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Vorsorge-TV: „Vorträge können Berge versetzen“

Interview zum 100. Termin des Volksbund-Formats zu Erbschaftsinformation, Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht

Was haben Online-Vorträge mit dem Oktoberfest, mit verhinderten familiären Katastrophen und der Volksbund-Arbeit zu tun? Zum 100. Termin von Vorsorge-TV klären wir das in einem Interview mit Rechtsanwalt Alexander Braun aus München. Wolfgang Schneiderhan, Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., war zum Jubiläums-Vortrag am 21. März bei ihm im Studio zu Gast. 
 

Herr Braun, welches Stichwort fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie an das Format Vorsorge-TV denken?

Es sind drei: große Wertschätzung! Herzblut! Und keine halben Sachen.

 

Warum dieses Trio?

Mit Vorsorge-TV bringt der Volksbund seinen Mitgliedern und Förderern gegenüber eine sehr hohe Wertschätzung zum Ausdruck. Er folgt damit vielen Anfragen und bedankt sich für langjährige Unterstützung.

Gleichzeitig bringen die bisher weit über 10.000 Zuschauerinnen und Zuschauer gegenüber dem Volksbund, meinem Team und mir durch die vielen positiven Rückmeldungen auch hohe Wertschätzung zum Ausdruck. Das ist für uns alle ein großer Ansporn.

„Keine halben Sachen!“ umschreibt perfekt das bedingungslos hohe Niveau, mit dem wir das Projekt zu Beginn der Pandemie aus dem Nichts heraus auf die Beine gestellt haben. Der Volksbund zeigt hier eindrucksvoll, was mit Professionalität und persönlichem Engagement möglich ist. 
 

Und das Herzblut?

Jeder kann erkennen – und das zeigen unzählige Rückmeldungen –, dass der Volksbund nicht nur dieses Projekt mit großem Engagement, Herzblut und Professionalität verfolgt, sondern vor allem sein so wichtiges übergeordnetes Ziel: „Gemeinsam für den Frieden!“
 

Überwältigend ist das ausschließlich positive Feedback. Gibt es Reaktionen aus dem Publikum, die Ihnen im Gedächtnis bleiben?

Ja, hier fallen mir mehrere Beispiele ein, die uns berührt haben: So ist ein Ehepaar auf dem Weg in den Urlaub in Österreich extra über München gefahren, um sich mit selbst gebackenen Plätzchen zu bedanken. Wofür? Unsere Vorträge hatten das Paar auf einen großen Fehler im Testament aufmerksam gemacht, der gravierende Folgen gehabt hätte. Die Einzelberatung im Anschluss brachte eine gute Lösung.

Ein schöner Moment war auch, als mich eine ältere Dame anrief. Die Vorträge hatten ihr und ihrem Ehemann klar gemacht, wie wichtig eine Vorsorgevollmacht ist und wie leicht man sie erstellt. Sie hatten die kostenlosen Formulare von uns angefordert und ausgefüllt. Einige Wochen später kam der Ehemann überraschend in eine Situation, in der die Vollmacht zum Tragen kam – ohne sie wären immense Probleme entstanden. Ihm geht es wieder gut und auch er hat sich nochmals bedankt.

Ein drittes Beispiel: Zwei Geschwister haben sich unabhängig voneinander überschwänglich bedankt, weil ihre Eltern erst durch unsere Vorträge verstanden hätten, dass sie – und wie sie – ihren Nachlass regeln müssen. Jahrelang war das Thema tabu, jetzt wurde es angegangen. Damit vermieden die Eltern nicht nur Erbschaftssteuer in großer Höhe, sondern auch den befürchteten Streit zwischen den erwachsenen Kindern. Hier ist es mit Vortrag und einstündigem Videogespräch gelungen, rechtlich und auch emotional innerhalb der Familie Berge zu versetzten. 
 

Sie sind jedes Mal live auf Sendung – gibt es eine Situation, die Sie nicht vergessen werden?

