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Monte Cassino: Vielvölkerschlacht in Süditalien

Heute vor 80 Jahren begann der Kampf um die Stadt, den Berg und das Kloster – neues Format #volksbundhistory

Am Nachmittag des 17. Januar 1944 begannen die Kämpfe um den strategisch wichtigen Ort Cassino. Soldaten aus 25 Ländern waren daran beteiligt. Vier Schlachten und die Bombardierung des Klosters forderten circa 77.000 Menschenleben – Soldaten wie Zivilisten. Als die Kämpfe am 18. Mai endeten, blieben die Ruinen der Abtei und eine zerstörte Stadt. Für den Ausgang des Zweiten Weltkrieges in Europa war die strategische Bedeutung eher gering.
 

 

Unter dem Hashtag #volksbundhistory berichten wir künftig von historischen Ereignissen und liefern Hintergrundinformationen. Das neue Format ist medienübergreifend mit Print- und Online-Artikeln, Audiofeatures und Videos (mehr dazu am Textende).

Friedhöfe und unzählige Gedenkorte

Die Friedhöfe der damaligen Kriegsparteien und unzählige Gedenkorte machen die internationale Dimension der Kämpfe um den Monte Cassino deutlich. Auf Seiten der Alliierten kämpften unter anderem Soldaten aus Indien, Neuseeland, Polen und Frankreich gegen die Wehrmacht. Der Volksbund hat die Kriegsgräberstätte Cassino im Mai 2022 mit einer multiperspektivischen Ausstellung als internationalen Begegnungsort aufgewertet (Bericht zur Eröffnung). Seit 15 Jahren lädt er Jugendliche aus vielen Ländern zu Begegnungen an diesen besonderen Ort ein. Seit 2022 finden deutsch-polnische Workcamps statt. Anmeldungen für die kommende Saison sind jetzt schon möglich (mehr lesen).

Kurzer historischer Abriss

1941 nehmen die Achsenmächte Deutschland und Italien den Balkan und Griechenland ein. Im Italien-Feldzug 1943 gelingt es den Alliierten, die Achsenmächte zunächst auf Sizilien und später auf dem italienischen Festland zurückzudrängen.

Um den Vormarsch nach Rom zu stoppen, errichtet die Wehrmacht im schwer zugänglichen Gelände des Apennin-Gebirges mehrere Verteidigungslinien, darunter die stark gesicherte „Gustav-Linie“. Eine Schlüsselposition bildet der Berg Monte Cassino mit dem Benediktinerkloster aus dem sechsten Jahrhundert.
 

Erste Kämpfe am Flussufer

Am Nachmittag des 17. Januar 1944 beschießen amerikanische und britische Einheiten die Stellungen der Wehrmacht entlang der Flüsse Garigliano und Rapido, um den Weg in Richtung Rom freizukämpfen. Doch die Witterungs- und Geländebedingungen sind schwierig. Die Alliierten können im bergigen Gelände nur schwer ihre Panzer gegen die deutschen Truppen einsetzen.

Mit der amphibischen Operation „Shingle“ am 22. Januar werden 36.000 Soldaten und 3.200 Fahrzeuge über das Tyrrhenische Meer an die Strände von Anzio und Nettuno, südlich von Rom, gebracht, um einen Brückenkopf zu errichten. Die Deutschen verstärken ihre Verteidigung und starten Gegenangriffe. Aus der geplant schnellen Offensive entwickelt sich eine mehrere Monate dauernde Belagerung.
 

Maori-Krieger, Gurkhas aus Nepal

Generalleutnant Bernard Freyberg mit dem II. Neuseeländischen Korps übernimmt das Kommando. In den neuseeländischen und indischen Divisionen kämpfen auch Bataillone mit Maori-Kriegern und nepalesischen Gurkhas, die auf den Kampf im Gebirge spezialisiert sind.

Freyberg fordert die Bombardierung des Klosters, in dem die Alliierten fälschlicherweise deutsche Artilleriebeobachter vermuten.
 

Abtei wird zerstört

Am Morgen des 15. Februar zerstören schwere Bomber der US-Army Air Forces innerhalb weniger Stunden die Abtei. Darin halten sich vorrangig Mönche und Geflüchtete aus dem Ort Cassino auf, von denen viele sterben.

Der taktische Erfolg bleibt aus. Erst die Trümmer des Klosters werden durch die deutsche Infanterie zur Verteidigung ausgebaut und gehalten. Die Zerstörung des Klosters sorgt beim Vatikan, aber auch weltweit für Kritik, was die nationalsozialistischen Propaganda für ihre Zwecke nutzt.

Dritter Monat, dritte Schlacht

Am 15. März beginnt die dritte Schlacht um Cassino mit Luftangriffen. Die deutschen Verteidiger erleiden schwere Verluste, unzählige Zivilisten werden verletzt oder getötet. Bis zum 22. März dauern die zähen Kämpfe um einzelne Straßenzüge, Anhöhen und Gebäude – dann wird der Angriff abgebrochen.

Am 24. März 1944 wird dem Befehlshaber des II. Polnischen Korps, Generalleutnant Władysław Anders, eröffnet, dass seine Verbände für die Erstürmung des Monte Cassino vorgesehen sind. Die Polen haben bereits schwere Verluste erlitten.
 

Polnische Truppen erobern das Kloster

Dem Polnische Korps gelingt es nach schweren Kämpfen gegen die deutschen Fallschirmjäger, den Widerstand zu brechen. Am Morgen des 18. Mai wehen die weißen Fahnen über den Ruinen des Klosters. Der Kampf um den Monte Cassino ist zu Ende.

Die Einnahme des Klosterberges ermöglicht den Vorstoß alliierter Kräfte in Richtung Rom. Am 4. Juni erreichen amerikanische Panzertruppen die italienische Hauptstadt.
 

Literatur

Auswärtiges Amt (Herausgeber): Bericht der von den Außenministern der Bundesrepublik Deutschland und der Italienischen Republik am 28.3.2009 eingesetzten deutsch-italienischen Historikerkommission, Berlin 2012

Gentile, Carlo: Wehrmacht und Waffen-SS im Partisanenkrieg (Reihe: Krieg in der Geschichte, Band 65), Paderborn 2012

Köpf, Gerhard: Die Legende von Montecassino, Wien 2021

Militärgeschichtliches Forschungsamt: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Band 8: Die Ostfront 1943/44 – Der Krieg im Osten und an den Nebenfronten, Stuttgart 2007, Seite 1146 ff

Pahl, Magnus: Der Kampf um Rom und seine Inszenierung, (Reihe: Schlachten der Geschichte) Paderborn 2020
 

#volksbundhistory

Ob der Beginn einer Schlacht, ein Bombenangriff, ein Schiffsuntergang, ein Friedensschluss – mit dem neuen Format #volksbundhistory möchte der Volksbund die Erinnerung an historische Ereignisse anschaulich vermitteln und dabei fachliche Expertise nutzen. Der Bezug zu Kriegsgräberstätten und zur Volksbund-Arbeit spielt dabei eine wichtige Rolle.

Die Beiträge werden sowohl von Historikern aus den eigenen Reihen als auch von Gastautoren stammen. Neben Jahres- und Gedenktagen sollen auch historische Persönlichkeiten und Kriegsbiographien vorgestellt werden. Darüber hinaus können Briefe, Dokumente oder Gegenstände aus dem Archiv ebenfalls Thema sein – jeweils eingebettet in den historischen Kontext.