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Das Geheimnis des Weihnachtsbäumchens

Erinnerungen aus schwerer Zeit: Wie 1948 die „Straftat“ zweier Jungen zu einem guten Ende führte

Mit dem 8. Mai 1945, dem Kriegsende in Europa, waren für die allermeisten weder Not noch Sorgen und Ängste vorbei. Das zeigen auch und vor allem Weihnachtsgeschichten aus dieser Zeit. Sie sind besonders für uns Nachgeborene wertvoll, die wir uns kaum vorstellen können, was Krieg und seine Folgen bedeuteten. Eine bewegende Geschichte aus dem Advent 1948 hat uns Udo Dörge für unser Buchprojekt zugeschickt: Wir planen einen weiteren Band „Weihnachtsgeschichten aus schwerer Zeit“. 
 

„Es war zur Weihnachtszeit 1948. Ich war gerade 9 Jahre und hatte bis zu diesem Zeitpunkt, während des Krieges und danach, etliches miterleben müssen. Dazu der Vater im Krieg gefallen, keine Schwester mehr, nur noch unsere 'treusorgende Mutter' und meinen 3 Jahre älteren Bruder.

Im Sommer des gleichen Jahres, während des Heidelbeerpflückens im Wald, haben mein Bruder und ich einen Weihnachtsbaum ausgesucht, den wir uns zu Weihnachten holen wollten, um damit die Mutter zu überraschen, ihr eine Freude zu machen. Denn Geld hatten wir fast keines, war alles recht ärmlich in unserer kleinen Mietwohnung.
 

In den Händen Küchenmesser

Das war natürlich bei Strafe verboten. Aber wir wollten schon aufpassen und bei Dunkelheit würde man uns schon nicht sehen – wir kannten den Weg in die Tannenschonung. So machten wir uns kurz vor Heiligabend auf den Weg Richtung Wald, jeder mit einem Küchenmesser in der Hand zum 'Abschneiden' des Tannenbäumchens.

Angekommen in der düsteren Tannenschonung gingen wir sofort auf die Knie, jeder von einer Seite, und begannen recht mühselig, das Bäumchen zu 'fällen'. Dann kam ein riesiger Schreck über uns, als wir hinter uns ein Gewehr repetieren hörten und gleichzeitig ein deutliches 'Hände hoch!'
 

Waffe im Anschlag

Zwei Gestalten näherten sich mit der Waffe im Anschlag. Als sie feststellten, wen sie erwischt hatten, sahen wir uns auch einem uns bekannten Förster und Polizisten gegenüber stehen. Ableuchtend mit ihrer Taschenlampe erkannten sie uns und sprachen uns barsch mit unserem Namen an. Warum, wieso und, und ...

Wir erklärten ihnen mit zitternder Stimme, unserer Mutter eine Weihnachtsfreude machen zu wollen. Die beiden traten dann ca. 5 Schritte hinter uns zurück und flüsterten miteinander. Dann kamen sie wieder zurück.
 

Eins, zwei, drei, das Bäumchen lag um

Der Polizist hielt plötzlich eine kleine Handsäge in der Hand und reichte sie uns mit den Worten: 'Hier, nehmt die Säge. Mit den Küchenmessern seid Ihr morgen früh noch nicht fertig.' Eins, zwei, drei und das Bäumchen lag um. Eine große Entspannung und wundersame Freude kam in uns auf.

Wir bedankten uns vielmals mit dem Versprechen, nicht wieder unerlaubt ein Tannenbäumchen aus dem Wald zu holen. Zuhause angekommen, war unsere Mutter außer sich, was wir da riskiert haben. Dass das doch verboten sei.

Wir haben ihr allerdings erst Jahre später vom wahren Verlauf dieses 'Weihnachtsbaum-Abenteuers' erzählt. Sie hat sich selbst nach so geraumer Zeit noch nachträglich erschrocken. Ich habe dieses 'Abenteuer' in meinem ganzen Leben nie mehr vergessen.“

 

Die Geschichte zum ersten Adventswochenende finden Sie hier. Wenn auch Sie Erinnerungen beisteuern können für einen neuen Band „Weihnachten in schwerer Zeit“, freuen wir uns, wenn Sie sie per Mail an redaktion@volksbund.de schicken oder per Post an Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Abt. Öffentlichkeitsarbeit/Redaktion, Sonnenallee 1, 34266 Niestetal. Dank sagen wir allen, die uns schon Erinnerungen zugesandt haben.
 

Von Verlust und Ungewissheit

„Dazu der Vater im Krieg gefallen, ...“ heißt es in der Geschichte. Was diese Familie damals wusste, blieb für viele andere ein Albtraum in Ungewissheit. Und noch heute gibt es etliche Familien, in denen ein Schicksal ungeklärt, ein Angehöriger seit dem Krieg vermisst ist. Neue Erkenntnisse bietet nach wie vor die Volksbund-Gräbersuche online mit rund 4,8 Millionen Datensätzen. Weitere 500.000 Namen werden noch ergänzt. Immer wieder gelingt es, weitere Schicksale zu klären und Angehörige zu informieren.
 

Schmücken Sie mit uns den Baum

Für Frieden und Versöhnung steht der Volksbund. Zu rund zwei Dritteln finanziert er seine Arbeit aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Schmücken Sie mit uns online einen Weihnachtsbaum. Ganz gleich, wieviel Ihre Kugel wert ist – ob fünf oder 50 Euro: Sie zeigt, dass Sie sich mit uns für eine friedliche Zukunft einsetzen. Dafür danken wir sehr.