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Niederbronn: „Der Volksbund braucht Euch und Euer Engagement“

30 Jahre Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte des Volksbundes und 25 Jahre Förderverein im Elsass

Doppelter Grund zum Feiern, für Glückwünsche und Anerkennung: Seit 30 Jahren betreibt der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. die Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte (JBS) Niederbronn „Albert Schweitzer“. Seit 25 Jahren unterstützt ihn der Verein zur Förderung grenzüberschreitender Jugendbegegnungen. Mehr als 100 Besucherinnen und Besucher gratulierten.
 

Schülerinnen und Schüler zeigten ihnen, wie sie sich mit der angrenzenden Kriegsgräberstätte auseinandersetzen. Ansgar Salzwedel vom Volksbund-Vorstand sowie Georg Kern und Anne Guillier als Vorsitzender und Vize-Vorsitzende des Fördervereins überzeugten sich mit allen anderen Gästen von der Vielfalt der pädagogischen Arbeit, die ein engagiertes Team in der JBS leistet. Die Rednerinnen und Redner waren sich einig: Wir brauchen Jugendprojekte im Volksbund – gemeinsam für den Frieden!
 

Stark machen gegen Hass und Hetze

Ansgar Salzwedel unterstrich die herausragende Rolle der der vier Jugendbegegnungs- und Bildungsstätten des Volksbundes mit jährlich 15.000 jungen Besucherinnen und Besuchern. Die Auseinandersetzung mit den Auswirkungen von Krieg und Gewalt ermächtige Jugendliche, sich gegen Hass und Krieg und für Demokratie und Freiheit einzusetzen.

Die JBS Niederbronn trage erheblich dazu bei, dass Jugendliche sich mit unterschiedlichen Erinnerungskulturen beschäftigen und eigene Handlungsmöglichkeiten erkennen, so der Redner.


Vielfalt vereint leben

„Centre Albert Schweitzer“ ist der Beiname der JBS. Niederbronns Bürgermeisterin und Vize-Vorsitzende des Fördervereins, Anne Guillier, hält das für passend:  Der engagierte Elsässer Albert Schweitzer stehe als Humanist und Weltbürger für ein großes Beispiel, dem es zu folgen gelte.

Der Verein fördert den bilateralen Austausch. So würden Jugendliche zum lebendigen Beweis dafür, dass es möglich sei, in Vielfalt vereint zu leben – die Grundidee der Europäischen Union, sagte Guillier.
 

Stolz auf hohe Übernachtungszahlen

Die Leiterin der JBS, Joëlle Winter, dankte ihrem Team mit Blick auf Pädagogik, Technik und Gastronomie: Sein Verdienst sei es, dass Niederbronn die höchsten Übernachtungszahlen aller vier JBS habe und dabei allen Gästen – insbesondere Schülerinnen und Schülern –, individuelle Programme zusammenstelle.

Guido Wolf, Landtagsabgeordneter und Vorsitzender des Volksbund-Landesverbands Baden-Württemberg, fasste das Erfolgskonzept so zusammen: Die JBS verharre nicht im Gedenken und bleibe nicht stehen, wenn es darum gehe, Ideen umzusetzen. Sie baue weiter an einem gemeinsamen europäischen Haus, in dem alle ein friedliches, freies und gemeinsames Zuhause finden würden.

„Was steckt wirklich in uns?“

Wie sich Jugendliche Themen einer Kriegsgräberstätte nähern, zeigten Schülerinnen und Schüler zum Abschluss einer deutsch-französischen Begegnungswoche mit dem Collège Saint Jean aus Pays-de-Monts und der Martin-Buber-Schule aus Großgerau. Positiv überrascht seien sie gewesen von den Workshops und biographischem Material sowie dem leichten Zugang dazu.

