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Geschichtenerzähler mit Herz und Humor

Niederbronn-les-Bains: Bernard Klein verabschiedet sich in den Ruhestand

Als er im März 1995 an die Tür des Friedhofverwalters der deutschen Kriegsgräberstätte in Niederbronn-les-Bains klopfte, um sich als Leiter der neuen Jugendbegegnungsstätte des Volksbundes vorzustellen, ahnte Bernard Klein nicht, dass er diesen Ort maßgeblich gestalten würde. Genau 27 Jahre später verabschiedete er sich in den Ruhestand.
 

Der aus Saargemünd (Sarreguemines) stammende Historiker und Pädagoge hatte bis zu seinem Start beim Volksbund nur wenig Berührungspunkte mit Friedhöfen. Aber: Bei einem Ferienjob hatte er als Jugendlicher einmal die Erkennungsmarke eines russischen Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkrieges gefunden. Schon damals begriff er, dass auch ein kleines Stück Metall das Tor zur Welttragödie des 20. Jahrhunderts öffnen kann.
 

Deutsch-Französische Erinnerungskultur

Mit seinem einzigartigen Talent, Geschichte in Geschichten zu erzählen, das Historische mit der Gegenwart zu verbinden und Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen, hat Bernard Klein die Jugendbegegnungsstätte in Niederbronn – die seit dem Jahr 2000 nach Albert Schweitzer benannt ist – zu einem Leuchtturmprojekt der deutsch-französischen Erinnerungskultur und einer herausragenden Einrichtung der historisch-politischen Bildung entwickelt.

Das Wichtigste war ihm dabei stets die Wissensvermittlung. Ganz im Sinne der Dialektik legte er Wert darauf, nicht nur die vermeintlich „eigene“ Perspektive aufzuzeigen, sondern immer auch den Standpunkt der „anderen“ zu reflektieren.
 

„Wenn sie mir in die Augen schauen ...“

Als Pädagoge sah er eine besondere Herausforderung darin, Jugendliche für „seine” Themen zu begeistern – vor allem auch diejenigen, die zunächst den Eindruck erwecken, dass sie das alles überhaupt nicht interessiert: „Wenn sie am Ende zuhören und mir sogar in die Augen schauen, dann ist das ein großer Erfolg.“

Wie sehr ihm das gelungen ist, belegen die vielen Schulklassen, die jedes Jahr nach Niederbronn gekommen sind, um an den Führungen, Workshops und Projekten von Bernard Klein und seinem Team teilzunehmen. Wegen der großen Nachfrage wurde die Jugendbegegnungsstätte 2019 durch einen Neubau erweitert.
 

Aktuelles Weltgeschehen

Ein wichtiger Ausgangspunkt seiner Betrachtungen war für Bernard Klein immer das aktuelle Weltgeschehen – wie zuletzt, vor seinem Abschied, der Krieg in der Ukraine: „Vor einigen Jahren habe ich eine energie- und geopolitische Führung auf der Kriegsgräberstätte angeboten. Dabei ging es auch darum, was die Muslime aus dem Kaukasus, die in Niederbonn begraben liegen, mit Erdöl zu tun haben. Nie hätte ich gedacht, dass diese Thematik so schnell so hochbrisant wird.“

Mit dem Geschichten Erzählen wird Bernard Klein, der am 1. April in den Ruhestand verabschiedet wurde, sicher nicht aufhören. Sein großes privates Projekt ist die Renovierung der historischen Mühle „Moulin du Saareck“ in Lothringen, in der auch Gäste beherbergt werden: „Viele Besucher kommen aus Deutschland. Ich erzähle ihnen die Geschichte der Mühle, ihrer Besitzer und Bewohner. Aber ich muss mich kürzer fassen als auf dem Friedhof.“
 

Ein gutes Geschichtsbuch schreiben ...

Als Mitglied des Fördervereins wird Bernard Klein der Jugendbegegnungsstätte in Niederbronn weiter verbunden bleiben. Und überhaupt mangelt es ihm nicht an Ideen: „Ein gutes Geschichtsbuch schreiben, das wäre auch top!“
 

Neue Ausstellung präsentiert

Vorreiter war Bernard Klein mit seinem Team bei Online-Führungen über die Kriegsgräberstätte, mit denen der Volksbund in Niederbronn in Zeiten der Pandemie neue Wege beschritt. An einem seiner letzten Arbeitstage präsentierte er die neue Daueraustellung, die gerade aufgebaut wurde. Sie wird offiziell am 25. Juni eröffnet.

Text: Nina Ritz (Fachbereichsleiterin Jugendbegegnungs- und Bildungsstätten)
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