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Studienreise nach Dänemark: gute Noten für den Volksbund

Auf den Spuren von Flüchtlingen und Minderheiten – Lehrkräfte entdecken Lernorte wie die Kriegsgräberstätte in Oksbøl

„Es bräuchte noch mehr QR-Codes für Lebensgeschichten – kleine Markierungen auf Stelen an den Grabfeldern oder am Eingang von Friedhöfen“. Das war ein vielfach geäußerter Wunsch von Lehrkräften bei einer viertägigen Fortbildungsreise des Volksbundes nach Dänemark. Auf der deutschen, britischen und dänischen Kriegsgräberstätte in Esbjerg gibt es diese QR-Codes schon – als Ergebnis einer kommunalen Initiative.
 

Mit den Besonderheiten von Kriegsgräberstätten und Museen in Dänemark sowie den Herausforderungen der deutsch-dänischen Beziehungsgeschichte beschäftigten sich 15 deutsche und dänische Lehrkräfte bei der Reise, die der Volksbund-Fachbereich Schulen und Hochschulen angeboten hatte – unterstützt von Ralf Ragwitz, Volksbund-Bildungsreferent aus Schleswig-Holstein. Die Fahrt führte von der Gedenkstätte Knivsberg bei Apenrade im Osten bis zu den Museen „TIRPITZ” und „FLUGT” sowie den Kriegsgräberstätten Oksbøl und Esbjerg an der dänischen Westküste – alles Lernorte, die sich für Klassenfahrten anbieten.
 

Bewegte Geschichte im Grenzland

Die deutsche Minderheit in Nordschleswig ist heute ein Brückenbauer zwischen Dänemark und Deutschland. Das war nicht immer so. Von der bewegten Geschichte im Grenzland zwischen nationaler Vereinnahmung und Grenzstreitigkeiten im 20. Jahrhundert zeugen der Knivsberg und seine Gedenkstätte zu den Kriegstoten aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg.

Sowohl die benachbarte Bildungsstätte Knivsberg als auch der Leiter des Deutschen Museums Nordschleswig, Hauke Grella, zeigten die mehrschichtigen historischen Spuren auf. Zum Programm der Bildungsstätte gehört auch die Gestaltung des Volkstrauertages mit Jugendgruppen aus der Region.


Flüchtlingsschicksale kaum bekannt  

Weitgehend unbekannt ist die Geschichte der in Dänemark von1945 bis 1949 internierten Deutschen – Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostprovinzen. Bis sie auf Erlass der britischen Militärregierung nach Deutschland weiterreisen durften, lebten sie zum Teil in riesigen Lagern wie beispielsweise in Oksbøl. Daran erinnert seit Sommer 2022 das moderne multimediale Museum zur dänischen Migrationsgeschichte im 20. Jahrhundert „FLUGT“ auf dem ehemaligen Lagergelände.

Die benachbarte deutsche Kriegsgräberstätte Oksbøl ist Teil des Museums-Konzepts. Die Ausstellung mit biographischem Schwerpunkt, die der Volksbund derzeit für seine Anlage plant, wird ebenfalls mit einbezogen. Kuratorin Corinna Kuhr-Korolev, ein leitender Historiker des „FLUGT“-Museums, John Jensen, und die dänische Lehrerin und Autorin Inger Buchard sprachen mit der Gruppe über die historische Erinnerung und die heutige Wahrnehmung sowie künftige Vermittlungsangebote.
 

Potenzial für Unterricht erkannt

Die Lehrkräfte lernten nicht nur mögliche Ziele für Klassenfahrten kennen, sondern nahmen auch viele Anregungen und Impulse für den Unterricht mit. Sie entdeckten das didaktische Potenzial von Kriegsgräberstätten und lernten viel über die Vermittlung der Themen Migration und Minderheiten. Gute Noten vergaben die Lehrkräfte abschließend auch an den Volksbund: Fast ausschließlich Einsen und Zweien standen auf den Feedback-Bögen.

Das motiviert für weitere Fortbildungen für Lehr- und Fachkräfte: 2023 stehen zwei binationale Seminare in den Jugend- und Bildungsstätten Niederbronn-les-Bains in Frankreich und auf dem Golm an der polnischen Grenze im Programm. Vier Häuser dieser Art unterhält der Volksbund. Auch sie bieten sich für Klassenfahrten zu historischen Themen an. Die Volksbund-Stiftung „Gedenken & Frieden” fördert Projekte und Fahrten mit bis 500 Euro (Kontakt).

Text: Dr. Vasco Kretschmann, Fachbereichsleiter Schulen und Hochschulen
 

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... Sie hier zur Einweihung des Museums „FLUGT”:
Geschichten von Flucht und Vertreibung modern erzählt

und zum Volksbund-Engagement in Oksbøl mit Workcamps und neuer Ausstellung:
Dänisches Leuchtturmprojekt zum Thema Flucht