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Welche Spuren bleiben vom Krieg?

Internationale Jury kürt Gewinner des 6. Comic-Wettbewerbs

Geschichte hinterlässt Spuren: In unserer Umgebung, in unserer Erinnerung. Mit diesem Thema beschäftigten sich jugendliche Teilnehmer des Internationalen Comicwettbewerbs aus Deutschland, Frankreich und Belgien.

Spuren, die uns an die Vergangenheit erinnern, können sehr unterschiedliche Zeugnisse sein: Straßen, Plätze, Ereignisse, Denkmäler und Grabstätten. Auch Schulen tragen oft Namen von historischen Personen, an deren Handeln wir heute positiv oder auch negativ erinnern.
 

Die Messerschmittstraße

Ein Beispiel ist die Messerschmittstraße in Regensburg. Sie erinnert an den Flugzeugkonstrukteur Willy Messerschmitt und den gleichnamigen Rüstungsbetrieb, der im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Ein Großvater geht in dieser Straße mit seinem Enkel spazieren und erinnert sich, wie ihn die Piloten und Flugzeuge auf dem Flugplatz als kleiner Junge faszinierten. Der von der NS-Propaganda beeinflusste Junge wird überraschend Zeuge der Misshandlung und Ermordung von fliehenden Zwangsarbeitern im Rüstungswerk. Am Ende flieht er vor dem Bombenhagel 1943. Mit einer feinen Bleistiftzeichnung und starken emotionalen Ausdrücken erzählt Nawwal Azzahrah aus Regensburg die Geschichte ganz ohne Dialoge und schafft es damit auf den ersten Platz. „Ein Werk, das sofort als professioneller Comic veröffentlicht werden könnte“, befand der Comic-Experte Peter Eickmeyer in der Jury-Sitzung.

Platz 2 belegte Sara Zor aus Ludwigsburg mit einer biografischen Bildgeschichte einer Erinnerungsstätte im Stuttgarter Schloss über das gescheiterte Stauffenberg-Attentat auf Adolf Hitler.

„Der Krieg endet nie“ lautet der drittplatzierte Comic von Fabian Ewald aus Rheinbach über einen Jungen, der auf dem Weg in die Ferien nach Frankreich die Kriegsgräberstätte Verdun besucht und dort mit der Volksbund-App „Gräbersuche online“ Näheres über das Schicksal eines Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg erfährt. Im Radio berichtet zeitgleich eine Stimme vom russischen Überfall auf die Ukraine.
 

Auf den Spuren der Vergangenheit

Die Gewinner in der Gruppen-Kategorie befassten sich mit dem ehemalige KZ-Außenlager Hannover-Ahlem. Schülerinnen und Schüler fragen auf dem Weg zum Sportunterricht nach der Bedeutung eines eindrucksvollen Mahnmals, das an das KZ-Außenlager erinnert. Die Häftlinge mussten unter unmenschlichen Bedingungen Stollen in die Erde treiben, viele verloren dabei ihr Leben. Neun hannoversche Schülerinnen und Schüler im Alter von 14 und 15 Jahren haben ihre Erkenntnisse in einem ansprechenden Comic verewigt und damit den ersten Platz beim Wettbewerb belegt.

Auch für die zweit- und drittplatzierten Einsendungen gibt es kleine Preise und eine Ehrung. Platz 2 in der Gruppenkategorie belegen Elina Muhlack, Nicolas Eicher, Luis Liening aus Dachau mit ihrem Comic über die Verfolgung und Inhaftierung von Homosexuellen während der NS-Diktatur und das späte Gedenken an ihr Schicksal.

„Die Vergessenen“ lautet der Titel des Comics von Luise Remberg, Celine Iacobescu, Lukas Kuppelwieser und Jeremias Bücherl, die am Beispiel der Biografie von Georg Tauber erzählen, wie spät die NS-Opfergruppe der sogenannten „Asozialen“ Anerkennung für ihr Unrecht fand. Sie belegten den dritten Platz.
 

Das Juryurteil

Die neunköpfige Experten-Jury beriet ausführlich über die beeindruckenden Einsendungen aus acht Bundesländern. 29 Beiträge gingen beim Fachbereich Schulen und Hochschulen in Berlin ein, etwas weniger als im letzten Jahr. Dafür nahmen in diesem Jahr mehr Schulen aus unterschiedlichen Bundesländern teil.

„Einen herzlichen Glückwunsch an alle Gewinnerinnen und Gewinner und ein großes Dankeschön an die ehrenamtlichen Jury-Mitglieder“ betonte Dirk Backen, Generalsekretär des Volksbundes, in seinem Grußwort. „Es freut mich sehr, dass der gemeinsame Comic-Wettbewerb weiterwächst und mittlerweile ein fester und erfolgreicher Bestandteil unserer grenzüberschreitenden Bildungsangebote am Lernort Kriegsgräberstätte ist.“
Die erstplatzierten Gewinnergruppen aus Deutschland, Belgien und Frankreich werden Anfang Oktober zu einem gemeinsamen Wochenende nach Belgien eingeladen und die Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte Lommel, die Gedenkstätte Fort Breendonk und die Europastadt Brüssel besuchen.

„Eine von Jahr zu Jahr wachsende Qualität und beeindruckend professionelle Beiträge“ befindet auch Véronique Peaucelle-Delelis, Generaldirektorin der französischen Partnerorganisation ONACVG, zu den Ergebnissen aus Deutschland. Von belgischer Seite nahm der Generaldirektor des War Heritage Institutes, Michel Jaupart, gemeinsam mit zwei Kollegen teil. „Die hier versammelten Comicgeschichten sind ein Ausdruck gemeinsamer europäischer Werte: Neben dem Erhalt des Friedens und eines geeinten Europas sind das auch sensible Themen wie die Verfolgung und Misshandlung aus rassistischen Gründen oder wegen der sexuellen Orientierung."
 

Die besten Comics

Einzel-Kategorie:

1.Platz: „Die Messerschmittstraße“: Nawwal Azzahrah (19): Regensburg, Bayern

2. Platz: „Erinnerungsstätte Stauffenberg Attentat“: Sara Zor (17): Ludwigsburg, Baden-Württemberg

3.Platz: „Krieg endet nie“: Fabian Ewald (14): Rheinbach, Nordrhein-Westfalen

 

Gruppen-Kategorie:

1. Platz: „Auf den Spuren der Vergangenheit in Ahlem“: Sidra Alhi (16), Dajana Babic (15), Emiliya Misheva (14), Najla Musa (14), Aynan Osman (14), Alina Panhoff (14), Hanna Siala (14), Jean Carlos Polanco Tapia (14), Malak Zazaa (15): Hannover, Niedersachsen

2. Platz: „Gruppe der Homosexuellen“: Elina Muhlack, Nicolas Eicher, Luis Liening (17-18): Dachau, Bayern

3. Platz: „Die Vergessenen“: Luise Remberg, Celine Iacobescu, Lukas Kuppelwieser, Jeremias Bücherl  (17-18) ): Dachau, Bayern
 

Nächste Runde: Thema Sport

Inzwischen ist der Comic-Wettbewerb in die siebte Runde gegangen. Das Thema: „Sport - zwischen Krieg und Frieden“. Bis zum 31. März 2024 haben 12- bis 20-Jährige Zeit, Einzel- und Gruppenbeiträge einzureichen (mehr erfahren). Das ist auch über ein Online-Anmeldeformular möglich.