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Volksbund exhumiert 159 Kriegstote auf einem Schulhof in Mosdok

Saisonauftakt in Russland startet mit Notausbettung

In Mosdok, einer Stadt in der nordkaukasischen Republik Nordossetien-Alanija, die zur Russischen Föderation gehört, exhumierte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. 159 Tote auf einem Schulgelände. 89 Erkennungsmarken wurden gefunden.

Hastiger hätte der Start nach der Winterpause kaum sein können: Die Direktorin einer Schule hatte den Umbettungsdienst darüber informiert, dass der Schulhof im Sommer saniert werden sollte. Das Umbettungsteam unter der Leitung von Denis Deryabkin reiste aus der 700 Kilometer entfernten Stadt Wolgograd an, um die Gebeine zu bergen.
 

Nur vier Tage Zeit

Der Friedhof war den Umbettern bereits bekannt, da der Volksbund vor einigen Jahren bereits sechs Tote exhumiert hatte. Die restlichen Gräber lagen jedoch unter einer Asphaltschicht, die eine Sondierung unmöglich machte. Durch die anstehende Sanierung des Schulhofes im Sommer sollte der Asphalt nun entfernt werden. Das Umbettungsteam hatte dafür nur vier Tage Zeit, bis die Schülerinnen und Schüler aus den Ferien zurückkamen. Die Arbeiten dauerten drei Tage und wurden am 31. März erfolgreich abgeschlossen. Normalerweise endet die Winterpause für die Umbetter in Russland erst im April.
 

Besonderer Fund

Die Kriegstoten starben im Sommer 1942, als die Wehrmacht den Kaukasus erobern wollte. Mosdok war wegen seiner Lage auf dem Weg dorthin und mit seiner Eisenbahnstation von strategischer Bedeutung.

Neben den Erkennungsmarken machten die Volksbund-Umbetter einen besonderes drastischen Fund: ein zerschmetterter Schädel in einem Stahlhelm. Damit er nicht auseinanderfiel, war der Schädel im Helm begraben worden.
 

Schulgebäude war ein Lazarett

Die meisten Toten trugen Erkennungsmarken, aber einige waren kaum noch lesbar. Der Friedhof war nicht geplündert worden, nur an einigen Stellen hatte man Stromkabel durch das Areal gezogen.

Es handelte sich um einen Lazarettfriedhof - das Lazarett war ursprünglich in dem Schulgebäude untergebracht. Viele der Toten hatten amputierte Arme oder Beine. Die jetzt Geborgenen werden im Sommer 2024 auf dem deutschen Sammelfriedhof in Apscheronsk bestattet.
 

Umbettungssaison beginnt

Auch in anderen Ländern wie Mazedonien oder Polen nehmen die Umbetter wieder ihre Arbeit auf und greifen zu Schaufel und Sondiernadel. Zum Saisonauftakt trafen sie sich im März in der „Kyffhäuser-Kaserne“ in Bad Frankenthal in Thüringen zu einer Tagung, um die notwendigen Vorbereitungen zu treffen. Unter anderem standen Gelände- und Ausrüstungstests für ein Umbetterfahrzeug auf dem Programm.

Ein unverzichtbarer Gegenstand für einen Umbetter ist die Sondiernadel. „Die gibt es nicht von der Stange", erklärt Abteilungsleiter Arne Schrader anschließend. „Die 15 neuen Nadeln aus V2A-Stahl wurden eigens von einer Unterstützerin nach den genauen Vorgaben der Nutzer geschweißt und dem Volksbund gespendet”. Ein Novum: Die Suchnadeln wurden von einem Militärpfarrer gesegnet.

Lesen Sie mehr dazu und zur jetzt beginnenden Saison in diesem Artikel: Umbetter-Tagung: unwegsames Gelände, gefährliche Funde.

 

Simone Schmid Referentin Kommunikation/Social Media