Ein geschmückter Baum ist für uns heute ebenso selbstverständlich wie es Geschenke sind, hübsch verpackt. Um wieviel wertvoller selbst einfachste Dinge in Zeiten der Not sein können, zeigen die Erinnerungen zweier Frauen an die Festtage in ihrer Kindheit. (© Pixabay / Photo-Mix)
Ein Baum und das Spielzeug der verlorenen Söhne
Geschichten aus der Weihnachtszeit: Erinnerungen an die Nachkriegsjahre
Um Geschenke von besonderem Wert geht es am zweiten Adventswochenende: um einen Baum, um Spielzeug und helle Stimmen. Erzählt haben uns diese Geschichten Ingrid Kallwitz aus Gyenesdiás in Ungarn und Dorothea Weigel aus Thele.
„Ich erinnere mich gerne an eine Begebenheit aus dieser schweren Zeit, die ein gutes Ende nahm. Mein Vater war 1944 in Ungarn gefallen und hatte seine 24-jährige Witwe und vier Kinder zwischen drei Monaten und nicht ganz vier Jahren hinterlassen. (...)
Trost gesucht bei Freunden
Es war 1950, ein paar Tage vor dem Heiligen Abend, und Mutter hatte kein Geld, einen Christbaum zu kaufen. Sie ging also in die Stadt in der Hoffnung, bei einem Händler vielleicht umsonst einen übrig gebliebenen Baum zu bekommen. Aber sie hatte kein Glück. Verzweifelt suchte sie ein befreundetes Ehepaar auf, das einen Zeitungskiosk führte.
Traurig erzählte sie dem Paar von ihrem Leid und wie ihre Kinder wohl enttäuscht sein würden am Heiligen Abend. Da kam ein Mann mit einem Tannenbaum unter dem Arm an den Stand und erzählte betroffen: ‚Wie jedes Jahr wollte ich heuer wieder meinem ehemaligen Kriegskameraden einen Weihnachtsbaum aus meinem Wald bringen. Nun habe ich erfahren, dass er vor kurzem gestorben ist. Jetzt trag' ich den Baum halt wieder nach Hause.‛
Wie ein Wunder
Daraufhin hat Mutter ihr Problem geschildert und der liebe Mann hat ihr dann den Baum geschenkt. Ja, Gott tut Wunder – auf jeden Fall hat Mutter es so empfunden. So weit diese Begebenheit, an die ich mich dankbar erinnere.“
Text: Ingrid Kallwitz
Baukästen und Weihnachtslieder
„Nach dem Krieg freuten wir uns auf Weihnachten. Die lieben Eltern hatten zwar wenig Geld, die Läden in Dresden waren zerstört und es gab nur wenige Waren. Trotzdem fanden sie doch ein kleines Geschenk für ihre Kinder – ein Mädchen und zwei Jungen.
Aber da war ein befreundetes Ehepaar, das seine beiden Söhne im Krieg in Frankreich verloren hatte. Diese beiden lieben Menschen schenkten uns in mehreren Jahren Märklin-Baukästen, die ihren Söhnen gehört hatten. Das war was!
Nach Weihnachten fuhren wir alle mit der Straßenbahn quer durch die Stadt zu ihrer Wohnung und sangen ihnen zum Dank Weihnachtslieder.”
Text: Dorothea Weigel
Unsere Geschichte zum ersten Advent spielt Jahrzehnte nach Kriegsende in Deutschland:
Musik an Soldatengräbern wie ein kleines Wunder.
Erinnerungen als Hörbuch
Ausgewählte Geschichten aus unserem jüngsten Weihnachtsbuch haben wir als Hörbuch veröffentlicht. „Licht in der Dunkelheit“ heißt die neue CD, die wir Ihnen gerne auf Bestellung zuschicken. Jede Geschichte ist auch direkt über die Mediathek anzuhören. Diese Erinnerungen hatten uns Mitglieder und Förderer für den vierten Band „Weihnachten in schwerer Zeit“ in der Volksbund-Buchreihe zugeschickt. Zu beziehen sind CD und Buch kostenfrei über die Mediathek und per E-Mail.
Wenn auch Sie noch eine Geschichte zu Weihnachten zu erzählen haben, freuen wir uns über Ihre Zuschrift per E-Mail oder per Post an den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, FRIEDEN-Redaktion, Sonnenallee 1 in 34266 Niestetal.