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Backstage im Bundestag

Ein Hinter-den-Kulissen-Spezial zum Volkstrauertag – zur Zentralen Gedenkstunde des Volksbundes 2021 in Berlin

Der Volkstrauertag 2021 liegt hinter uns. Ein Kraftakt für das gesamte Volksbund-Team, doch die Mühe hat sich gelohnt: Die Zentrale Gedenkstunde ging problemlos über die Bühne und war für viele ein berührendes Ereignis – dank guter Vorbereitung und intensiver Proben. Wir waren im Bundestag hinter den Kulissen unterwegs. 
 

„Können wir den letzten Akkord nochmal spielen, bitte? Und die Flöten ein bisschen leiser zum Schluss, ja?“ „Kein Problem“, antwortet eine Klarinettistin des Bläseroktetts und steckt eine medizinische OP-Maske in den röhrenförmigen Trichter – und schon ist der Klang provisorisch gedämpft. „Okay, eins, zwei, drei, vier“. Reinhold Beckmann greift zum Mikrofon und beginnt zu singen: „Sie alle waren Deine Brüder, jeder ein Teil von Dir, Du sahst sie nie mehr wieder, sind jenseits von hier …“ Die Oboen, Klarinetten, Querflöten und Fagotte lassen die letzten Töne leise ausklingen. „Perfekt, genauso machen wir das morgen auch“, sagt Beckmann.
 

Die Generalprobe

Dass ein TV-Journalist und Musiker mit seiner Band für einen Auftritt probt, ist nichts Ungewöhnliches. Dass er dabei mitten im Plenarsaal des Bundestages steht, dicht an dicht mit dem Landesjugendchor Thüringen und dem Kammerensemble des Musikkorps der Bundeswehr Siegburg, dagegen schon. Es ist Samstag, der 13. November 2021, der Tag der Generalproben.

24 Stunden später, am zweiten Sonntag im November, findet hier im Plenarsaal des Bundestages die Zentrale Gedenkstunde zum Volkstrauertag statt. Sie wird live in der ARD übertragen, hochkarätige Vertreter aus Politik, Glaubensgemeinschaften und Militär werden anwesend sein. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird die Gedenkrede halten und das Totengedenken verlesen.
 

In der Rolle des Musikers

So wie jedes Jahr, sollte man meinen, doch dieses Mal gibt es einen „Special Act“: Einen Teil des Programms wird Reinhold Beckmann gestalten – nicht in der Rolle des Moderators, wie man ihn aus TV-Talkformaten wie „beckmann“ oder auch der „Sportschau“ kennt, sondern in der Rolle des Musikers.

Den Song „Vier Brüder“ performt er zusammen mit seiner Band – ein persönliches Lied, das er seiner 2017 verstorbenen Mutter Aenne gewidmet hat. Sie hat ihre Brüder Alfons, Hans, Franz und Willi im Zweiten Weltkrieg verloren, der jüngste von ihnen, Willi, starb mit nur 17 Jahren. 

Die Probe ist gut gelaufen, alle Zuhörer im Saal haben Gänsehaut, auch Reinhold Beckmann zeigt sich beeindruckt von der ungewohnten Kulisse. Er zieht sich mit seiner Band in den „Backstage-Raum“ zurück für den Mittagspausen-Snack: Es gibt ein Nationalgericht aus Italien.

Geheime Zeichen

Jetzt ist die Chorprobe an der Reihe. Pawel Prokop, beim Volksbund Leiter des Fachbereichs Internationale Jugendbegegnungen und Organisator der diesjährigen Zentralen Gedenkstunde im Bundestag, verständigt sich mit dem Dirigenten des Jugendchors Thüringen, Nikolaus Müller, auf geheime Zeichen, die er ihm während der Gedenkstunde geben will.

Geheim deshalb, weil die Kameras live übertragen: „Wenn ich so mit der Hand winke, dann liegen wir gut in der Sendezeit und Sie können ganz gemütlich vor den Chor treten. Aber wenn ich so mache – er zieht die Finger geschwind zu sich – dann bitte die schnellere Gangart wählen.“ Alle lachen. Trotz großer Anspannung und Aufregung ist die Stimmung freundlich, wenig hektisch. Es geht los. Der Chor läuft geordnet von zwei Seiten in den Saal. Er singt das Lied „Stationen auf dem Weg zur Freiheit“, die Strophe „Tat“.