Ganz sicher! Ausgerechnet der allererste Vortrag, auf den wir uns so intensiv vorbereitet hatten, begann mit einer technischen Panne: Wenige Minuten nach dem Start fielen der Ton und eine Kamera aus. Die Zuschauer haben nicht viel gemerkt – weder von der Panne noch davon, dass mir das Herz in die Hose gerutscht ist. Dank meines Teams wurde die Premiere trotzdem ein voller Erfolg.Bei den Terminen bedenken wir auch die unterschiedlichen Ferienzeiten und sogar das Fernsehprogramm. Halten Sie nie einen Online-Vortrag, wenn ein Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft läuft – das kann sehr einsam werden. Dass uns aber das Oktoberfest einen Strich durch die Rechnung machen würde, hätten wir uns nicht vorstellen können.

Wie ist das denn zu verstehen?

Unsere Kanzlei mitsamt Studio liegt nur rund 100 Meter von der „Wiesn“ entfernt. Das Oktoberfest hatte gerade begonnen, als das Bild ausfiel – drei Minuten vor Beginn des Vortrags. Offenbar waren durch die vielen Besucher mit ihren Handys die Internetknoten rund um die Theresienwiese überlastet. Innerhalb einer Minute haben wir entschieden, auf ein „Radioformat“ zu wechseln – also live einen Podcast zu machen, was wir noch nie probiert hatten.

Eine Stunde lang haben mein Kollege und ich eine Art Radiointerview rund um das Thema Testamentsgestaltung improvisiert und dem Publikum spontan unsere Handynummer genannt – für Fragen direkt ins Studio. Es war einer der anstrengendsten Vorträge. Die Rückmeldungen waren überwältigend. 

Man darf sich durch Pannen nicht entmutigen lassen. Das gilt ja auch für den Volksbund und seine Unterstützer. Auch sie lassen sich nicht durch Rückschläge entmutigen, sondern machen beharrlich weiter. Sie halten die Erinnerung wach, aus der unsere Verantwortung für die Zukunft erwächst – selbst wenn es auf der Weltbühne immer wieder so scheint, als kämen auch hier Ton und Bild nicht mehr durch. 
 

Die wichtigsten Themen – Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung, Erbschaftsinformation – wiederholen sich oft. Wie viel Routine ist heute dabei und was treibt Sie an, das Format langfristig zu denken ?

Bei 100 Vorträgen ist es selbstverständlich, dass sich die zentralen Themen wiederholen. Das muss so sein – sie sind so aktuell wie am ersten Tag und werden es auch übermorgen noch sein. Die Notwendigkeit von Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung, die Fragen rund um Erben und Vererben, die Testamentsgestaltung, der Erhalt des Familienfriedens durch richtige und klare Regelungen – all das nutzt sich nicht ab. 

Wie entwickelt sich die Nachfrage nach Vorsorge-TV?

Sie lässt nicht nach – im Gegenteil. Es spricht sich immer mehr herum, dass hier kein trockener juristischer Fachvortrag, sondern ein für Laien gut verständlicher, abwechslungsreicher, kurzweiliger und interaktiver Live-Vortrag geboten wird. Fast schon ein Workshop mit unmittelbar umsetzbaren Tipps und der Möglichkeit, live Fragen zu stellen.

Längst erreicht der Volksbund mit diesem Format nicht mehr nur Mitglieder, sondern auch andere Interessentinnen und Interessenten – und immer mehr jüngere Zuschauer. Häufig die erwachsenen Kinder und sogar Enkelkinder derer, die heute über 70 oder über 80 Jahre alt sind.

Viele, die über Vorsorge-TV erstmals auf den Volksbund aufmerksam werden, sind Förderer und Mitglieder von morgen. Das ist ja auch eines unserer Ziele. Die Volksbund-Arbeit ist aller Unterstützung wert – nach 100 Vorträgen und auch nach 200 Vorträgen.

Jeder einzelne hat die Möglichkeiten, diese Arbeit zu unterstützen. Durch Mitgliedschaft, ehrenamtliches Engagement, Spenden oder durch eine Vortragsreihe wie diese. Ich weiß, dass unter den weit über 10.000 Zuschauern seit dem Start viele dabei sind, die erst durch dieses Online-Format auf den Volksbund aufmerksam geworden sind und sich jetzt für die anderen Projekte interessieren. Wer die Kriegsgräberfürsorge schon unterstützt, sieht sich in seinem Engagement als Förderer bestärkt.  
 

Was ist für Sie persönlich die wichtigste Erkenntnis aus 100 Vorträgen?

