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Signal der Hoffnung: Erster Friedenskongress des Volksbundes

70 Jahre Jugendarbeit: Höhepunkt der Kampagne „courage counts“ mit jungen Menschen aus 33 Ländern in Berlin

Auf Einladung des Volksbundes trafen sich 150 junge Erwachsene aus ganz Europa in Berlin. Sie diskutierten und planten, wie sie sich am besten für Frieden und Nachhaltigkeit engagieren und dabei international vernetzen können. Der PEACE CONGRESS war Abschluss und Höhepunkt der Kampagne „courage counts“, die der Volksbund zu „70 Jahre Jugendarbeit“ gestartet hatte.


Aus allen Ecken Europas waren sie angereist: junge Menschen mit Visionen im Gepäck und dem Wunsch, die Zukunft ihres Kontinents auf friedvolle Weise zu gestalten. Ob aus Irland, Frankreich oder der Ukraine, ob aus Litauen, Serbien oder der Türkei, ja, sogar aus Aserbaidschan – die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich auf weite Wege gemacht, um dabei zu sein. Veranstaltungsort war die Berliner Jugendherberge am Ostkreuz.
 

Eröffnung mit Ukraine-Fokus

Am Freitagabend eröffnete Dr. Heike Dörrenbächer, Leiterin der Abteilung Gedenkkultur und Bildung, die dreitägige Veranstaltung. Als erste Rednerin begrüßte sie Katja Keul, Staatsministerin im Auswärtigen Amt.

Sie gab in ihrem Vortrag Antwort auf die Frage „Was können das Völkerrecht und internationale Kulturpolitik für den Frieden leisten?” Die Staatsministerin betonte die besondere historische Verantwortung Deutschlands, sich der eigenen Vergangenheit zu stellen, sie zu reflektieren und daraus für die Zukunft zu lernen. Deshalb trete Deutschland für eine Stärkung des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag ein. Alle Aggressoren müssten für ihre Verbrechen verantwortlich gemacht werden, sagte sie.
 

„Wenn die Ukraine fällt ...”

Von persönlichen Erfahrungen geprägt war die Rede von Maksym Yemelianov, Gesandter der ukrainischen Botschaft. Er sprach über „Krieg in der Ukraine – wie könnte Frieden möglich werden?” Frieden müsse gerecht und dauerhaft sein.

Wenn die Ukraine die Waffen niederlege, würde sie nicht mehr als Staat existieren, befürchtete Yemelianov und ergänzte: „Wenn sie fällt, wer kommt als nächstes?“ Eine Niederlage seines Landes wäre zugleich eine Niederlage der Demokratie und der Menschenrechte.

Wege zum Frieden

Die dritte Rednerin des Abends war die Politikwissenschaftlerin und Beirätin „Zivile Krisenprävention und Friedensförderung” der Bundesregierung, Dr. Claudia Major. Sie setzte sich mit dem Thema „Sicherheitspolitik in Europa – Wege zum Frieden und wie geht es danach weiter?“ auseinander und skizzierte Friedensdefinitionen und Voraussetzungen für dauerhaften Frieden.

Als negative Definition von Frieden verstehe man die Abwesenheit von Krieg. Das positive Pendant sei die Überwindung des Konflikts, der zum Krieg geführt habe. Ein verordneter Frieden gelte als wenig stabil, da alle Seiten unzufrieden und an erneuter Veränderung interessiert seien, erläuterte die Politikwissenschaftlerin.
 

Für NATO-Mitgliedschaft

Die Voraussetzung für einen dauerhaften Frieden sei, dass beide Seiten einen Vertrag als gerecht empfänden. Mit Blick auf Russland und die Ukraine konstatierte Claudia Major abschließend, dass es keinen Frieden für die Ukraine gebe, solange Russland ein militärisch geprägter Staat sei, der kein Interesse an Verhandlungen habe. Je länger der Krieg dauere, desto besser sei das für Russland. Nur eine NATO-Mitgliedschaft könne der Ukraine Souveränität, Unabhängigkeit und Frieden ermöglichen.

Blick eines Beobachters

Über die Berichterstattung aus Kriegs- und Krisengebieten informierte der Fotograf und Journalist Andy Spyra. Er war direkt aus der Ukraine angereist und schilderte seine Eindrücke von der Front. Darüber hinaus gab der gebürtige Hagener Einblick in seine Arbeit und erläuterte sein Selbstverständnis als Fotograf in Konfliktregionen. Wie schon seine Vorredner stellte sich auch Andy Spyra anschließend den Fragen des Publikums.

