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Notausbettung in Frankreich: drei Länder, eine Mission

Deutsche, Franzosen und Briten bergen Tote des Ersten Weltkrieges bei Exhumierung in Baugrube

Erstmals haben haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge gemeinsam mit Kollegen aus Frankreich und Großbritannien Tote des Ersten Weltkrieges geborgen. Schauplatz ist das kleine Städtchen Auchy-les-Mines hoch im Norden Frankreichs.
 

Für Notfälle wie diesen hat Arne Schrader vorgesorgt: Kurz vor Fronleichnam erhielt der Leiter der Volksbund-Abteilung Kriegsgräberdienst einen Hilferuf aus Frankreich. Beim Ausheben einer Baugrube in einem kleinen Städtchen am Pas-de-Calais seien Gebeine deutscher Kriegstoter entdeckt worden, hieß es. „Könnt Ihr sie rausholen?“
 

In nur drei Tagen da

Schrader hatte eine schnelle Antwort: In wenigen Stunden hatte er ein Team aus Umbettern zusammengestellt, das Fahrzeug des Volksbundes ausgerüstet und nur drei Tage nach dem Hilferuf erreichten die Männer das Zentrum des nordfranzösischen Städtchens Auchy-les-Mines, eine frühere Bergarbeiterstadt – und den Platz, an dem bis vor kurzem ein Pfarrhaus gestanden hatte.

Das Besondere: Erstmals standen den hauptamtlichen Experten des Volksbundes drei Freiwillige zur Verfügung, die Arne Schrader mit Unterstützung von Pionieren der Bundeswehr in den Monaten zuvor ausgebildet hatte. Bodenkunde und Arbeitssicherheit, Grundkenntnisse der menschlichen Anatomie und militärischer Ausrüstung – das, was zum Rüstzeug eines Umbetters gehört.
 

Eine trinationale Premiere

„Das war eine echte Premiere“, freut sich der Abteilungsleiter. Nicht nur, weil er Volksbund-Freiwillige einsetzen konnte, sondern weil sein Team von einem verantwortlichen französischen Archäologen und zwei britischen Anthropologinnen komplettiert wurde. „Eine trinationale Grabung hat es meines Wissens noch nicht gegeben“, sagt Arne Schrader.

Das deutsch-britisch-französiche Team stieß auf vier Einzelgräber und ein Doppelgrab, auf Teile von Uniformen, Knöpfe und Geldbörsen. Ein Uniformrest zeigt, dass es sich bei dem Toten um einen Angehörigen der preußischen Artillerie handelt. Ob er oder andere identifiziert werden können, ist ungewiss.
 

Orientierung ist schwierig

Erkennungsmarken wurden nicht gefunden – zumindest noch nicht. Arne Schrader hält es für wahrscheinlich, dass weitaus mehr Gefallene im Zentrum von Auchy liegen. Eine Skizze, die die Belegung eines früheren Friedhofes zeigt, deutet darauf hin, dass die Baugrube nur einen kleinen Teil des Gräberfeldes ausmacht, das vor 100 Jahren hufeisenförmig rund um die damalige Dorfkirche angelegt worden war.

Allerdings liefere die Skizze keine exakten Anhaltspunkte. Von den einstigen Wegen und Gebäuden, die als Orientierung dienen könnten, ist nichts mehr vorhanden. Zwar habe ein älterer Dorfbewohner dem Team einen Karton mit historischen Fotos übergeben, aber diese hätten nicht weitergeholfen.
 

Hilfsangebot steht

Nun muss die Entscheidung der französischen Behörden abgewartet werden. Soll zunächst sondiert werden? Werden die Grabungen fortgesetzt? Bis auf Weiteres ruhen die Arbeiten. Aber eines ist sicher: Arne Schrader und sein Team unterstützen wieder gerne – am liebsten in der neu gebildeten deutsch-britisch-französischen Dreierkoalition.
 

Harald John Abteilungsleiter Öffentlichkeitsarbeit