzt.  An anderer Stelle fanden die Experten, die im Volksbund-Auftrag arbeiten, kürzlich zwei sowjetische Kriegstote. Ihre Gebeine werden später übergeben.

In Lettland war bei zwei Notausbettungen schneller Einsatz gefragt. Drei Soldaten mit ganzen Erkennungsmarken fanden die Umbetter hier. In Litauen dagegen läuft im Rayon Silutes ein größeres Projekt mit intensiver Vorbereitung. Hier arbeitet ein Team systematisch alle Grablageinformationen ab. Rund 100 Soldaten sollen demnach dort begraben sein.

In Cirkliskis sucht ein Team gezielt nach zwei Gefallenen. An einer weiteren Stelle wurden neun Gefallenen exhumiert, fanden sich sieben halbe Erkennungsmarken. Erkennungsmarken lassen grundsätzlich auf eine Identifizierung hoffen, auf Nachricht für Angehörige nach fast 80 Jahren.
 

Einbettung in Polen vorbereiten

Zu Polen berichtet Artur Berger: „In Glatz wurden bisher 634 Gefallene exhumiert. Vier Teams haben außerdem in den vergangenen Wochen an vier anderen Orten 594 Soldaten ausgebettet. Eine Partnerfirma ist mit Erfassungen in den Woiwodschaften Ermland-Masuren, Podlachien und Karpatenvorland beschäftigt.“ Außerdem wird die Einbettung in Groß Nädlitz (polnisch: Nadolice Wielkie) für Donnerstag, 14. September, vorbereitet.

In Belarus laufen Exhumierungsarbeiten. Das Team dort besteht aus zwei Mitarbeitern der Volksbund-Vertretung Minsk und zwölf Experten einer Partnerfirma. Einsatzort: Nowoe Selo in der Region Witebsk.
 

Drei Teams in der Ukraine

Auch in der Ukraine gehen die Einsätze weiter: In der Westukraine sondieren ein Mitarbeiter der Volksbund-Vertretung Kiew und vier Experten einer Partnerfirma in Dunaew bei Lemberg (ukrainisch: Lwiw). Dasselbe gilt für für Pantaewka im Raum Kirowograd im Osten des Landes und für Bila Zerkwa in der Region Kiew in der Zentralukraine. Dort sind schon 411 Tote geborgen, die Exhumierungen laufen weiter.

In der Republik Moldau stehen aktuell Sondierungsarbeiten in Sarata Galbena im Kreis Hincesti an, berichtet Vladimir Ioseliani direkt von dort. Er ist mit zwei Mitarbeitern einer Partnerfirma im Einsatz. In Georgien erfasst und sondiert ein Trio Grablagen in Tiflis.

Kroatien: Suche nach Massengräbern

In der Slowakei und in Slowenien bereitet der Umbettungsdienst aktuell die Gebeine geborgener Soldaten ebenfalls für Einbettungen vor und schließt dabei die Dokumentation der Umbettungen ab. Termin in Vazec (Slowakei) ist ebenfalls der 14. September, in Celje in Slowenien ist es der 26. September.

In Kroatien steht in Brdovec in der Gespannschaft Zagreb ein Massengrab im Fokus. „Dort haben wir etwa 160 Gefallene geborgen“, erklärt Artur Berger. Genaueres ergibt die Untersuchung der Gebeine in der Sammelstelle. In Brdovec soll es weitere Massengräber geben – die Suche nach ihnen läuft parallel. Zusätzlich wird eine Einbettung auf der Kriegsgräberstätte Zagreb-Mirogoi für die kommende Woche vorbereitet.

In Serbien und Montenegro arbeiten Teams derzeit an Erfassungen.
 

Unterteilt in drei Gebiete

Der Volksbund-Umbettungsdienst hat die Arbeit östlich und südöstlich der deutschen Grenze in drei Gebiete unterteilt: Denis Deryabkin ist für die Russische Föderation zuständig, setzt 19 Volksbund-Mitarbeiter sowie Saisonkräfte ein und ist selbst als Umbetter dabei.

Artur Berger betreut das Gebiet „Mitte“ von Polen bis Griechenland von Kassel-Niestetal aus. Zu seinem Team gehören vier Volksbund-Mitarbeiter und fünf Partnerfirmen. Vladimir Ioseliani ist für die Länder Belarus, Ukraine, Moldau, Rumänien und Transnistrien zuständig. Er ist selbst Umbetter und setzt acht Volksbund-Mitarbeiter, sieben Firmen und Saisonkräfte ein.
 

„Eine-Million-Projekt”

Die Erfolge an all diesen Einsatzorten tragen dazu bei, dass die Wegmarke von einer Million geborgener Kriegstoter immer näher rückt. 

Unterstützen Sie unsere Arbeit!

Bis zum Herbst will der Volksbund eine Million Kriegstote seit 1992 geborgen haben. Die neue Zeitrechnung begann nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, mit Abschluss des Kriegsgräberabkommens zwischen der Bundesrepublik und der Russischen Föderation. Die weitaus meisten Toten fanden und finden die Experten in Osteuropa.