Freiwillige aktiv: Eine Woche intensive Arbeit im belgischen Lommel
Ü-30-Angebot des Volksbundes findet großen Anklang
Zu alt für ein Workcamp? Auch für Ü-30-Freiwillige bietet der Volksbund Camps an. Das neue Konzept mit ein- statt zweiwöchigem Arbeitseinsatz auf einer Kriegsgräberstätte kommt gut an – die große Zahl der Anmeldungen bestätigt die Nachfrage. Aus Lommel berichtet Teilnehmerin Jessica Purkhardt.
22 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter von 33 bis 84 waren dabei. Sie hatten Glück im vielerorts verregneten Hochsommer: Es war trocken und sonnig genug für alle geplanten Arbeiten. Die Bandbreite der Aufgaben bot dabei allen die Möglichkeit, sich entsprechend ihrer handwerklichen Fähigkeiten und körperlichen Konstitution einzubringen.
39.111 Kriegstote haben auf der 16 Hektar großen Friedhofsstätte ihre letzte Ruhestätte gefunden. Ihre Gräber sind mit 20.000 Kreuzen gekennzeichnet – mit Namen, Lebensdaten und Grabnummern von je zwei Gefallenen. Zwei Zweierteams reinigten mehr als 1000 Kreuze in dieser Woche.
Bänke erneuert
Die Bänke auf dem riesigen Areal erhielten neue, hochwertige Laubholzbalken – zugeschnitten, geschliffen und lackiert. Die Füße wurden von Rost und alter Farbe befreit und ebenfalls neu gestrichen.
Die in Lommel bestatteten Soldaten waren vor allem während der Kämpfe in Belgien und im Westen Deutschlands, insbesondere bei Aachen, im Hürtgenwald und am Brückenkopf Remagen ums Leben gekommen. Sie ruhen im Schatten zahlreicher Laub- und Nadelbäume, die auf den Plänen des Volksbundes bisher nicht exakt eingezeichnet werden konnten. Zwei Teilnehmerinnen bestimmten mit Messrad und Maßband die Position von Bäumen und trugen sie in die technischen Zeichnungen ein.
Hebebühne und Hochdruckreiniger
Bäume, die die vergangenen trockenen Sommer nicht überstanden hatten, mussten so gefällt werden, dass keine Grabkreuze beschädigt wurden. Deshalb arbeiteten Freiwillige mit einer Hebebühne, von der aus die teilweise über 20 Meter hohen Bäume stückweise entastet und ihre Stämme dann gekappt wurden. Außerdem sammelte die Gruppe Totholz und Äste ein.
Ein Natursteinwall begrenzt die in den 1950er Jahren gestalteten Friedhofsanlage zu einer Seite – mit einem Hochdruckreiniger säuberten Freiwillige die Mauerkrone, entfernten wilden Bewuchs davor und setzen 200 spontan beschaffte Jungpflanzen.
Belgisch-deutsche Teamarbeit
In der 1993 eröffneten internationalen Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte „Huis Over Grenzen“ war der größte Teil der Gruppe untergebracht. Die Lage an einem beliebten Radwanderweg und ein Café im Innenhof sorgen für regen Publikumsverkehr. Eine provisorische Rollstuhlrampe ersetzte die Camp-Gruppe durch angehobene Sandsteinplatten. Außerdem war Pflaster zu verlegen. Der Einsatz von schwerem Gerät und die Verlegearbeiten erfolgten in kameradschaftlicher belgisch-deutscher Teamarbeit.
Vier Bundeswehrmitarbeiter des Lufttransportgeschwaders 62 am Standort Wunstorf unterstützten den Einsatz mit Reisebus, Verpflegung und Arbeitsmaterialien und packten tatkräftig mit an.
Eine Gedenkfeier mit Kranzniederlegung in der Krypta des Portalgebäudes bildete den Abschluss. Nach einer Woche der Auseinandersetzung mit den Schicksalen der Gefallenen bewegte sie die Gemüter.
Kultur und Geschichte der Region
Beim kulturellen und historischen Programm erfuhr die Gruppe viel über die Region und ihre Geschichte. Sie besuchte das neu eröffnete „Liberation Garden“-Museum im nahegelegenen Leopoldsburg zu den Kriegsjahren in der Umgebung sowie Kriegsgräberstätten für Soldaten aus Belgien, den Niederlanden und der Commonwealth-Nationen.
Die Abschlussexkursion führte nach Brüssel ins „Europäische Haus der Geschichte“, dessen Dauerausstellung die Entwicklung der gesellschaftlichen und politischen Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Brüche der europäischen Völker der vergangenen 100 Jahre zeigt und einordnet.
Text: Jessica Purkhardt