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Von Riga bis Vilnius: Stationen einer Reise durchs Baltikum

Zum Auftakt besuchte Volksbund-Präsident Wolfgang Schneiderhan mit Verteidigungsminister Boris Pistorius die lettische Hauptstadt

Fünf Tage lang war Wolfgang Schneiderhan im Baltikum unterwegs. Am Montag, 25. September 2023, reiste der Volksbund-Präsident gemeinsam mit Verteidigungsminister Boris Pistorius zum Auftakt nach Riga, wo beide zusammen Gräber- und Gedenkstätten besuchten. Zum Abschluss am Freitag morgen gab Schneiderhan im Deutschlandfunk ein Interview, bevor er von Vilnius aus nach Deutschland zurückkehrte.


Am Donnerstag war der Volksbund-Präsident im litauischen Rukla beim deutschen Einsatzkontingent der enhanced Forward Presence Battlegroup zu Gast. Untergebracht ist es in der größten Kaserne der litauischen Streitkräfte.

Zuvor aber war die symbolische Ausbettung des einmillionsten Toten nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in Osteuropa der Höhepunkt seiner Reise. Wolfgang Schneiderhan verfolgte mit Gästen und Journalisten, wie Umbetter des Volksbundes einen Sanitätsgefreiten und zwei weitere Soldaten exhumierten. Mehr dazu lesen Sie hier: Volksbund birgt den einmillionsten Kriegstoten in Litauen.
 

Der jüdischen Opfer gedenken

Eine wichtige Station am Donnerstag morgen  war das kleine, fast unscheinbare Holocaust-Memorial am Ortsrand von Kelme. Es erinnert an den 22. August 1941, als rund 400 Juden von litauischen Polizeikräften unter deutscher Aufsicht exekutiert worden waren. In den ersten Monaten der deutschen Besatzung, so Schätzungen, wurden bis zu 1.300 Frauen und Männer aus den Regionen Kelme und Vaiguva getötet.

Wolfgang Schneiderhan erinnerte mit einer Kranzniederlegung an dieses Grauen: „Es ist wichtig, dass wir bei unserem Besuch in Litauen auch an die Vernichtung von Mitmenschen jüdischen Glaubens an dieser Stelle erinnern.“
 

Gedenken in Musninkai

Am Mittwochnachmittag nahm der Präsident an einer Gedenkveranstaltung in Musninkai nördlich der litauischen Hauptstadt Vilnius teil. Deutsche Soldaten im Auslandseinsatz hatten den Friedhof entdeckt und kürzlich hergerichtet.  Dort sind 92 deutsche Soldaten, 26 Soldaten der zaristischen Armee und drei Angehörige des litauischen Widerstandes begraben.

An der andächtigen, aber auch fröhlichen Feier nahmen unter anderem ein Vertreter der deutschen Botschaft in Vilnius, Schulkinder und Gemeindemitglieder teil. Die Gemeinde hatte ein Holzkreuz gestiftet, das geweiht wurde. Mehr dazu lesen Sie hier: Gedenken in Musninkai: Friedhof von deutschen Soldaten hergerichtet.
 

Der „Berg der Kreuze“

Die erste Station der Baltikum-Reise auf litauischem Boden war am Mittwoch der „Berg der Kreuze“, ein katholischer Wallfahrtsort, den auch viele Touristen besuchen. Eine Treppe führt über einen Doppelhügel, der nur etwa zehn Meter hoch ist. Pilger hinterlassen dort Kreuze und verbinden das mit Dank oder Wünschen. Hochzeiten, Geburten und das Osterfest sind häufig Anlässe zu einer Wallfahrt.

Mittwoch Morgen hatte Wolfgang Schneiderhan einen Kranz auf dem Brüderfriedhof in Riga niedergelegt und der hier ruhenden lettischen Opfer gedacht, nachdem er am Montag schon als Ehrengast bei einer Gedenkveranstaltung dort dabei war. Auf dem Friedhof liegen rund 3.000 Kriegstote, die im Ersten Weltkrieg und in den Lettischen Befreiungskämpfen 1915 bis 1920 gestorben waren. Arnis Āboltiņš, der Vorsitzende des Brüderfriedhöfe-Komitees, begleitete den Volksbund-Präsidenten.

Dominiert wird der neun Hektar große Friedhof von einer großen Terrasse mit „Ewiger Flamme” sowie einer Skulpturengruppe mit der „Mutter Lettlands“. In der mächtigen Urne darunter liegen 517 Bodenproben – eine aus jeder lettischen Gemeinde.

Europäischer Gedanke betont

Am Dienstag traf Wolfgang Schneiderhan mit Rigas Oberbürgermeister, Vilnis Ķirsis, zusammen. Dabei betonte er den europäischen Gedanken der Kriegsgräberfürsorge: „Jeder, der sich fragt, ob Europa eine Zukunft hat, sollte über die Kriegsgräberstätten seines Landes gehen.“

Anschließend legte der Volksbund-Präsident gemeinsam mit dem deutschen Botschafter in Riga, Christian Heldt, einen Kranz am Freiheitsdenkmal Riga nieder. Danach zeigte Heldt seinem Gast die Rigaer Altstadt, darunter die Petri-Kirche, das Wagner-Theater sowie die Synagoge.

Auftakt am Montag

Erste Station am Montag war die Kriegsgräberstätte Beberbeki, wo eine kleine Volksbund-Delegation der deutschen Gefallenen gedachte. Fast 6.200 Soldaten sind hier begraben.

Auf dem Brüderfriedhof

Die zweite Station am Montag besuchte Wolfgang Schneiderhan als Ehrengast des deutschen Botschafters in Riga, Christian Heldt: Auf dem Brüderfriedhof in Riga stand lettisches Gedenken im Mittelpunkt. Diese Anlage ist ein Nationaldenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges und des Unabhängigkeitskampfes. Verteidigungsminister Pistorius und sein Amtskollege Dr. Andris Sprūds legten Kränze im Namen beider Länder nieder. Offizielles militärisches Zeremoniell Lettlands umrahmte die Veranstaltung.

Gräber- und Gedenkstätte Bikernieki

Die Gräber- und Gedenkstätte Bikernieki, die den Opfern des Holocaust gewidmet ist, besuchten Boris Pistorius und Wolfgang Schneiderhan ebenfalls am Montag gemeinsam. Dort hat der Volksbund im vergangenen Jahr eine Ausstellung eröffnet: Das Grauen in den Wäldern von Riga-Bikernieki. Drei Kränze liegen nun an zentraler Stelle: einer Deutschlands, einer Lettlands und einer des Volksbundes.

In den Jahren 1941 bis 1945 waren in den Wäldern von Bikernieki rund 35.000 Menschen von den Nationalsozialisten erschossen, erschlagen und verscharrt worden – Jüdinnen und Juden aus Lettland, aber auch aus Städten des damaligen „Großdeutschen Reiches“.

Über den dreitägigen Besuch des Verteidigungsminisers im Baltikum berichtet unter anderem die ZEIT online: Ukraine-Überblick: Pistorius verspricht baltischen Staaten Beistand, Angriff auf die Krim.

Der Volksbund ist ...

... ein gemeinnütziger Verein, der im Auftrag der Bundesregierung im Ausland Kriegstote sucht und birgt, sie auf Kriegsgräberstätten würdig bestattet und ihre Gräber pflegt. In 46 Ländern sind mehr als 830 Soldatenfriedhöfe in seiner Obhut.

Seine Arbeit finanziert er überwiegend aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden.

Aktuelle Kampagne: das „Eine-Million-Projekt”.

Harald John Abteilungsleiter Öffentlichkeitsarbeit