Arbeit im Westen
Arbeit im Westen
Nach der offiziellen Genehmigung zur Wiederaufnahme der Arbeit des Volksbundes in den westlichen Besatzungszonen im Jahre 1947 wurden Verbindungen zu vielen anderen Staaten geknüpft.
1951 bestanden so schon Arbeitsbeziehungen zu 26 Staaten. Schon ab 1948 konnte der Volksbund mit kleinen Arbeitsgruppen dazu beitragen, dass Soldatengräber in West-Deutschland zusammengelegt wurden. 1952/53 konnten dann im Ausland erstmalig deutsche Soldaten in Libyen und Luxemburg durch den Volksbund geborgen wurden.
In der DDR gab es keine staatlich organisierte Kriegsgräberfürsorge. Vereinzelt kümmerten sich Kirchenvertreter um die Bergung und Zusammenlegung von Kriegstoten.
Durch das neue Kriegsgräbergesetz von 1952, das die Kriegsgräberfürsorge im Inland den Bundesländern übertrug, war es dem Volksbund schließlich möglich, seine Kräfte ganz den Kriegsgräbern im Ausland zuzuwenden. Ausgelöst durch den 1952 erfolgten Abschluss von Kriegsgräberabkommen und Verträgen mit Luxemburg und Belgien war der Volksbund vor die Frage gestellt, einen eigenen Umbettungsdienst aufzubauen oder die Umbettungen in fremde Hände zu geben. Die Erfahrungen mit den Arbeitsgruppen hatten gezeigt, dass es zweckmäßiger war, diese Umbettungen in eigener Regie mit gut ausgebildetem Personal durchzuführen.
So begann 1953 der Aufbau eines eigenen Umbettungsdienstes in Deutschland, wobei die Erfahrungen und die Techniken der amerikanischen, britischen, französischen und italienischen Gräberdienste berücksichtigt und nutzbar gemacht wurden. Mit diesen Gräberdiensten, die zu dieser Zeit alle in Deutschland tätig waren, bestand eine enge Beziehung, sodass bis 1955 ein eigenes System für die Umbettung und Identifizierung der deutschen Kriegstoten entwickelt werden konnte. Nun stand dem Volksbund ein eigener, gut ausgebildeter Umbettungsdienst zur Verfügung, der zunächst in Deutschland (Rheinland-Pfalz) eingesetzt war.
Dieses Fachpersonal kümmerte sich laufend um die Ausbildung weiterer neu eingestellter Mitarbeiter zu Umbettern für die Tätigkeit in Frankreich, Italien und vielen anderen Ländern. Die umfangreiche Schulung umfasste Kartenlesen, Anfertigen von Lageskizzen, Interpretieren der Verlustmeldungen mit ihren vielen Abkürzungen (seien es amerikanische, französische oder deutsche), Anatomie des menschlichen Skelettes, Verletzungen am Skelett als mögliche Todesursache, Anfertigen von Zahnbildern, Arbeitsweise der Exhumierung, Berechnung der Größe der exhumierten Toten, Altersschätzung bis hin zum exakten Ausfüllen von Umbettungskladden, Einbettungsplänen und schließlich der Umbettungsprotokolle. Sie vermittelte den Umbettern all die Dinge, die sie für ihre tägliche Arbeit brauchten.
Bereits 1958 hatte der Umbettungsdienst seinen höchsten Personalstand mit 267 Mitarbeitern, davon 117 deutsche Fachkräfte und 150 ständig beschäftigte ausländische Arbeitskräfte.
Abschluss im Westen

Der Volksbund konnte die systematische Suche anhand überlieferter Dokumente im Westen Mitte der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts weitestgehend abschließen.
Der Umbettungsdienst wurde bis auf ein kleines „Nachkommando“ aufgelöst, da Arbeitsmöglichkeiten im Osten noch nicht absehbar waren. Bei allen bis dahin durchgeführten rund 700.000 Umbettungen im Westen und Graböffnungen konnten mehr als 160.000 bis dahin unbekannte Kriegstote identifiziert werden.
Über 1,4 Mio. Kriegsgräber auf 324 Friedhöfen in 24 Ländern hatte der Volksbund im Jahre 1987 in seiner Obhut. Nach Einstellung der systematischen Suche im Westen werden durch gesondert geschultes Pflegepersonal des Volksbundes jährlich bis zu 200 Gebeine deutscher Kriegstoter des Ersten und Zweiten Weltkrieges, aber vereinzelt auch des Krieges von 1870/71 im Zusammenwirken mit den jeweiligen Partnerdiensten geborgen oder übernommen.

Bei Großgrablagen oder geographisch sehr exponierten Gräbern unterstützen inzwischen hierzu ausgebildete Freiwillige. Diese werden von ehemaligen, verrenteten Mitarbeitern des Umbettungsdienstes ausgebildet, im Einsatz angeleitet und betreut.