Als Chor interpretierten sie eindrucksvoll das Lied „Né en 17 à Leidenstadt – Geboren 1917 in Leidenstadt“, in dem es um Handlungsfähigkeit bei Unterdrückung von Minderheiten geht. Am Ende stimmten alle Gäste mit ein: „Man möge dich und mich möglichst lange davor bewahren, sich für eine Seite entscheiden zu müssen.“

Forschungsprojekt an Realschule

Der Zweite Weltkrieg prägt Lebenswege bis heute. Das zeigten Schülerinnen und Schüler der Realschule Eberbach mit einem Forschungsprojekt, begleitet von den Lehrkräften Martin Kohler, Christina Frischholz und Schulleiter Markus Hanke. Sie hatten sich außerhalb des Unterrichts in einer Geschichts-AG mit dem Schicksal des Soldaten Ferdinand Röderer beschäftigt, der aus ihrem Heimatort stammte und auf der Kriegsgräberstätte Niederbronn begraben ist.

Finanziell unterstützt vom Förderverein waren sie im Frühjahr in der JBS zu Besuch gewesen. Visuell, erzählend und poetisch präsentierten sie dem Publikum ihre Ergebnisse und übergaben sie an das JBS-Team für die pädagogische Arbeit.
 

Familie wieder zusammengeführt

Im Namen der Angehörigen bedankte sich der Landtagsabgeordnete Jan-Peter Röderer stellvertretend für die akribische Forschungsarbeit aus Eberbach. Sie habe auch dazu geführt, dass Kinder und Enkel des Soldaten Röderer nach Jahrzehnten wieder zusammengekommen seien, sagte er. 
 

Volksbund-Coin für Lehrerin

Ein großer Dank galt der Arbeit von engagierten Lehrkräften, durch die sich Schulklassen seit 30 Jahren mit der Kriegsgräberstätte, mit Gedenken und Erinnerung auseinandersetzen. Joëlle Winter zeichnete Natalie Thoumas aus, die von Beginn an mit Schulklassen nach Niederbronn gekommen ist. Ansgar Salzwedel überreichte ihr eine Volksbund-Coin.
 

Friedensschlüsse, Kriegsfolgen

Das aktuelle Dreijahresthema des Volksbundes setzte Guido Wolf in den Kontext der Bildungsarbeit. „Friedensprozesse, Friedensschlüsse, Kriegsfolgen” heißt es. Die JBS Niederbronn sei ein lebendiges Beispiel für die Aussöhnung von Menschen aus Frankreich und Deutschland trotz kriegerischer Auseinandersetzungen und wechselnder Zugehörigkeiten der Region Elsass zu beiden Ländern.

Der Landesverband Baden-Württemberg hatte die Arbeit der JBS unter anderem bei der Erweiterung vor wenigen Jahren unterstützt. Im Frühjahr 2024 hatte er Aufführungen des zweisprachigen Theaterstücks „Vergissmeinnicht – Ne m’oublie pas“ für Schulen in Nordbaden organisiert. Das Stück war auf Initiative der JBS entstanden (mehr dazu).

Europäische Idee als Grundlage

Der Verein zur Förderung grenzüberschreitender Jugendbegegnungen sieht die europäische Idee als Grundlage seiner Arbeit. Die Gründerinnen und Gründer hätten bereits vor 25 Jahren verstanden, dass grenzüberschreitender Austausch zu Verständnis, Verbundenheit und Frieden führten, betonte Anne Guillier. Der Vorsitzende Georg Kern, zugleich Erster Kreisabgeordneter des Landkreises Südliche Weinstraße, würdigte das große Engagement der langjährigen Vereinsmitglieder von Beginn an.
 

„Zukunftsgarten” angelegt

Mit persönlichen Wünschen für die Zukunft rundeten die Schülerinnen und Schüler aus Deutschland und Frankreich den Festakt ab. Mit Schildern gestalteten sie einen „Zukunftsgarten“, in dem ihre Wünsche für Frieden symbolisch wachsen sollen.

Der „Zukunftsgarten“ fand nach der Veranstaltung seinen endgültigen Platz auf der Kriegsgräberstätte. Alle Gäste waren eingeladen, ihre Wünsche zu ergänzen. Mit einem Empfang auch für Wegbereiterinnen und Wegbereiter aus der Entstehungszeit der JBS klang die Veranstaltung aus.

Text: Constanze Thielen, Leiterin des Fachbereichs Jugendbegegnungs- und Bildungsstätten
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