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Volksbund-Präsident: „Jetzt erst recht!“

Wolfgang Schneiderhan spricht über Wege zum Frieden und zur Versöhnung

Das Wochenende des Volkstrauertages hat Volksbund-Präsident Wolfgang Schneiderhan im Vorfeld zum Anlass genommen, den Wert der Friedensarbeit zu betonen. Angesichts des russischen Angriffskrieges in der Ukraine sprach er von einer „schweren Enttäuschung“. Bei einem Besuch im „Wald der Erinnerung“ machte er deutlich, dass der Weg zu einer Aussöhnung mit Russland lang und beschwerlich werde.

 

Volkstrauertag – das ist ein Feiertag, der den meisten als nieseliger, trüber Novembertag in Erinnerung ist. Doch in diesem Jahr ist es anders: Die Temperaturen sind zweistellig, die Menschen genießen den so genannten Martinssommer. Wolfgang Schneiderhan steht zwischen den goldgelb gefärbten Bäumen im „Wald der Erinnerung“ in Schwielowsee bei Potsdam und betont den Wert, den die Arbeit des Volksbundes seit diesem Februar bekommen hat.

„Die Zeiten stehen im Augenblick auch im Zeichen einer großen Entwicklung, die man sich so nicht vorstellen konnte.” Das Motto des Volksbundes, so formulierte es der Volksbund-Präsident im Vorfeld in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa, laute „jetzt erst recht!“
 

Russland bleibt auf der Landkarte

Auf dem Weg zu einem neuen Miteinander in Europa könne der Volksbund eine wichtige Rolle spielen. „Die Zeit mag jetzt nicht reif sein, aber wir uns müssen vorbereiten, weil wir das Glück haben, in einem freien Land zu leben und über das ‛Danach‛ nachdenken zu dürfen, ohne dass man jetzt schon daraus konkrete Handlungen ableitet”, sagte er.

Russland, so Wolfgang Schneiderhan weiter, werde nicht einfach von der Landkarte verschwinden. Nach dem Krieg stehe man vor einer „komplexen und komplizierten“ Herausforderung: „Der Weg zu Frieden und Aussöhnung wird sehr schwer werden“, sagte er.
 

Gegen pauschale Ablehung

Gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland” (RND) verwies er auf die Langzeitfolgen des Angriffskrieges für die russische Gesellschaft. „Man sagt, es sei Putins Krieg“, so der Volksbund-Präsident. Das stimme zwar, dennoch seien es auch russische Männer, die in diesem Krieg Verbrechen begingen. „Damit ist das Problem der zukünftigen russischen Gesellschaft angesprochen, die mit dieser Verantwortung fertig werden muss.“

Allerdings wandte sich Schneiderhan gegen eine pauschalen Ablehnung Russlands und der Bevölkerung. Es sei wichtig, Lehren aus der Geschichte zu ziehen,sagte er gegenüber dem RND. „Putin hat aus dem Ende der Sowjetunion eine völlig andere Lehre gezogen als wir.“
 

Im „Wald der Erinnerung“

Schneiderhan, Generalinspekteur der Bundeswehr von 2002 bis 2009, zeigte mit seinem Besuch im „Wald der Erinnerung“, dass der Volksbund an diesem Volkstrauertag auch derjenigen gedenkt, die im Einsatz für ihr Land nach 1945 starben. Auf dem 4.500 Quadratmeter große Gelände des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr wird der 116 Bundeswehrsoldaten gedacht, die im Auslandseinsatz zu Tode kamen – sei es in Kämpfen, bei Unfällen oder durch Freitod.

Hauptmann Stefan Gierke, der die kleine Gruppe des Volksbundes zu den Ehrenhainen begleitete, erläuterte: „Wir haben hier einen Ort geschaffen, an dem Hinterbliebene und Kameraden trauern können.“
 

27 Tonnen schwerer Findling

Am Freitag hatte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht einen Ehrenhain aus Afghanistan eingeweiht, den die Soldatinnen und Soldaten im einst größten deutschen Feldlager Masar-i-Sharif der gefallenen Kameraden erreichtet hatten. Mit einer Antonow-Transportmaschine war der Ehrenhain, dessen Zentrum ein 27 Tonnen schwerer Felsbrocken aus dem afghanischen Marmal-Gebirge bildet, vom Hindukusch in die zentrale Gedenkstätte transportiert worden.

„Am Ehrenhain endet heute symbolisch die Rückverlegung aus Afghanistan“, sagte Lambrecht. „Was nicht endet, ist die Aufarbeitung des Einsatzes.“ Die richtigen militärischen und politischen Lehren zu ziehen, schulde man den Verstorbenen und ihren Angehörigen.
 

„Wir haben sie im Herzen“

Am Nachmittag besichtigte Wolfgang Schneiderhan in Anwesenheit von Volksbund-Generalsekretär Dirk Backen und Generalleutnant Bernd Schütt den Ehrenhain. Der ehemalige Brigadegeneral Backen, selbst Afghanistan-Veteran, erinnerte an die 106 Gefallenen aus elf Nationen, darunter 56 Deutsche. Fehlen würden die Namen der afghanischen Helfer. „Wir haben sie im Herzen“, so Dirk Backen, der den Wert eines internationalen Gedenkens betonte.

Mit Blick auf den Ehrenhain, der ursprünglich die Maße von 25 mal 40 Metern hatte und in Potsdam in verkleinerter Form angelegt ist, sagte der Generalsekretär des Volksbundes: „Es ist schön und tröstet, dass das hier seinen Weg nach Deutschland gefunden hat.“
 

Gedenkstunde am Sonntag live im ZDF

Traditionell richtet der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge die Zentrale Gedenkstunde zum Volkstrauertag im Bundestag aus. Die Veranstaltung beginnt am 13. November um 13.30 Uhr und wird live im ZDF, auf Phoenix (mit Gebärdensprache) und im Parlamentsfernsehen übertragen.

Der lettische Staatspräsident Egils Levits hält die Gastrede, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht das Totengedenken. Volksbund-Präsident Wolfgang Schneiderhan macht in seiner Begrüßungsrede den Krieg in der Ukraine zum Thema. der Hamburger Knabenchor und das Musikkorps der Bundeswehr sorgen für den musikalischen Rahmen.

Ausführlich vorgestellt ist das Programm hier:
Zentrale Gedenkstunde: Lettland im Fokus mit Wort und Klang

Harald John Abteilungsleiter Öffentlichkeitsarbeit