Timecheck


Heike Dörrenbächer, Leiterin der Abteilung Gedenkkultur und Bildung, stoppt die Zeit. „Wir haben genau 60 Minuten, die von der ARD live übertragen werden. Jeder Programmpunkt ist daher exakt geplant“, erklärt sie. Die Redebeiträge von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, von Volksbund-Präsident Wolfgang Schneiderhan und der drei jungen Leute, die Lieder, der Einzug der Politiker.

Vor, während und nach der Gedenkstunde sorgen das Personal des Bundestages und die Polizei für einen reibungslosen Ablauf. Dazu gehören unter anderem der Einlass und die Platzierung der geladenen Gäste, die Technik und der Schutz von Spitzenpolitikern und Abgeordneten. Die fünf schwarzen Hochkreuze, die jedes Jahr zum Volkstrauertag im Plenarsaal stehen, wurden von Reservisten aufgestellt. Brigadegeneral Jürgen Uchtmann hat den Transport der Kreuze organisiert. „Ich bin zuversichtlich, dass morgen alles gut klappt“, sagt Dörrenbächer gelassen. Der Chor tritt ab.

Im Flur begegnen wir den drei jungen Leuten, die kurze Statements halten werden. Es sind Tim Attow aus Deutschland, Daria Mehrkens aus Russland und Georgios Ioannis Ilkos aus Griechenland. Als hätten sie in ihrem Leben noch nichts anderes gemacht, meistern sie souverän die Generalprobe. Wir bitten die drei anschließend um kurze Statements für unseren Instagram-Kanal – das ist eine ihrer leichtesten Übungen. 

Der Gong

Es ist Sonntag, 14. November 2021. Morgens treffen wir, das Redaktionsteam des Volksbundes, Reinhold Beckmann am Frühstücksbuffet. „Und: Sind Sie schon aufgeregt?“, fragen wir neugierig. Cool und gelassen antwortet er: „Zum Glück habe ich mit Lampenfieber wenig Probleme.“

Wenige Stunden später wagen wir – Harald John, der Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, und ich –  einen Blick in das „Organisations-Büro“ des Volksbundes. Es ist ein Raum auf der Plenarsaalebene, der dem Volksbund dankenswerter Weise vom Bundestag zur Verfügung gestellt wird. Der Tisch ist gedeckt mit reichlich Nervennahrung, mit Gummibären und Schokoriegeln. Heike Dörrenbächer und Pawel Prokop briefen das „VTT-Team“ – das Volkstrauertagsteam – das letzte Mal, bevor die Gedenkstunde mit Live-Übertragung beginnt. Wenn der Gong im Saal schlägt, heißt es: Rien ne va plus – nichts geht mehr. 

Was danach geschieht

Das Team hat eine bewegende und würdevolle Gedenkstunde möglich gemacht. Als die letzten Klänge der Nationalhymne verhallen, atmet Heike Dörrenbächer sichtlich erleichtert auf. Jetzt geht alles ganz schnell. Die Fotografen schießen die letzten Bilder auf den langen, großen Fluren des Bundestages, das Volksbund-Büro wird blitzschnell aufgeräumt, die Band von Reinhold Beckmann verstaut ihr Equipment in große Flightboxen.

Auch die fünf schwarzen Hochkreuze werden über die Flure getragen und zurück in die Julius-Leber-Kaserne transportiert. Am 13. November 2022 werden sie der Gedenkstunde zum Volkstrauertag, wie jedes Jahr, wieder einen würdevollen Rahmen verleihen.

Videostatements und Interviews 

Volkstrauertag ist vorbei – und wie geht es jetzt weiter? Wir haben Koordinator Pawel Prokop nach der Gedenkstunde abgefangen und um ein Statement gebeten. Was hat gut geklappt, was wäre beinahe schief gegangen? Dazu mehr im Videostatement (zum Abspielen auf "Inhalt anzeigen" klicken).

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Bonusmaterial: Vorab hatte der Volksbund mit Reinhold Beckmamn ein Interview und ein Videostatement zu seinem Song "Vier Brüder" gemacht. Einen Bericht von der Zentralen Gedenkstunde finden Sie hier.

Simone Schmid Referentin Kommunikation/Social Media