Es wird nie langweilig, es ist jedes Mal anders. Wir lernen stetig dazu und wir versuchen, es Mal für Mal noch ein bisschen besser zu machen. 

Wie ist Ihre Zusammenarbeit mit dem Volksbund vor über zwei Jahrzehnten zustande gekommen?

Meine Kanzlei war schon damals spezialisiert auf Erbrecht und ich war als Referent für Vorträge und Fortbildungen tätig. Die Deutsche Vereinigung für Erbrecht und Vermögensnachfolge hatte mich dem Volksbund als Referent empfohlen und ich wurde für einen Vortrag vor rund 200 Zuschauern in München angefragt. Ich habe spontan zugesagt und so nahm alles seinen Anfang.

 

Haben Sie einen persönlichen Bezug zum Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge?

Ja. Mein Großvater ist seit dem Russlandfeldzug vermisst. Als junger Lehrer hatte er gerade erst die Leitung einer Dorfschule übernommen, war frisch verheiratet, als er eingezogen wurde. Dann geschah das, was damals so vielen Familien passierte. 

Schon als Kind habe ich bei meiner Großmutter die Volksbund-Schreiben gesehen und wusste, dass sie regelmäßig spendet. Natürlich habe ich den Zusammenhang mit meinem Großvater und die Bedeutung dieser familiären Tragödie nicht begriffen. Ich glaube, ich kann bis heute nicht ermessen, wie schlimm die Ungewissheit über das Schicksal des vermissten Ehemannes und Vaters war und für so viele Familien bis heute ist. Niemand hat mit mir darüber gesprochen.

Ich habe erst jüngst Briefe meiner Großmutter und meines Vaters gelesen, mit denen sie nach Kriegsende nach meinem Großvater gesucht haben. Fragen an die Deutsche Dienststelle und an Kameraden aus seinem Zug danach, wo sie ihn zum letzten Mal gesehen haben, ob jemand jemanden kennt, der etwas wissen könnte ...Kürzlich habe ich meinen Vater gefragt, ob ich den Volksbund bitten darf, nochmals nach meinem Großvater zu suchen. Ich hatte mich lange nicht getraut, um keine alten Wunden aufzureißen.

Haben Sie sich an den Volksbund gewandt?

Der Volksbund hat mir sofort Recherche angeboten, als klar wurde, dass mein Großvater bis heute als vermisst gilt – so, wie der Volksbund das jeder Familie mit diesem Schicksal anbietet. Aktuell läuft sie noch. Mein Vater ist jetzt Mitte 80 und sein Vater wird seit rund 80 Jahren vermisst.

Ich hoffe sehr, dass der Volksbund nicht davon ablässt, sich für Frieden einzusetzen, indem er zeigt, was Krieg bedeutet. Für die Soldaten – egal, auf welcher Seite sie kämpfen – und für die Familien.Herr Braun, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und wünschen weiter viel Erfolg mit Vorsorge-TV.
 

Nächstes Thema nach der Osterpause am 18. April 2024: „Das ’verflixte’ Berliner Testament – die größten Fehler und Irrtümer beim Erben & Vererben” (zur Anmeldung).

Vorsorge-TV ist ...

... kostenfrei und beginnt in der Regel donnerstags um 18.30 Uhr. Zur Teilnahme sind nicht mehr als eine Mail-Adresse und ein internetfähiges Endgerät nötig. Zur Klärung individueller Fälle empfiehlt sich ein Beratungsgespräch im Anschluss.

Trailer zum 100. Vortrag hier anklicken (© Simone Schmid)

Mehr lesen Sie hier: Vorsorge-TV: Wichtige Themen, die alle angehen.

Weitere Volksbund-Angebote zu diesem Schwerpunkt gibt es hier: www.gutvorgesorgt.info.

Über den Volksbund

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ist ein gemeinnütziger Verein, der im Auftrag der Bundesregierung im Ausland Kriegstote sucht und birgt, sie würdig bestattet und ihre Gräber pflegt. Daraus leitet er einen Bildungsauftrag ab und betreut Angehörige. Weil er seine Arbeit überwiegend aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanziert, ist er dringend auf Unterstützung angewiesen. Danke, dass Sie uns helfen!

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