Gemeinsam Ideen entwickeln

Dass das Thema Frieden nicht nur in internationalen Beziehungen elementar ist, sondern sämtliche Bereiche des menschlichen Lebens durchdringt – gesamtgesellschaftlich wie auch privat – zeigte sich am zweiten Kongresstag im Rahmen der Workshops.

Zunächst starteten die 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einem „Energizer“ in den Tag. In Null Komma nichts verwandelten erfahrene Teamerinnen und Teamer die gut gefüllte Aula der Jugendherberge in einen pulsierenden, energiegeladenen Raum. Aus verstreuten Kleingruppen entstand eine große Gemeinschaft – ein gruppendynamischer Prozess, der die Grundstimmung des Kongresses widerspiegelte.
 

Von Kunst bis Hate Speech

Derart eingestimmt verteilten sich die jungen Leute im Anschluss auf die von ihnen zuvor gewählten Workshops. Zwölf gab es insgesamt zu Themen wie Veränderungen in der Gedenkkultur anhand der Geschichte des Museums Berlin-Karlshorst, gewaltfreie Kommunikation, Identität, friedliche Kunst, Klima in der Zukunft, Friedensarbeit von Jugendlichen auf dem Balkan oder dem Umgang mit Hate Speech.

Engagement vor Ort

Am dritten und letzten Tag des Friedenskongresses bot sich den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Gelegenheit, den „Markt der Möglichkeiten“ als Forum zu nutzen. Wer zu Hause in einer Organisation aktiv ist, konnte hier dieses Engagement einem breiten Publikum vorstellen und somit auch Möglichkeiten für andere aufzeigen.

So präsentierten sich neben großen etablierten Gruppen wie Amnesty International auch weniger bekannte Organisationen. Eine davon war „Youth Initiative for Human Rights“ (YIHR) – eine Initiative, die sich für Dialog und Zusammenarbeit der verschiedenen ethnischen Gruppen auf dem Balkan einsetzt.
 

Toleranz und Verständnis

Auch der „Research Intellectual Club - Dialogue of Generations“ – vorgestellt von einer Studentin – hat sich Toleranz und Verständnis auf seine Fahnen geschrieben. Die in Georgien gegründete Organisation kämpft für die Stärkung der Zivilgesellschaft und lokale Demokratie sowie ein friedvolles Miteinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft.

Reges Treiben herrschte an den verschiedenen Informationsständen. Die Kongressbesucherinnen und -besucher nutzten die Gelegenheit, Material und Kontakte auszutauschen, die Begegnungen in Bildern festzuhalten und sich zu vernetzen.

Inspiriert und motiviert nach Hause

Durch die Bank positiv fiel das Fazit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus. Einzig mehr Zeit hätten sich einige gewünscht. „Diese drei Tage waren absolut erfüllend“, konstatierte Simon aus Frankreich. „Ich bin dankbar, dass ich dabei war. Zuhause habe ich mich manchmal allein gefühlt, konnte weder diskutieren noch Ideen austauschen. Hier war es großartig, über globale Probleme zu sprechen und eine europäische Identität, einen uns verbindenden europäischen Geist zu spüren.“

Mees aus den Niederlanden berichtete: „Der Kongress war großartig. Ich habe viele wunderbare Leute getroffen, so dass ich sehr inspiriert und voll Hoffnung bin. Zum ersten Mal habe ich mit Menschen aus so vielen verschiedenen Ländern zusammengearbeitet, was eine wirklich tolle Erfahrung war.“
 

Impulse für eigenes Engagement

Der europäische Gedanke, die internationale Kooperation wie auch neue Impulse für eigenes Engagement waren den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wichtig. „Hoffentlich gelingt es, eine neue Generation junger Menschen zu begeistern und zu europäischer Zusammenarbeit zu motivieren“, sagte Lucy aus Großbritannien. „Ich selbst fahre inspiriert zurück und denke an Projekte, von denen ich beim Kongress gehört habe. Nun muss ich überlegen, in welchen Bereichen ich mich als nächstes einbringen kann.“

Ähnlich sah es auch Nil aus Spanien: „Ich habe viel über Geschichte, Demokratie, Freiheit und Erinnerungskultur gelernt. Das hat mich verändert. Ein Kongress wie dieser hilft mir herauszufinden, wie und wo ich mich engagieren kann.“
 

Kampagne „courage counts“

Damit hat die Kampagne „courage counts“ ihr Ziel offenbar erreicht: junge Menschen zusammenbringen und mit Fähigkeiten ausstatten, die ein Engagement für die Zukunft in ihrem persönlichen Umfeld zu Hause stärkt. Der Friedenskongress war zum Abschluss der Kampagne zu 70 Jahre Jugendarbeit im Volksbund ein eindrucksvolles Zeichen.